Niederländer holen sich den World Cup 2017
Auch wenn der World Cup für Deutschland nach dem Viertelfinale vorbei war, gab es noch vier Nationen die den Pokal gewinnen konnten. Die beiden Favoriten England und die Niederlande trafen bereits im Halbfinale aufeinander. Der andere Finalist wurde im Duell zwischen Belgien und Wales gesucht. Im Endspiel, welches direkt im Anschluss an die Vorschlussrunde ausgetragen wurde, erhöhte sich die Distanz. Dort reichten nicht mehr zwei Siege, es mussten drei her. Und so wurden bis zu vier Einzel und ein Doppel gespielt.
Titelverteidiger unterliegt im Halbfinale
Als erstes ging es zwischen Belgien und Wales heiß her. Kim Huybrechts und Gerwyn Price machten den Anfang und zeigten eine sehr emotionale Partie. Nach einem 105’er Finish ging Price in Führung, ehe er mit einem Break diese sogar ausbauen konnte. Er feierte in seiner gewohnten Art und Weise, was bei Huybrechts, der noch nicht so gut im Spiel war, wohl nicht gut ankam. Als er 118 Punkte zum direkten Rebreak auscheckte, imitierte er den Price-Jubel. Dies war diesem aber offensichtlich völlig egal. Er zog weiter sein Ding durch und holte sich mit einem starken 13-Darter ein erneutes Break. Weiterhin gab der „Hurricane“ nicht auf, er kämpfte und schaffte nach back-to-back 180’ern per 11-Darter erneut den Anschluss. Doch weil er zwei Doppel zum Ausgleich verpasste, kam Price zu einem 88’er Finish mit zwei Darts und sicherte Wales damit den ersten Punkt. Mark Webster wollte gegen Ronny Huybrechts da anknüpfen und zeigte eine ganze starke Leistung. Schnörkellos und ganz stark checkte er 80 Punkte zum Break auf der Doppel-10. Dieses Doppelfeld schien „Webby“ zu liegen, dann auch das zweite Leg brachte er dort ins Ziel. Ronny kam bis hierhin nicht gut zurecht und der Druck erhöhte sich von Minute zu Minute mehr. Nachdem Webster 95 Punkte auf dem Bullseye nicht auschecken konnte, brachte er 96 Punkte auf null. Doch Webster lass sich davon nicht beeindrucken. Wie sein Teampartner zuvor blieb er fokussiert und zog einfach sein Ding durch. Er holte sich das 3:1, verpasste dann aber einen Matchdart auf Tops. So verkürzte Ronny erneut, verzögerte damit aber nur das Unausweichliche. Zu stark war Mark, der seinen eigenen Aufschlag souverän nach Hause brachte und mit dem 4:2 den 2:0-Gesamtsieg von Wales sowie den Einzug ins Finale eintütete.
Danach kam es zum großen Duell zwischen England und den Niederlanden. In den Einzeln machten Adrian Lewis und Michael van Gerwen den Anfang. Lewis erwischte einen tollen Start und brachte direkt 121 Punkte auf dem Bull zu Ende, es war ein Break. Doch bei 85 Rest verfehlte er die Mitte des Boards, sodass van Gerwen die direkte Antwort gelang. Es war eine Partie die hin und her gehen sollte. Nachdem Lewis sich für ein weiteres Break in Position brachte und 40 Rest stellte, checkte Michael 160 Punkte raus. Doch die Antwort war ein 115’er Finish von Adrian auf der Doppel-19. Es war ein fantastisches Spiel, bei dem dann plötzlich wieder „Jackpot“ den Vorteil zu haben schien, nachdem ihm erneut ein Break gelang. Doch in seinem eigenen Aufschlag war er dann etwas zu schwach, sodass MVG ein entscheidendes letztes Leg erzwang. Dort vergab er allerdings insgesamt sechs Matchdarts. Nur weil Lewis 127 auf Bull nicht checkte, holte sich Michael doch noch den 4:3-Erfolg. Es ging nun also um alles für Dave Chisnall. Er musste Raymond van Barneveld bezwingen, um die Chance auf die Titelverteidigung für England aufrecht zu erhalten. Doch er musste direkt hinterherlaufen. Raymond zeigte schon im ersten Leg zwei 180’er und startete mit einem Break. Zwar konnte Dave ausgleichen, doch erneut führten zwei perfekte Aufnahmen für ein Break zugunsten des Niederländers, dieses Mal sogar mit einem 10-Darter. Nachdem er auch noch 115 Punkte auscheckte schien alles klar, doch Dave kämpfte sich zurück, überlebte einen Matchdart und verkürzte. Im sechsten Leg stand der Engländer bei 132 Punkten Rest, traf mit dem ersten Dart das Bullseye, der zweite sprang jedoch aus ebenjenem raus. Durch dieses Pech hatte Raymond erneut Matchdarts, die er zum 4:2 ins Ziel brachte. So siegte die Niederlande insgesamt mit 2:0 und zog zum vierten Mal ins Endspiel ein.
Waliser verpassen die Überraschung
Im Finale des World Cup of Darts 2017 standen sich also wie in der ersten Auflage 2010 die Niederlande und Wales gegenüber. Damals hießen die Paare noch Raymond van Barneveld und Co Stompé sowie Mark Webster und Barrie Bates. Die Waliser spielten bis ins Endspiel ein sehr gutes Turnier. Gegen starke Finnen setzten sie sich in der ersten Runde mit 5:4 durch und ließen dann zwei 2:0-Erfolge gegen Irland und Russland folgen. Auch die Belgier konnten keinen Punkt mehr gegen die starken Briten holen, sodass der Einzug ins Endspiel perfekt war. Die Niederländer hatten im Verlauf da größere Probleme. Zunächst siegten sie klar mit 5:1 gegen ebenfalls starke Tschechen. Die USA und danach die beiden Deutschen Max Hopp und Martin Schindler hielten die Favoriten dann ziemlich auf Trapp und die Niederländer mussten sich ihre 2:1-Siege erkämpfen. Das 2:0 im Halbfinale gegen die Engländer war dagegen souveräner. Den Anfang im Endspiel machten Gerwyn Price und Michael van Gerwen. Dort begann Gerwyn durchaus gut, kam jedoch nicht zu einem Versuch auf Doppel, weil van Gerwen eiskalt auscheckte. Auch in der Folge zeigte sich der Niederländer sehr stark, holte sofort ein Break und ließ einen 11-Darter folgen. Gerwyn kämpfte, aber hatte große Probleme bei dem Tempo von MVG mitzuhalten. Dennoch erarbeitete er sich zwei Chancen auf Doppel, vergab diese jedoch. So konnte Michael das 4:0 klarmachen und die Niederlande sehr schnell in Führung bringen.
Mark Webster musste danach gegen Raymond van Barneveld also möglichst einen Sieg holen, um den Druck beim Doppel möglichst gering zu halten. Barney begann allerdings sehr gut, verpasste jedoch zwei Darts auf die Doppel. Webster war zur Stelle, checkte 70 Punkte mit zwei Darts und ging in Führung. Raymond wirkte sehr entspannt und siegessicher und untermauerte seine Ambitionen mit einem starken Leg zum Ausgleich. Allerdings zeigte sich Webster, vor allem auf die Doppel, sehr sicher in diesem Match. Er behielt erneut seinen Aufschlag und konnte danach 94 Punkte zum Break auschecken. Raymond hatte sich auf 32 Punkte Rest gestellt. Im fünften Leg stellten sich beide dann auf 70 Punkte, Mark durfte aber zuerst ran und checkte diese erneut gekonnt aus. Durch das 4:1 glich Wales also aus. Im Doppel wollten sich beide danach in eine gute Ausgangsposition bringen, um im darauf folgenden Einzel eine Chance auf den Turniersieg zu haben. Wales begann auch richtig stark, bekam jedoch durch ein 96’er Finish von van Gerwen keine Möglichkeit auf ein Doppel. Danach zogen die Niederländer das Tempo gut an und zeigten sich sehr dominant. Wales musste sich strecken, konnte halbwegs mithalten, hatte aber keine echten Chancen auf einen Leggewinn. Durch ein 107’er Finish bestätigte Michael van Gerwen das von Barney zuvor geholte Break und brachte die Niederlande damit 3:0 in Front. Doch Wales gab nicht auf, checkte in Persona Price ein 100’er Finish via zwei Mal Tops. Letztlich war das aber nur Ergebniskosmetik, das fünfte Leg war eine klare Angelegenheit zugunsten von Oranje, die sich durch das 4:1 die Gesamtführung von 2:1 sicherten. Somit stand Price gegen van Barneveld unter Druck, musste die Partie gewinnen. Im ersten Leg hatte er dabei bereits Glück, dass van Barneveld ein 160’er Finish auf Tops knapp verfehlte und er so seinen Aufschlag behalten konnte. Dieses Glück hatte er im zweiten Leg jedoch nicht, Raymond checkte 136 zum Ausgleich. Beide konnten in der Folge ihre eigenen Aufschläge durchbringen, Price wirkte wenig beeindruckt zu sein. Doch im eigenen Leg verpasste er dann die Chance mit einem 120’er Finish in Führung zu gehen, wodurch Barney das Break gelang. Der Niederländer brachte sich damit 3:2 in Führung und brauchte nur noch sein eigenes Leg durchbringen, um den World Cup of Darts für die Niederlande zu sichern. Er startete dort auch perfekt und schaffte damit den Grundstein für den Erfolg. Price konnte dem nichts mehr entgegensetzen und so holte sich Raymond den 4:2-Erfolg. Durch dieses 3:1 gewann die Niederlande nach 2010 und 2014 zum dritten Mal den World Cup.
Tobias Gürtler