Gary Anderson Dartpfeile
So überraschend wie die Jungfrau ein Kind bekam, so überraschend (für mich) schreibe ich nun einen Testbericht über Dartpfeile.
Es ergab sich wie folgt: Beim üblichen Darttraining erschien Jürgen von Darts1.de und hatte einen Satz „Gary Anderson World Champion 2015“ von Unicorn dabei.
Auch wenn man aus langjähriger Erfahrung meint zu wissen, die eigenen Darts sind letztlich doch die richtigen für einen, ist man sicherlich neugierig genug, um fremde Darts einfach mal so in die Hand zu nehmen und dann auch ein paar mal in das Board zu werfen.
Und dabei geschah es dann….aber davon später mehr….
Vorweg erstmal einige Details zu den Darts und dem Lieferumfang:
Es handelt sich hier (laut Unicorn-Anpreisung) um die Weltmeisterdarts von Gary Anderson aus dem Jahr 2015.
Die zylinderförmigen Barrels aus 90%-igem Tungsten wiegen 23,1g und haben mit 6,4 mm Durchmesser eine relativ schlanke Form und sind mit 52,4 mm Länge nicht gerade die kürzesten.
Zur Spitze hin hat der Dart eine kugelförmige Abrundung.
Über den Barrel verteilt, bis ca. 1,5cm vor dessen oberen Ende, sind 25 umlaufende Rillen eingedreht, deren Abstände gleichmäßig abwechselnd geringfügig enger und weiter sind.
Den oberen Abschluß bilden das Firmenlogo „Unicorn“, vier sehr feine „Zierrillen“ und die Gravur „2015 World Champion“ mit der Unterschrift von Gary Anderson (hier sei aber angemerkt, dass dies nicht ohne weiteres und ohne Hilfsmittel erkennbar ist, ich musste insbesondere für die Gravur meine 3.0 Dioptrin weglegen und die 10-fach Lupe nehmen…).
Im Set enthalten ist ein Satz Unicorn Plastikschäfte mit Ringen zur besseren Flightfixierung, ein Satz Unicorn Plastikflights „Gary Anderson / The flying Scotsman“ und ein schlankes dunkelbraunes Unicorn Lederetui.
Verpackt sind alle Einzelteile jeweils passgenau in einer ansprechenden Verpackung mit den entsprechenden Produktinformationen.
Allerdings habe ich mir diese Details erst später angeschaut, nachdem ich mich sehr spontan entschieden habe, diese Darts intensiver zu testen. Aber wie kam es nun überhaupt dazu? Als ich die Darts in die Hand nahm, fiel mir sofort der gute Grip auf, resultierend aus den vielen feinen eingedrehten Rillen. Als ich dann die ersten Darts geworfen hatte, war ich überrascht, wie „sauber“ (sprich senkrecht zur Oberfläche) die Darts im Board steckten, obwohl ich sonst mit kürzerer Montage spiele, weil ein längerer Dart bei meinem Wurfstil in der Regel die Tendenz zeigt, zu „trudeln“. Schon nach kurzer Zeit hatte ich den starken Eindruck, dass der Dart leichte Fehler in der Wurfbewegung durchaus etwas verzeiht und dennoch eng gruppiert. Nachdem ich dann an verschiedenen Tagen mit den Darts trainiert und auch ein Kneipenturnier mitgespielt habe, kann ich guten Gewissens sagen, dass sich dieser positive erste Eindruck voll bestätigt hat! Sehr interessant an der Originalmontage ist auch der Schaft, in dem der Flight relativ beweglich befestigt ist. Selbst wenn man den Flight „bis Anschlag“ gegen den Ring drückt, kann man das Flightende gut hin und her bewegen, fixiert ist er im Ring, wohingegen das Schaftende etwas aufgespreizt ist. Ob diese Flexibilität gewollt ist und dazu dienen mag, dass nachgeworfene Darts besser „ihren Weg“ in das Dartboard finden, kann ich nicht beurteilen, liegt aber nahe. Wenn man allerdings den Flight nicht kräftig genug aufsteckt, springt er auch recht schnell ab, was durchaus nervig werden kann. Beim Thema „Bücken“ gebe ich den Tipp, die verbaute Standardspitze vor ihrem ersten Einsatz mit Schmirgelleinen oder Schleifstein quer anzurauhen. Leider ist die Spitze sehr glatt und unkonturiert, so dass insbesondere in einem etwas älteren Board der Dart recht lose drin steckt.
Aus qualitativer Sicht sind die Darts durchaus zu empfehlen, die Barrels sind bezüglich Abmessungen und Gewicht gut selektiert:
Länge Barrel (ohne Spitze): 52,4 mm / 52,4 mm / 52,4 mm
Durchmesser Barrel: 6,4 mm / 6,4 mm / 6,4 mm
Gewicht Barrel: 23,15 g / 23,20g / 23,15g
Gewicht Schaft + Flight: 1,66 g / 1,66 g / 1,67 g
Auch Flights und Schäfte sind robust, nach ca. 1.500 geworfenen Darts sehen diese noch sehr gut aus, 4x „Robin Hood“ wurde ohne erkennbaren Schaden überstanden. Einzige Auffälligkeit ist die montierte Gesamtlänge des Pfeils, diese variiert um einige Millimeter. Ursache hierfür ist ein unterschiedlicher Durchmesser der Klemmringe (4,2 mm bis 4,4mm). Dadurch und wegen der Tatsache, dass der Flight im Schaft keinen absoluten Endpunkt hat, lässt sich der Flight (je nach Kraftaufwand) unterschiedlich tief einstecken.
Fazit:
In Kombination mit meinem persönlichen Wurfstil überzeugt der Dart durch seine stabile Flugbahn und sein sauberes (relativ senkrechtes) Einstecken im Board. Dabei hat er bei mir die Tendenz, eher etwas flacher (also Flight tiefer als Spitze) im Board zu stecken. Eine kürzere Montage hat diesen möglicherweise gewünschten Effekt verstärkt, eventuell etwas zulasten der Flugstabilität. Insbesondere auch der gute Grip und die gute Selektion der Barrels in Verbindung mit der auch optisch feinen Verarbeitung (Dekorrillen, Gravur) motivieren mich, den Dart (fast) ohne Vorbehalt zu empfehlen, die beschriebenen „Auffälligkeiten“ bei den Schäften lassen sich sicher durch die Verwendung anderer Fabrikate ähnlicher Geometrie abstellen, falls man sich an der Originalmontage stören sollte.
Carlo Schüttner
Wir bedanken uns bei Sebastian Brinzing von dartfieber.de der uns die Darts für den Test zur Verfügung stellte.