John Part erlebt zweiten Frühling

Am Abend des zweiten UK Open-Tages wurde zum letzten Mal auf mehr als nur einem Board gespielt. Auf der Hauptbühne kam es dabei zur Neuauflage eines Duelles vom letzten Jahr, als Paul Hogan auf Gerwyn Price traf. Die Favoriten Rob Cross und Gary Anderson bekamen es mit Krzysztof Ratajski bzw. Jermaine Wattimena zu tun. Im ersten Duell zweier Altmeister traf Mervyn King auf John Part. Außerdem spielte Favoritenschreck David Pallett gegen Kim Huybrechts, Schindler-Bezwinger Corey Cadby traf auf Chris Dobey, Ian White musste gegen Robert Owen ran und der formstarke Michael Smith bekam es mit Angstgegner Steve West zu tun.

Gerwyn Price verpasst den 9-Darter

Die erste Begegnung auf der Hauptbühne bestritten mit Mervyn King und John Part zwei sehr erfahrene Akteure. Es war das erste Duell der beiden überhaupt und nachdem King bereits Raymond van Barneveld rausgeworfen hatte, ging er als Favorit ins Spiel. Er erwischte auch einen guten Start, brachte sich direkt mit einem 104’er Finish zum Break mit 2:0 in Führung. Zunächst konnte Part mit einem 112’er Finish antworten, weil King sechs Möglichkeiten auf die Doppel ausließ, dann aber ließ er Mervyn etwas davonziehen. Der Engländer brachte zwischen sich und den dreifachen Weltmeister einen Puffer von drei Legs und in dieser Phase schien, trotz der großen Doppelprobleme von Mervyn, nichts darauf hinzudeuten, dass Part an diesem Tag noch etwas am Ausgang des Spiels ändern könnte. Dann aber ließ King etwas nach. Part reichten 19-Darter um Legs zu gewinnen. Dadurch holte er sich etwas mehr Selbstvertrauen und kam doch nochmal zurück. Wichtig war hierbei das Break zum 5:6, nachdem King erneut drei Chancen auf die Doppel ausließ. Zwar konnte Mervyn dort nochmal antworten, seinerseits ein Break holen, kassierte jedoch direkt im Anschluss einen 12-Darter samt 109’er Finish von „Darth Maple“, der wenig später auch ausglich. Vielleicht vorentscheidend für die Partie war das 15. Leg. King hatte sich gerade einen Rest von 36 Punkten gestellt, da packte Part ein 118’er Finish auf der Doppel-19 zum Break aus und holte sich das vierte Leg in Folge zum 9:7. Zwar konnte King nochmal verkürzen und hatte dann auch Chancen zum Ausgleich, nutzte diese aber wieder mal nicht. So holte sich Part auch das 10:8 und zog tatsächlich erstmals nach 2004 wieder ins Viertelfinale der UK Open ein. Damals kam er sogar bis ins Endspiel.

Ein sehr interessantes Duell fand danach zwischen Paul Hogan und Gerwyn Price statt. An gleicher Stelle trafen sich die beiden auch schon im letzten Jahr, nachdem Hogan einige Hochkaräter rausgeworfen hatte. Price siegte damals mit 10:6 und wollte dies auch in diesem Jahr schaffen. Der Start ging aber ganz klar an Hogan, der mit zwei 180’ern nacheinander und einem 96’er Finish einen 11-Darter produzierte und Gerwyn in den ersten drei Legs absolut im Griff hatte. Dann aber taute der „Iceman“ auf und das mit einem Knall. Acht perfekte Darts gelangen dem Waliser, nur die Doppel-12 traf er nicht und verpasste damit das perfekte Spiel. Er holte sich das Leg trotzdem, aber lag zur ersten Pause dennoch mit 1:4 zurück. Price musste Kampfgeist zeigen und kam auch sehr gut aus der Unterbrechung zurück auf die Bühne. Er zeigte drei absolut fantastische Legs in denen er zunächst einen 11-Darter warf und im Anschluss nacheinander 120 und 160 Punkte auscheckte, um zum 4:4 auszugleichen. Der Lauf hätte auch durchaus noch weitergehen können, doch Price verpasste zwei Mal das Doppel, sodass Hogan sich wieder meldete und sich bis auf 6:4 wieder in Führung brachte. Price ließ sich aber nicht mehr aus dem Konzept bringen. Ein tolles 117’er Finish sorgte für einen 12-Darter, den er mit einem weiteren 12-Darter zum erneuten Ausgleich bestätigte. Das Momentum war nun klar auf Seiten des Vorjahresfinalisten und nur drei Legs später ging Price auch erstmals in Führung, nachdem Paul ein 101’er Finish auf der Doppel-18 verpasste. Dieses Doppelfeld sollte er auch in den folgenden beiden Legs verpassen, sodass Price mit 9:8 führte und nah am Sieg stand. Doch Hogan lernte dazu, stellte sich im 18. Leg bei 66 Punkten Rest Tops und traf es beim ersten Versuch, erzwang so das Entscheidungsleg. Dort war Price dann einfach einen Tick stärker und nutzte seinen ersten Matchdart auf Tops zum 10:9-Sieg.


Anderson und Cross setzen sich durch

Gary Anderson bekam es danach mit Jermaine Wattimena zu tun, den er zuvor lediglich auf kleineren Bühnen traf, jedoch immer im Griff hatte. Als zweifacher Weltmeister ging er auch in dieses Match klar als Favorit, zeigte in der Anfangsphase auch gute Ansätze. So konnte er sich schon im vierten Leg das erste Break der Partie sichern, nachdem Wattimena in diesem Spiel unter anderem bereits ein 164’er Finish verpasste hatte. Der Niederländer aber spielte durchaus eine gute Partie und zeigte nach dem Break die richtige Reaktion. Er verpasste nur knapp ein 121’er Finish und weil Gary 100 Punkte nicht auf null brachte, holte Wattimena das 2:3 und legte einen kleinen Lauf hin. Er zeigte unter anderem einen 11-Darter und sicherte sich gleich vier Legs in Serie um sich bis auf 5:3 in Führung zu bringen. Anderson musste nun antworten, wollte er seinen Kontrahenten nicht davonziehen lassen. Glück hatte er dabei im zehnten Leg, als Wattimena ein 142’er Finish und drei weitere Chancen auf die Doppel liegen ließ. Gary war zur Stelle und kam zum Ausgleich, ehe er nochmal so richtig Dampf machte. Er zeigte unter anderem sechs perfekte Darts und holte sich letztlich ganze fünf Legs in Folge um die Partie zu drehen. Er führte nun mit 8:5 und hätte das noch veredeln können. Jedoch war es nun der „Flying Scotsman“, der neben einem 146’er Finish auch noch drei ganz große Möglichkeiten ausließ um endgültig für die Entscheidung zu sorgen. So verkürzte Wattimena nochmal, konnte die Partie zum Ende hin aber nicht mehr spannend machen. Gary checkte 72 und 78 Punkte um sich die letzten beiden Legs zu holen und mit dem 10:6 ins Viertelfinale einzuziehen. Dabei spielte er mit 104,72 Punkten den bisher höchsten Average der UK Open 2018.

Als Weltmeister und Weltranglistendritter war Rob Cross nach dem Aus von Michael van Gerwen und Peter Wright, welche die letzten drei Auflagen der UK Open bestimmten, der in der Weltrangliste höchstplatzierte, verbliebende Spieler im Turniergeschehen. Automatisch war er damit auch der Top-Favorit auf den Titel und das wollte er gegen den amtierenden World Masters-Champion Krzysztof Ratajski aus Polen auch unter Beweis stellen. Mit dem Break im ersten Leg gelang ihm das direkt sehr gut, er bestätigte dieses auch sofort. Dann kam auch Ratajski besser rein, vergab nur knapp ein 160’er Finish, behielt aber trotzdem seinen Anwurf. Doch er musste sich ziemlich strecken. Nur zwei Legs später stand er gehörig unter Druck und checkte 110 Punkte zum 2:3. Ohne dieses starke High Finish hätte er zur ersten Pause wohl schon höher zurückgelegen. Ratajski hielt im Anschluss gut mit, ließ aber in dieser Phase einfach zu viel liegen. So rutschte er bei 146 Punkten Rest in die Triple-1 statt Triple-18 und nur ein Leg später ließ er gar vier Möglichkeiten auf die Doppel aus. Cross war jeweils zur Stelle und setzte sich danach mit einem 12-Darter samt 143’er Finish bis auf 6:2 ab. Ein 20-Darter reichte für Krzysztof um den Lauf zu unterbrechen, dennoch musste er nach der letzten Pause einen Rückstand von vier Legs aufholen. Dieser Rückstand schien zu groß und nachdem er auch noch ein 101’er Finish verpasste und Cross sich mit einem weiteren Break auf 8:3 absetzte, war die Messe gelesen. Am Ende setzte sich Rob mit 10:3 durch und bestätigte damit seinen Formanstieg der letzten Wochen.


Das Favoritensterben geht weiter

Für Ian White sollte Robert Owen eine Zwischenstation sein. Der Mann aus Stoke-On-Trent hatte es bereits im vergangenen Jahr bis ins Viertelfinale geschafft, wollte da natürlich auch in diesem Jahr wieder hin und einen drauflegen. Vielleicht war er mit dem Kopf auch bereits eine Runde weiter, denn seine Leistung im Duell mit Robert Owen war nicht sonderlich gut. Es war zwar ein relativ ausgeglichenes Spiel, nach zehn Legs stand es 5:5-Unentschieden, doch man hatte nie den Eindruck, dass hier zwei Spieler aus gänzlich unterschiedlichen Regionen der Order of Merit aufeinandertrafen. Nach dem 7:6 hatte Owen so richtig Lunte gerochen und legte nochmal einen Zahn zu, während White die Ideen auszugehen schienen. Am Ende setzte sich tatsächlich Owen mit 10:7 durch und erreichte erstmals das Viertelfinale eines TV-Events.

Michael Smith und Steve West trafen im Achtelfinale ebenfalls aufeinander. Es war das sechste Duell der beiden. Die Bilanz sprach für Steve West, der die letzten drei der bisher insgesamt fünf Matches für sich entscheiden konnte. Das letzte Mal trafen sie beim World Matchplay aufeinander. Durch die weiße Weste in der Premier League und die bisher so starke Form, ging aber der „Bully Boy“ als Favorit in die Partie. Es entwickelte sich jedoch eine sehr enge Angelegenheit. Beide Spieler schenkten sich nichts. Nach zwölf Legs stand es noch immer Unentschieden und es bahnte sich schon genau das an, was auch letztlich kommen sollte. Ein entscheidendes 19. Leg. Dort ging es letztlich nur noch um Nerven und die hatte Steve West an diesem Tag einfach besser beisammen. Er gewann mit 10:9 und bestätigte damit seine Serie gegen Michael Smith, indem er sich den vierten Sieg in Folge holte.

David Pallett bekam es mit Kim Huybrechts zu tun. Von den Namen her eigentlich eine klare Sache, so sollte man meinen. In den bisherigen neun Duellen war es jedoch Pallett, der bereits fünf Siege einfahren konnte, den berühmtesten wohl in der ersten Runde der WM 2016, als er den Belgier mit 3:2 nach Hause schickte. Nachdem Pallett auch bereits die früheren UK Open-Champions Robert Thornton und James Wade aus dem Turnier warf, ging er mit gehörig Selbstvertrauen in dieses Spiel. Nach einer engen Anfangsphase konnte sich der Engländer schnell absetzen, führte zur zweiten Pause bereits mit 7:3. Kim versuchte zwar danach nochmal zurück zu kommen, allerdings hatte Pallett immer wieder die richtige Antwort parat. Er hielt seinen Vorsprung und war mit dem 9:5 schon mit einem Bein in der nächsten Runde. Zwar kam Huybrechts noch zu zwei Leggewinnen, am Ende siegte jedoch Pallett mit 10:7 und zog, obwohl er nicht mal eine Tour Card hat, ins Viertelfinale der UK Open ein.

Ein auf dem Papier sehr interessantes Duell war auch die Partie zwischen Corey Cadby und Chris Dobey. Beide Spieler machten in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durch, vor allem von Corey Cadby sehen viele Experten den nächsten Michael van Gerwen. Dass Corey es richtig drauf hat, musste auch Martin Schindler erleben. Er schied als letzter Deutscher aus dem Turnier aus, weil Corey Cadby zum richtigen Zeitpunkt seine Klasse bewies und ein 147’er Finish warf, danach so richtig ablieferte. Gegen Dobey war er nach seinem Sieg bei einem UK Open Qualifier auch der klare Favorit und dieser Rolle wurde der Australier über die gesamte Dauer des Spiels auch gerecht. Er dominierte das Geschehen und setzte sich schnell ab, brachte sich mit dem 8:4 schon mit einem Bein in die nächste Runde. Danach ließ er dann aber doch nochmal etwas federn und so kam Chris etwas näher heran, spannend wurde es aber nicht mehr. Am Ende siegte Cadby völlig verdient mit 10:7 und stand ebenfalls erstmals in einem Viertelfinale bei einem Major Event.

Tobias Gürtler

UK Open


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