Clemens und Suljovic verlieren im Achtelfinale
Und dann waren es nur noch 16: genau diese Anzahl an Spielern war in der sechsten Runde der UK Open 2020 noch dabei. Unter ihnen waren mit Michael van Gerwen, Peter Wright, Rob Cross, Gary Anderson und Gerwyn Price auch noch die fünf Topfavoriten, der Letztgenannte musste im ersten Match auf der Hauptbühne gegen den Deutschen Gabriel Clemens antreten. Zudem war auch Mensur Suljovic noch im Rennen, er wollte sich gegen Jamie Hughes durchsetzen. Gespielt wurde am heutigen Samstagabend nur noch auf zwei Bühnen über die bekannte Distanz „best of 19 Legs“.
Hauptbühne: Überraschende Pleiten für Anderson und Wright
Den Anfang vor den TV-Kameras durfte also Gabriel Clemens machen, der als erster Deutscher überhaupt das Achtelfinale der UK Open erreichte. Mit Geburtstagskind Gerwyn Price hatte er bei der Auslosung eine sehr schwierige Aufgabe erwischt. Price spielte im Auftaktleg einen 13-Darter, warf anschließend aber fünf Pfeile am äußeren Ring vorbei. Der „German Giant“ kam also zum sofortigen Rebreak und stellte wenig später auf der doppelten 11 auf 2:1. Price antwortete zwar sofort, doch Clemens löschte noch vor der Pause 127 Zähler und ging deshalb mit einer 3:2-Führung im Rücken in die Kabine. Einige Minuten später bestrafte Clemens zwei Fehler des Gegners auf der Doppel-8, vergab anschließend allerdings selbst zwei Chancen. Price kam in dieser Situation also zum Rebreak und stellte kurz darauf Parität her. Nun drückte der Saarländer wieder auf das Gaspedal, zeigte einen 14- und einen 13-Darter und lag zur zweiten Pause mit 6:4 vorne. Nach der Unterbrechung scheiterte Clemens knapp an einem 150er-Finish und wurde vom „Iceman“ bestraft, indem dieser ein 114er-Finish vollbrachte. Mit einem 14-Darter hatte Price den Rückstand dann wiederum wettgemacht, mehr wusste Clemens in dieser Situation aber zu verhindern, als er für 74 Rest nur zwei Würfe benötigte. Price konterte erneut und hielt das Match mit dem 7:7 komplett offen. Nachdem die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt wurden legte Clemens mit einem starken 12-Darter vor und benötigte nur noch ein Leg zur großen Überraschung. Doch Price hatte keine Schwierigkeiten damit, für das Entscheidungsleg zu sorgen; dort zeigte der Waliser dann seine ganze Klasse. Er positionierte sich nach neun Würfen bei 54 Rest und nutzte gleich den ersten Matchdart zum 11-Darter. So musste sich Gabriel Clemens trotz einer tollen Leistung mit 9:10 geschlagen geben.
Nur mit größter Mühe hatte sich Michael van Gerwen am Nachmittag gegen Außenseiter Jason Lowe durchsetzen können. Gegen James Wade, der sein Fünftrundenmatch klar mit 10:1 gewann, musste daher eine klare Leistungssteigerung her. Das Auftaktleg ging an Wade, dies wurde von „Mighty Mike“ mit einem 116er-Highfinish egalisiert. Van Gerwen spielte anschließend zwei 12-Darter und löschte dabei auch 103 Punkte. Kurz vor der Pause machte es der Weltranglistenerste dann noch besser, benötigte nur elf Würfe und erhöhte auf 4:1. Einige Minuten später sicherte sich van Gerwen noch ein fünftes Legs in Folge, Wade konnte ihn erst stoppen, als er selbst 141 Punkte auf Null brachte. Im nachfolgenden Leg warf „The Machine“ jedoch drei Pfeile über die Doppel-20 drüber und verpasste an dieser Stelle das Break; sein insgesamt drittes Leg holte er sich kurz darauf mit einem 90er-Bullfinish. Mit einem 114er-Checkout setzte van Gerwen aber noch vor der zweiten Pause ein weiteres Ausrufezeichen. Wade holte sich einige Zeit später per 74er-Finish sein insgesamt viertes Leg; van Gerwen reagierte mit Checkouts von 82 und 88 Punkten und benötigte nur noch ein Leg zum Überschreiten der Ziellinie. Im 13. und auch letzten Leg gelangen dem dreifachen Weltmeister sechs perfekte Darts und schlussendlich ein 12-Darter. Bei seinem klaren 10:4-Erfolg gelang van Gerwen ein Punktedurchschnitt von fast 109.
Als nächstes folgte das Duell von Gary Anderson und Jelle Klaasen. Der „Flying Scotsman“ kam per 13-Darter frühestmöglich zum Break, warf anschließend jedoch dreimal an Doppelfeldern vorbei. Klaasen bestrafte dies mit einem sicheren 77er-Checkout, legte erfolgreich nach und profitierte im vierten Leg von gleich sechs weiteren Fehlern seines Gegners. Der Niederländer leistete sich wenig später allerdings selbst zwei Fehlwürfe, sodass er nur mit einem 3:2-Vorsprung zum Pausentee ging. Nach der Unterbrechung überstand Anderson drei Breakdarts gegen sich unbeschadet, durch ein 124er-Bullfinish im nächsten Leg konnte er sogar die Führung übernehmen. Doch Klaasen breakte sofort zurück und warf im nachfolgenden Durchgang sechs perfekte Darts, die in einen 12-Darter mündeten. Anderson konterte mit einem 13-Darter und stellte mit dem 5:5 Parität her. Auch mit fortschreitender Spieldauer verlief das Match äußerst ausgeglichen. Beide Akteure konzentrierten sich erfolgreich auf ihre Anwürfe, sodass es folglich zum 8:8-Zwischenstand kam. Wie zuvor auch konnte Klaasen jetzt in der Crunchtime vorlegen, doch Anderson schlug mit einem 150er-Highfinish zurück und sorgte für das alles entscheidende 19. Leg. Dort nutzte „The Cobra“ den Vorteil des Anwerfens, warf unter anderem zwei 140er und versenkte den 14. Wurf in der Doppel-12. Nach dem 10:9-Sieg erreichte Klaasen das Viertelfinale der UK Open.
Daryl Gurney konnte von Glück sprechen, dass er noch Teil dieses Wettbewerbs war – schließlich überlebte er sowohl gegen Keegan Brown als auch gegen William O’Connor Matchdarts. Im letzten Achtelfinale auf der Hauptbühne spielte der Nordire gegen niemand geringeres als Weltmeister Peter Wright. „Snakebite“ eröffnete das Geschehen mit einem 128er-Bullfinish und nutzte im zweiten Leg einen Fehlwurf des Konkurrenten. Gurney war dann im dritten Durchgang mit einem 12-Darter erfolgreich, blieb im vierten Leg chancenlos und sorgte im fünften für einen Höhepunkt: er brachte 136 Punkte auf Null und lag dadurch zur ersten Pause nur mit 2:3 hinten. Wright kam mit einem 12-Darter zurück auf die Bühne und holte sich nach verlorenem siebten Leg den achten Durchgang mit einem Treffer in der Doppel-10. In den nächsten beiden Legs leistete sich der bis dato sehr sicher auf den Doppelfeldern auftretende Wright insgesamt vier Fehler, die Gurney in beiden Fällen dankend ausnutzte. Nach zehn gespielten Legs war die Partie daher völlig ausgeglichen. In den ersten beiden Durchgängen nach der Unterbrechung leistete sich Wright weitere Fehler und geriet in Rückstand, hoffte im 13. Leg bei 40 Rest wartend aber auf seine Möglichkeit. Doch „Superchin“ ließ ihn hier nicht mehr ran, machte 148 Punkte auf der doppelten 14 aus und baute seine Führung auf 8:5 aus. Wright kam danach nach langer Wartezeit mal wieder zu einem Erfolgserlebnis, scheiterte kurz darauf aber knapp an 170 Punkten. Gurney erwischte Augenblicke später die Doppel-16 und brauchte nur noch einen Leggewinn. Schon im nächsten Durchgang war es dann soweit, Wright ließ seine letzten drei Möglichkeiten ungenutzt und Gurney machte den Deckel mit einem 108er-Highfinish drauf. Das Schlussresultat lautete aus der Sicht von Weltmeister Wright 6:10.
Bühne 2: Clayton gelingt der 9-Darter
Parallel zu den bereits dokumentierten Partien wurde auch auf der kleineren Nebenbühne gespielt. Los ging es hier mit der Begegnung von Jonny Clayton und Chris Dobey. „The Ferret“ startete hervorragend und entschied die ersten beiden Legs für sich, erst dann durfte Dobey auf ein Doppelfeld zielen. Er verfehlte Tops und durfte sich Sekunden später ein 104er-Finish seines Kontrahenten ansehen. Clayton ließ diesem einen starken 12-Darter folgen, nutzte im darauffolgenden Leg erneute Fehler von „Hollywood“ und erhöhte auf 5:0. Erst danach gelang Dobey sein erstes Erfolgserlebnis, mit einem 13-Darter erzielte er ein Break. Dies konnte er mit einer Portion Glück auch bestätigen, schließlich hatte Clayton kurz zuvor drei eigene Breakchancen verstreichen lassen. Nachdem beide Spieler anschließend je einen 13-Darter zeigten erwischte Clayton im zehnten Durchgang die Doppel-1, um mit einem 7:3 in die Pause zu gehen. Das erste Leg im Anschluss daran ging an Dobey, ehe Jonny Clayton mit zwei 180ern in das zwölfte Leg startete. Mit 141 Punkten stellte sich der Waliser nun vors Oche, wählte den klassischen Weg und machte den ersten 9-Darter bei den UK Open seit 2016 mit einem Treffer in der Doppel-12 perfekt. Dobey applaudierte, verringerte seinen Rückstand aber nichtsdestotrotz sofort wieder mit einem 13-Darter. Der Engländer verpasste im nächsten Leg jedoch zwei Breakdarts und stand nun bereits mit dem Rücken zur Wand. Dobey kämpfte sich nun wieder ran, zeigte unter anderem Highfinishes von 117 und 104 Punkten und lag nur noch mit 8:9 in Rückstand. Danach konnte Clayton aber den Deckel draufmachen, ein 13-Darter besiegelte den 10:8-Erfolg.
Im zweiten Match auf der Nebenbühne war dann schon Mensur Suljovic an der Reihe. Für ihn ging es gegen den gefährlichen Jamie Hughes. Da der Wiener im zweiten Leg vierfach auf Doppelfelder patzte verbuchte er sein erstes Erfolgserlebnis erst im Anschluss daran, bestätigte dieses Break aber mit einem 95er-Bullfinish zum 2:2. Nachdem die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt wurden musste Suljovic für längere Zeit abreißen lassen. Dies lag in erster Linie an seinem schwachen Scoring und daran, dass er immer wieder einzelne Chancen ausließ. „Yozza“ musste sich nicht besonders anstrengen, um vier Legs nacheinander gewinnen zu können – die Folge war die 7:3-Pausenführung. Nach der Unterbrechung nahm die Durststrecke von „The Gentle“ ein spektakuläres Ende: er löschte 161 Punkte zum Abschluss eines 12-Darters. Suljovic gewann auch den nächsten Durchgang, verpasste anschließend jedoch fünf Möglichkeiten, um weiter zu verkürzen. Auf der anderen Seite schaffte Hughes mit einem 87er-Finish das Break und stand bereits kurz vor dem Weiterkommen. Nachdem Suljovic schließlich knapp an 160 Restpunkten scheiterte machte Hughes auf der doppelten 5 den Sack zu und gewann mit 10:5.
Als nächstes trafen nun Kyle McKinstry und Dimitri Van den Bergh aufeinander. McKinstry, der am Nachmittag Martin Schindler aus dem Turnier gekegelt hatte erlebte einen großartigen Start in dieses Achtelfinale. Er gewann die ersten vier Legs allesamt und zeigte dabei unter anderem Checkouts von 96 und 130 Punkten. Erst als der Nordire im fünften Legs vier Möglichkeiten ungenutzt ließ schaffte es Van den Bergh erstmals, ein Leg zu gewinnen. Dabei handelte es sich um ein Break, welches er mühelos bestätigen konnte. Der „Dreammaker“ ließ sich auch vom verlorenen siebten Leg nicht abbringen und setzte seine Aufholjagd fort. Er gewann schließlich drei Legs nacheinander und hatte jetzt auf 5:5 ausgeglichen. Die nächsten vier Durchgänge wurden allesamt vom jeweils anwerfenden Spieler gewonnen, ehe Van den Bergh diesen Rhythmus im 15. Leg mit einem 80er-Checkout unterbrach. McKinstry machte dies aber sogleich wieder wett, indem er einen 12-Darter zum 8:8 mit einem 116er-Highfinish beendete. Doch drei Fehlwürfe im nächsten Leg kosteten ihn letztlich das Spiel. Van den Bergh kam in diesem Moment zum Break, schaffte es auch nachzulegen und siegte schlussendlich mit 10:8.
Auf der Nebenbühne fehlte jetzt nur noch das rein englische Duell zwischen Vorjahresfinalist Rob Cross und Stephen Bunting. Unter anderem mit einem 12-Darter sicherte sich „Voltage“ die ersten beiden Legs, vergab aber drei Chancen, um für ein weiteres Break zu sorgen. Mit einem 99er-Finish stellte Cross dann den vorherigen Abstand wieder her, ehe Bunting auf der Doppel-20 verkürzen konnte. Genau dieses Bild bot sich auch in den nächsten Minuten: Cross setzte sich für kurze Zeit ab, doch „The Bullet“ löschte 106 Zähler und reduzierte seinen Rückstand auf 3:4. Nachdem Bunting im neunten Leg mit einem 12-Darter erfolgreich war hatte er einige Minuten später die große Gelegenheit zum Break, wusste aber mit zwei Chancen nichts anzufangen. Cross rettete seinen Anwurf auf der Doppel-2 und ging mit einer 6:4-Führung in die einzige Unterbrechung. Bunting gewann auch mit der unfreiwilligen Unterstützung seines Gegners nach der Pause drei Legs in Serie, besonders erwähnenswert war dabei das 130er-Highfinish zum 7:6. Nachdem die nächsten beiden Legs fair verteilt wurden zeigte Cross ein 105er-Highfinish, um für den Zwischenstand von 8:8 zu sorgen. Letzten Endes hatte der Weltmeister von 2018 den längeren Atem. Er sicherte sich die beiden benötigten Legs und buchte ebenfalls sein Viertelfinalticket.
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