Nur Martin Schindler übersteht die vierte Runde

An einem ereignisreichen Nachmittag ist das Teilnehmerfeld bei den UK Open 2023 deutlich verkleinert worden: von den ursprünglich 158 Spielern sind jetzt nur noch 64 übrig. Da es bei diesem Turnier keine Setzliste gibt, kam es auch in der am Freitagabend stattfindenden vierten Runde zu einigen Krachern: Auf der Hauptbühne spielten unter anderem Michael van Gerwen und Dave Chisnall sowie James Wade und Gary Anderson gegeneinander. Beteiligt an dieser Session waren drei deutsche und zwei österreichische Profis, die alle abseits der TV-Übertragung um das Weiterkommen kämpfen. Die Runde der Letzten 64 wurde im Modus „Best of 19 Legs“ ausgetragen.

Die Partien auf der Hauptbühne: vor allem Smith und Anderson überzeugen

Der 16-jährige Thomas Banks stand unmittelbar vor dem größten Moment seiner noch jungen Darts-Karriere: auf der Hauptbühne forderte er bei den UK Open in der vierten Runde Gerwyn Price heraus. Der „Iceman“ machte von Anfang an deutlich, wer in dieser Partie der haushohe Favorit war – die erste Session dominierte Price auf beeindruckende Art und Weise. Mit 14, 14, 13, 11 und 12 Darts gewann er im Schnelldurchlauf alle fünf Legs. Nach der Pause schnappte sich Price dank eines 85er-Checkouts auch das sechste Leg, zuvor hatte Banks seine ersten drei Möglichkeiten ausgelassen. Kurz darauf hatte er aber doch Grund zur Freude: ein 84er-Finish zum Abschluss eines 12-Darters bescherte Banks den ersten Leggewinn. Damit gab sich der Youngster nicht zufrieden: mit 18 und 13 Darts entschied er noch zwei weitere Legs für sich. Danach ging Price mit einem eigenen 13-Darter dazwischen, er lag zu diesem Zeitpunkt mit 7:3 vorne. Direkt nach der zweiten Pause warf Banks fünf Darts am Doppelring vorbei, es sollten seine letzten Möglichkeiten an diesem Abend bleiben. Price brachte die Partie jetzt konzentriert zu Ende, checkte noch 71 sowie 70 Punkte und setzte sich letzten Endes souverän mit 10:3 durch.

Als nächstes bekamen die Zuschauer das Topspiel zwischen Michael van Gerwen und Dave Chisnall zu sehen. Beide präsentierten sich zuletzt in guter Form: van Gerwen gewann die letzten beiden Premier League-Spieltage, „Chizzy“ das erste European Tour-Event der neuen Saison. Das Auftaktleg ging an den Niederländer, der danach aber zwei Breakmöglichkeiten liegen ließ. Im dritten Leg brachte sich van Gerwen durch einen 14-Darter wieder in Front, Chisnall antwortete darauf mit einem starken 11-Darter. Letztlich hatte van Gerwen einem 116er-Highfinish die knappe 3:2-Pausenführung zu verdanken. Zurück auf der Bühne glich Chisnall durch einen 14-Darter erneut aus, er jagte kurz darauf allerdings drei Breakdarts außen an der Doppel-18 vorbei. Stattdessen war unmittelbar danach van Gerwen selbst, der mit einem 116er-Checkout für das erste Break der Begegnung verantwortlich war. Ein 76er-Checkout bescherte „Mighty Mike“ den dritten Leggewinn nacheinander, ehe Chisnall seinen Rückstand rechtzeitig vor der zweiten Unterbrechung auf 4:6 reduzierte. Mithilfe eines 74er-Checkouts erzielte Chisnall einige Minuten später ein wichtiges Break, er vergab jedoch eine Möglichkeit zum Ausgleich. Aus diesem Grund produzierte van Gerwen mit einem eigenen 13-Darter das direkte Rebreak, an den sich ein 14-Darter zum 8:5 anschloss. Einen weiteren Gefallen tat Chisnall dem Gegner im nächsten Leg: mit zwei Fehlwürfen auf Doppel ermöglichte er van Gerwen das Break. Bereits wenig später erhielt der dreimalige UK Open-Champion seine ersten Matchdarts, setzte aber zwei Stück in den Sand. „Chizzy“ hielt sich durch ein 105er-Highfinish im Turnier. Er schöpfte daraus neuen Mut und kam durch einen 14- sowie einen 12-Darter bis auf 8:9 heran – den „Zwölfer“ hatte Chisnall mit einem 101er-Finish über Triple-7 und zweimal Tops beendet. Jetzt setzte van Gerwen der Aufholjagd allerdings ein Ende, mit einem starken 11-Darter sicherte er sich das ihm noch fehlende Leg. Somit behielt van Gerwen mit 10:8 die Oberhand.

Selbstverständlich darf auch der Weltranglistenerste nicht auf der Hauptbühne fehlen. Dem Vorjahresfinalisten Michael Smith war in der vierten Runde Ian White zugelost worden. Im Auftaktleg feuerte Smith drei Darts über seine bevorzugte Doppel-20, abgesehen davon fand der amtierende Weltmeister aber gut in die Partie hinein. Er sorgte im dritten Durchgang für das erste Break der Partie, schnappte sich mit 15 sowie 18 Darts auch die beiden daran anschließenden Legs und nahm einen 4:1-Vorsprung mit zum Pausentee. Zurück vor den Kameras baute Smith die Führung zunächst aus. Er vergab im siebten Durchgang jedoch eine Möglichkeit auf der Doppel-20, um seine Serie am Leben zu halten. Nach fünf verlorenen Legs hintereinander trat White deswegen wieder in Erscheinung. Der „Bully Boy“ stellte den vorherigen Abstand sofort wieder her, ehe White mit einem 14-Darter zu seinem dritten Leggewinn kam. Das letzte Wort vor der zweiten Pause wurde allerdings von der Nummer eins der Welt gesprochen, zu diesem Zeitpunkt lag Smith komfortabel mit 7:3 vorne. Im Anschluss daran ließ sich Smith zwei Breakdarts auf der Doppel-8 entgehen. Dieser Patzer hatte aber keinen Einfluss auf den Ausgang dieser Begegnung, weil Smith in der Schlussphase ein Feuerwerk abbrannte. Er brillierte mit drei 12-Dartern hintereinander und checkte dabei erst 124 Punkte auf dem Bullseye, danach sogar 167 Punkte und zum Abschluss 100 Zähler über zweimal Tops. Der klare 10:4-Erfolg war damit amtlich, Smith kam dabei auf einen Average von gut 101 Punkten.

Als Sieger der UK Open von 2021 muss James Wade an diesem Wochenende 100.000 Pfund Preisgeld verteidigen, um nicht in der Weltrangliste abzurutschen. Gleich die erste Aufgabe für „The Machine“ hatte es jedoch in sich: Wade duellierte mit Gary Anderson. Der Engländer eröffnete die Partie mit einem 102er-Highfinish, Anderson machte einige Aufnahmen später 90 Zähler aus. Die nächsten beiden Legs wurden ebenfalls gerecht aufgeteilt, wobei der „Flying Scotsman“ mit einem 11-Darter glänzte. Wade benötigte im fünften Leg nur einen Wurf mehr und nahm daher eine knappe 3:2-Führung mit von der Bühne. Nachdem Anderson einige Zeit später einmal mehr ausgeglichen hatte, konnte das erste Break der Partie vermeldet werden. Wade hatte drei eigene Chancen vergeben und es seinem schottischen Gegner damit ermöglicht, erstmals die Führung zu übernehmen. Dem Break ließ Anderson ein 130er-Finish auf der doppelten 5 folgen. Der frühere Doppelweltmeister spielte in dieser Phase herausragend, warf im neunten Leg sechs perfekte Darts und holte sich letztendlich mit einem brillanten 10-Darter ein weiteres Break. Drei Möglichkeiten, um seine Führung weiter auszubauen, nahm Anderson jedoch kurz vor der zweiten Unterbrechung nicht wahr. Wade war zur Stelle, erzielte auf der Doppel-10 das aus seiner Sicht enorm wichtige Rebreak und verringerte seinen Rückstand auf 4:6. Nach der Pause gelang es Wade, diesen Rückstand wettzumachen und zum 6:6 auszugleichen. Danach ging Anderson wieder dazwischen. Er beendete mit einem starken 11-Darter die ungewollte Serie von drei verlorenen Legs nacheinander und bestätigte das auf diese Weise geschaffte Break mit einem 14-Darter. Nachdem Wade verkürzt hatte, leistete sich Anderson bei eigenem Anwurf vier Fehlwürfe auf den äußeren Ring des Boards. Wade erwische die Doppel-4 mit dem letzten Dart in der Hand und sorgte mit dem 8:8 wieder für Parität. Mit einem 75er-Checkout verbuchte Anderson anschließend wieder ein Break, diesmal gab er den dadurch errungenen Vorteil auch nicht mehr aus der Hand. Mit einem 98er-Finish beendete Anderson kurz darauf den Freitagabend, er sicherte nach dem 10:8 das letzte Ticket für die fünfte Runde. Dabei lieferte Anderson eine überzeugende Vorstellung ab: er warf fast 105 Punkte im Schnitt und traf die Doppel mit einer Quote von 40 Prozent.

Die Partien mit deutschsprachiger Beteiligung: Hempel verspielt eine 9:6-Führung – klare Pleiten für beide Österreicher

Aus deutscher Perspektive war es Gabriel Clemens, der an diesem Abend zuerst im Einsatz war. Die deutsche Nummer eins hatte bei seiner sechsten UK Open-Teilnahme mit Dimitri Van den Bergh eine schwierige Aufgabe vor der Brust. Der Belgier startete furios in diese Partie: er gewann die ersten beiden Legs mit jeweils zwölf Darts und checkte dabei 93 und 82 Punkte. Nachdem die nächsten beiden Legs fair aufgeteilt worden waren, verkürzte Clemens durch ein 86er-Bullfinish auf 2:3. Mit einem 85er-Checkout, ebenfalls auf dem Bullseye, stellte Van den Bergh den vorherigen Abstand wieder her. Zudem profitierte er kurz darauf von drei Fehlwürfen seines Konkurrenten. Van den Bergh kam mit einem eigenen 14-Darter zum Break und legte einen weiteren 14-Darter hinterher. Mit einem 144er-Highfinish stoppte Clemens den Lauf seines Gegners, im zehnten Durchgang warf er jedoch einen wichtigen Breakdart knapp am Bullseye vorbei. Stattdessen hielt der „Dreammaker“ seinen Vorsprung mit dem 7:3 aufrecht. Im elften Leg leistete sich der Saarländer vier weitere Patzer, weshalb der Rückstand noch größer wurde. Das in dieser Situation erzielte Break bestätigte Van den Bergh mit einem 13-Darter, sodass er nur noch einen Leggewinn von der Ziellinie entfernt war. Mit zwei 14-Dartern in Folge betrieb Clemens noch etwas Schadensbegrenzung, die Niederlage konnte er aber nicht mehr verhindern. Van den Bergh platzierte den vierten Matchdart in der Doppel-8 und bezwang den besten deutschen Dartsprofi mit 10:5.

Zum ersten Mal in seiner Karriere blieben Martin Schindler die ersten drei Runden bei den UK Open erspart, er erlebte ebenfalls erst in der Abendsession seinen Turnierauftakt. An Board Nummer sechs traf Schindler auf Simon Whitlock. „The Wall“ musste zwar frühestmöglich ein Break gegen sich akzeptieren, machte dieses mit einem 101er-Highfinish aber umgehend wieder wett. Im Gegensatz dazu wurden die nächsten beiden Legs vom jeweils anwerfenden Spieler gewonnen. Nachdem Schindler durch einen 15-Darter wieder in Führung gegangen war, bestrafte er zwei Patzer seines Konkurrenten mit dem Break. Schindler blieb nun am Drücker und entschied mit 15, 17 und 14 Darts auch die drei daran anschließenden Legs zu seinen Gunsten. Er hatte mittlerweile fünf Legs in Folge gewonnen und war auf 7:2 davongezogen. Er danach schaffte es Whitlock, wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Der „Wizard“ legte nun seinerseits ebenfalls einen Zahn zu und sammelte mit 14, 13 und 15 Darts drei Legs hintereinander ein. Danach stoppte Schindler die Aufholjagd des Gegners, durch das 8:5 hielt er Whitlock auf Distanz. Letzten Endes gab die deutsche Nummer zwei die Führung nicht mehr aus der Hand. Zwar ließ Schindler seine ersten Matchdarts im 16. Leg der Partie noch aus, dafür setzte er unmittelbar danach mit sechs perfekten Darts und einem 12-Darter den Schlusspunkt. Der 10:7-Erfolg brachte Schindler genau wie im letzten Jahr in die fünfte Runde.

Etwa zeitgleich wollte Florian Hempel gegen Richie Burnett alles dafür tun, um erstmals die fünfte Runde der UK Open zu erreichen. Die ersten beiden Legs der Partie gingen an den Waliser. Hempel, der sich im zweiten Leg acht Fehlwürfe geleistet hatte, kam aber zügig zum 2:2-Ausgleich. Anschließend geriet Hempel erneut in Rückstand, mit 17 und 15 Darts entschied er aber kurzerhand erneut zwei Legs nacheinander zu seinen Gunsten. Die Reaktion von Burnett auf das Break konnte sich sehen lassen, er beendete im achten Durchgang einen 12-Darter mit einem 144er-Checkout. In den nächsten Minuten gelang beiden Akteuren je ein 15-Darter, sodass es nach zehn absolvierten Legs noch immer unentschieden stand. In der Folge gelang es Hempel, sich von seinem Gegner abzusetzen. Beim Zwischenstand von 5:6 aus seiner Sicht startete der Kölner eine Serie: vier Legs hintereinander wanderten auf sein Konto. Dadurch war Hempel an dem Punkt angelangt, an dem ihn nur noch ein einziger Leggewinn von der nächsten Runde trennte. Der Deutsche schaffte es allerdings nicht, den Sack zuzumachen. Im 16. Leg der Partie erarbeitete er sich bei 86 Restpunkten keinen Wurf auf ein Doppelfeld, ein Leg später vergab Hempel den ersten Matchdart. Wenig später gelang es ihm auch bei 92 Restpunkten nicht, die Partie zu beenden. Davon erholte sich Hempel im notwendigen Entscheidungsleg nicht mehr. Burnett nutzte den Vorteil des Anwerfens aus, brachte 80 Zähler auf Null und hatte den 6:9-Rückstand in den 10:9-Sieg verwandelt.

Auf Rowby-John Rodriguez wartete am heutigen Freitagabend ein Duell mit Darts-Ikone Steve Beaton. Der 58-jährige Engländer ist neben James Wade einer von nur zwei Spielern, die alle 21 Auflagen der UK Open mitgemacht haben. Rodriguez fand nur schleppend in die Partie hinein, punktete in der Anfangsphase zu schwach und geriet schnell mit 0:3 ins Hintertreffen. Erst danach kam der Österreicher zu seinem ersten Leggewinn, diesen 16-Darter beantwortete Beaton umgehend mit einem eigenen 16-Darter. Vergleichbar dazu verliefen die nächsten beiden Legs: Rodriguez reduzierte den Rückstand mit einem 15-Darter, der „Bronzed Adonis“ hielt den Gegner dank eines eigenen 15-Darters aber auf Abstand. Nachdem Rodriguez zum 3:5 aus seiner Sicht gekommen war, sorgte Beaton für ein echtes Highlight: er zeigte das 170er-Highfinish zum Abschluss eines 12-Darters. Diese starke Aktion verlieh dem erfahrenen Engländer zusätzliches Selbstvertrauen. Er brachte mit 16 und 17 Darts auch die beiden darauffolgenden Legs unter seine Fittiche und lag mittlerweile deutlich mit 8:3 vorne. „Little John“ beendete seine Durststrecke mit einem 15-Darter, es blieb aber sein letztes Erfolgserlebnis bei diesem Turnier. Wenige Minuten später versenkte Beaton seinen ersten Matchdart in der Doppel-20 und vollendete den eindeutigen 10:4-Erfolg.

Bis ganz zum Schluss hatte sich Mensur Suljovic am heutigen Abend gedulden müssen, ehe es auch für ihn in der vierten Runde ernst wurde. Der Wiener bekam es mit Karel Sedlacek zu tun. Mit 13 Darts brachte Suljovic das erste Leg der Partie auf seine Seite. Sedlacek verteidigte sein erstes Anwurfleg ebenfalls, erzielte mit einem 71er-Checkout zudem das erste Break und erhöhte seinen Vorsprung anschließend auf 3:1. Suljovic hatte in diesem vierten Durchgang bereits eine eigene Chance vergeben und verfehlte in den nächsten beiden Legs fünf weitere Doppelfelder. „Evil Charlie“ machte 64, 89 sowie 116 Punkte aus und rannte seinem Gegner weiter davon – insgesamt hatte der Tscheche damit sechs Legs nacheinander eingefahren. Zwei Fehlwürfe auf Doppel kosteten „The Gentle“ auch das nächste Leg, mittlerweile war sein Rückstand auf 1:7 angewachsen. Erst danach brachte es Suljovic mit einem 15-Darter zustande, das lange Warten auf einen eigenen Leggewinn zu beenden. Sedlacek konterte umgehend mit einem 13-Darter und hatte den Sieg bereits in Sichtweite. Die nächsten beiden Legs gingen mit 15 und 13 Darts nach Österreich. Angesichts des klaren Rückstands hatten diese Leggewinne aber keine Auswirkungen auf den Ausgang der Partie. Sedlacek ging mit einem 12-Darter den vorletzten Schritt und brachte zum Abschluss zum zweiten Mal in diesem Match 116 Punkte auf Null. Für Suljovic endeten die diesjährigen UK Open mit einer krachenden 4:10-Niederlage.

UK Open


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