Premier League 2025: Zwei Halbfinals mit ähnlichem Verlauf und identischem Ergebnis
Großer Showdown in der O2 Arena, lediglich die vier Top-Platzierten hatten das Ticket fürs Halbfinale gezogen. Namentlich waren dies die beiden Lukes, Littler und Humphries, sowie Gerwyn Price und Nathan Aspinall. England hatte somit die Mehrzahl der Play-off-Plätze inne, lediglich Gerwyn Price vertrat die walisischen Farben. Bis zum letzten regulären Premier League Spieltag hatte es auch ein Niederländer noch in der eigenen Hand, die Fahrkarte nach London zu buchen, es war Michael van Gerwen, der im direkten Vergleich mit seinem ärgsten Konkurrenten um Position Vier, Nathan Aspinall, gleich in seinem Auftaktmatch den Kürzeren zog. Aber der siebenfache Premier League Rekordchampion kam überhaupt nicht in Schwung und zeigte eine eher ernüchternde Performance mit kläglichem Scoring und noch unzulänglicheren Checkout-Versuchen. Während „Mighty Mike“, der sonst keineswegs für Bescheidenheit bekannt ist, nur relativ bescheidene Leistungen abrufen konnte, vermochte es Nathan Aspinall mit stabilen Aufnahmen zu überzeugen und letztendlich den verdienten Sieg einzuholen. Die Play-offs hatte Michael van Gerwen übrigens erst zum zweiten Mal überhaupt verpasst, seine desolate Vorstellung hing möglicherweise mit der äußerst betrüblichen Neuigkeit zusammen, die er letzten Samstag auf seinem Social Media Account publik gemacht hatte, nämlich dass er sich eine Weile aus dem Dartsport zurückziehen und eine Turnierpause einlegen wird. Der Grund für die Auszeit sei die Trennung von Ehefrau Daphne: „Mit großem Bedauern möchte ich mitteilen, dass Daphne und ich beschlossen haben, unsere Beziehung zu beenden.“ Diesbezüglich gab Michael van Gerwen bekannt, dass er sich die Zeit nehmen möchte, um die Trennung zu verarbeiten und daher vorerst vom Dartsport Abstand nehmen werde. Natürlich hofft der Niederländer auf das Verständnis seiner Anhänger: „Es tut mir leid, meine Fans enttäuschen zu müssen, aber ich denke, dass sie meine Entscheidung verstehen werden.“ Des Weiteren bat er darum, seine Privatsphäre zu respektieren. Wie lange diese Pause sein werde, dazu äußerte er sich nicht. Verständlich, denn schließlich kann er selbst noch gar nicht wissen, wie schnell oder langsam er lernen wird, mit solch einem gravierenden Einschnitt in die Lebensplanung umzugehen. Nathan Aspinall stellte erst am 16. Spieltag seinen Start bei den Play-offs sicher, während sich die anderen drei Teilnehmer schon vorzeitig für die O2 Arena qualifiziert hatten. Im Vorfeld gab es eine Menge kritischer Stimmen, die fragten, warum Gerwyn Price und Nathan Aspinall überhaupt eine Einladung zur diesjährigen Premier League erhalten hatten, die beiden haben die Antwort am Oche gegeben und mit einem dicken fetten Ausrufezeichen versehen. Während Nathan Aspinall letzte Woche noch um den vierten Platz in der Tabelle rang, ging es für Luke Littler bereits um den sechsten Tagessieg. Keiner hatte seit der Umstellung auf den Miniturniermodus mehr als vier Tageserfolge einfahren können, diesen Rekord hatte Luke Littler schon am 13. Spieltag in Birmingham pulverisiert, dem ließ er letzten Donnerstag den Triumph in Sheffield folgen. Als amtierender Premier League Champion 2024 ging Luke Littler heute Abend zudem als Titelverteidiger an den Start. Gleich im ersten Halbfinale sollte er es mit Gerwyn Price zu tun bekommen, dem Gegner, den er, beginnend im April 2024, fast zwölf Monate lang nicht bezwingen konnte. Und Gerwyn Price zeigte sich im Vorfeld auch gewohnt selbstbewusst. Er hätte seine Freude am Spiel zurückgewonnen, sei wieder mit Genuss dabei und deswegen spiele er dieses Jahr weit besser als in den vergangenen Premier League Ausgaben. Er würde den Pokal heute natürlich gerne mit nach Hause nehmen – Landsmann Jonny Clayton hatte ihn übrigens zum Favoriten erklärt, – und dafür wollte „Gezzy“ sein bestes Spiel auspacken: „Ich werde 110% geben und besser performen als an sämtlichen anderen Spieltagen.“ So lautete seine optimistische Prognose, nun galt es, die Ankündigung in Taten umzusetzen.
„Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen!
Zunächst betrat Gerwyn Price die Bühne, bevor John McDonald: “The reigning and defending champion and the reigning champion of the woooooorld, here is Luke Littler”, ankündigte. Im Gegensatz zu den regulären PL-Spieltagen galt in den heutigen Halbfinals der Best-of-19-Legs Modus, d.h. man benötigte zehn gewonnene Legs für den Einzug ins Finale. Luke Littler hatte das Ausbullen für sich entschieden, schaffte es dann aber nicht, 122 Restpunkte mit sechs Würfen zu eliminieren. Zunächst löschte er hiervon 54 Zähler, danach verpasste er den Versuch auf Tops, daraus resultierte eine Aufnahme von 28 ausradierten Punkten und damit ließ er den Gegner wieder ran. Gerwyn Price hatte noch die 74 vor der Brust, versenkte seine Pfeile in der einfachen Vier, in der Triple-20 und in der Double-5, es war das Break zum 1:0. Aber Luke Littler hatte im zweiten Durchgang die passende Antwort parat, mit dem 14-Darter, inklusive optimaler Vorbereitung (134), holte er postwendend das Re-Break, 1:1. Im anschließenden Leg war Luke Littler mit 13 Treffern zur Stelle: 41 – 140 – 140 – 140 – 40, und übernahm nun seinerseits die Führung, 2:1. Auch Gerwyn Price offenbarte im vierten Durchgang wenig Mühe, seinen Anwurf zu halten, den 15. Wurf brachte er in der Double-20 unter, Ausgleich zum 2:2. Im fünften Leg war der Waliser neuerlich auf Break-Kurs, mit dem perfekten Set-up-Shot (180) hatte er sich auf die 28 herunter katapultiert, doch beim nächsten Gang ans Oche traf er zunächst nur in die einfache 14 und danach in die einfache Sieben. Verbliebene sieben Punkte ließen sich mit einem Dart in der Hand nicht herausnehmen, daher überwarf sich Gerwyn Price ganz bewusst mit der einfachen 19, um taktisch auf den Ausgangspunkt zurückzukehren. Gegenüber hatte sich Luke Littler zunächst den „Big Fish“ gestellt, angelte im Anschluss jedoch gerade mal 60 Zähler. Nun bekam er die nächste Gelegenheit, auch die übrig gebliebene 110 quitt zu werden. Abermals reichte es nicht, erneut verfehlte er die Double-20, Luke Littler wischte lediglich weitere 70 Punkte vom Board. Gerwyn Price war wieder an der Reihe, den insgesamt 16. Wurf navigierte er in die Double-14, damit hatte er das nächste Break eingetütet, 3:2. Im sechsten Durchgang hatte Luke Littler nicht nur den ausgezeichneten 12-Darter zur Hand, diesen garnierte er obendrein mit dem sehenswerten High Finish: 140 – 140 – 93 – 128 (T18, T18, D10), und glich so neuerlich aus, 3:3. 15 Treffer später hatte Gerwyn Price ein weiteres Break in der Tasche, 4:3, bevor der „Iceman“ im achten Durchgang einen besonderen Augenschmaus präsentierte. Hier hielt er den 12-Darter mitsamt High Finish in petto: 100 – 177 – 92 – 132, wobei er für das 132er-Finish gleich zwei Pfeile ins Bullseye manövrierte und den dritten in die Double-16. Folglich hatte er das zuvor errungene Break bestätigt und seinen Vorsprung auf zwei Punkte ausgebaut, 5:3. Entgegen der Tatsache, dass Luke Littler im neunten Leg das 139er-Finish knapp versäumte und für die verbliebene Restforderung von 40 Punkten, alles in allem fünf Versuche benötigte, konnte er seinen Anwurf hier über die Ziellinie retten und auf 4:5 verkürzen. Auch Gerwyn Price verpasste im zehnten Leg das High Finish, bei ihm wäre es das 125er-Checkout gewesen, doch mit der fünften Aufnahme beglich der ehemalige Rugby-Profi den Restbetrag von 40 Zählern und erhöhte auf 6:4, bevor es zu einem kurzen Zwischenstopp ging. Nach der Pause sah man zwei komplett veränderte Spieler, bei Gerwyn Price häuften sich die eigentümlichen Fehler, während Luke Littler einmal mehr von Selbstvertrauen strotzte. Im elften Durchgang schüttelte der junge Engländer den 11-Darter aus dem Ärmel: 134 – 180 – 147 – 40, 5:6. Das falsche Doppel mit für ihn verheerenden Folgen erwischte Gerwyn Price im zwölften Leg. Hier sah er sich mit der Restsumme von 100 Punkten konfrontiert, traf zunächst in die einfache 20, danach in die Triple-20 und dann in die Double-15. Die Double-10 hätte er gebraucht, statt dem Leggewinn erfuhr er ein harsches „No Score!“. Da es jedoch auch der Gegner beim nächsten Gang ans Oche nicht vermochte, 80 Restzähler loszuwerden, bekam Gerwyn Price eine weitere Möglichkeit, die 100 zu tilgen. Mit drei Pfeilen in der einfachen 20 rückte das angestrebte Ziel jedoch in weite Ferne, damit öffnete der Waliser seinem Kontrahenten erneut Tür und Tor. Der fegte die verbliebene 20 vom Board und hatte somit den Ausgleich erzielt, 6:6. Im Endspurt des 13. Legs hatte Gerwyn Price den Restbetrag von 86 Punkten vor Augen, als er seinen 13. Dart in die einfache 18 bugsierte, den 14. in die Triple-18 und den 15. in die Double-7, wieder schritt er in Front, 7:6. Luke Littler war im 14. Durchgang nah dran, das 143er-Finish herauszunehmen, aber der Versuch auf die Double-16 missglückte. Da Gerwyn Price jedoch weit entfernt davon war, das 160er-Checkout zu erzielen, – es waren gerade mal 60 Zähler, die er zu subtrahieren verstand, – durfte Luke Littler ein weiteres Mal ran. Der 14. Wurf landete schließlich im anvisierten Doppel, neuerlich war dies der Ausgleich, 7:7. Im 15. Leg packte Luke Littler den 13-Darter aus: 97 – 180 – 140 – 72 – 12, der verhalf ihm zum 8:7. Obgleich Luke Littler das Ausbullen gewonnen hatte, war dies – nach dem 2:1 – erst die zweite Führung für den Titelverteidiger in diesem Match. Den möglicherweise entscheidenden Schritt machte Luke Littler im 16. Durchgang, als er mit dem 12-Darter um die Ecke kam und seinem Gegner neuerlich den Anwurf abnahm: 100 – 135 – 180 – 86, 9:7. Im 17. Leg konnte Luke Littler gleich zweimal mit dem Maximum aufwarten, auch hier waren es insgesamt 12 Treffer: 100 – 180 – 180 – 41, mit denen er den 10:7-Erfolg unter Dach und Fach brachte. Letztendlich der verdiente Einzug ins Finale, denn Luke Littler konnte mit 104,64 fast zehn Punkte mehr im Average aufweisen, als sein walisischer Gegner. Gerwyn Price hatte nach der Pause enorm abgebaut und brachte es lediglich auf 95,37 im Durchschnitt. Für Luke Littler ging die Mission Titelverteidigung also weiter.
Luke Littler | 10:7 | Gerwyn Price |
104,64 | Average | 95,37 |
6 | 180s | 4 |
128 | High-Finish | 132 |
1 | 100+ Checkouts | 1 |
34% | Finishing | 44% |
Kommt es neuerlich zum Finalduell „Luke versus Luke“ oder funkt Nathan Aspinall dazwischen?
Im zweiten Halbfinale standen sich Luke Humphries und Nathan Aspinall gegenüber. Luke Humphries hatte im Vorfeld betont, dass er dieses Jahr weit weniger Druck verspüre, weil er nicht mehr als amtierender Weltmeister an den Start ginge und das Augenmerk daher nicht so intensiv auf ihn gerichtet sei und auch die Erwartungen dadurch entsprechend geringer sind. Der Weltranglistenerste hatte das Ausbullen gewonnen und ließ sich auch das erste Leg nicht nehmen: 100 – 177 – 140 – 84, es war der 12-Darter zum 1:0. Im zweiten Durchgang genügten Luke Humphries 15 Würfe, da hatte er auch das Break zum 2:0 eingetütet. Doch Nathan Aspinall revanchierte sich umgehend mit dem Re-Break, auf der Zielgeraden des dritten Legs lenkte er den 13. Pfeil in die Triple-18 und den 14. in die Double-16, damit war die Restforderung von 86 Punkten beglichen und es stand 1:2. Im vierten Durchgang hielt Nathan Aspinall das High Finish, 107 (T19, 18, D16) bereit, alles in allem hatte er hier fünf Aufnahmen gebraucht, um das zuvor erzielte Break abzusichern und den Ausgleich zu erzwingen, 2:2. Und im fünften Leg war der 33-Jährige aus Stockport mit dem 13-Darter zur Stelle: 97 – 135 – 180 – 77 – 12, mithilfe dieses Breaks übernahm Nathan Aspinall zum ersten Mal an diesem Abend die Führung, 3:2. Luke Humphries war im sechsten Durchgang drauf und dran, das 164er-Finish herauszunehmen, er scheiterte jedoch am Bullseye, sein dritter Dart hatte nur den Außendraht des mittigen 50er-Segments gekratzt. Seinem Kontrahenten wollte es allerdings auch nicht gelingen, 77 Restzähler zu löschen, sodass Luke Humphries eine weitere Chance erhielt. Den 15. Pfeil lenkte er in die Double-8, mit dem prompten Re-Break hatte er sofort wieder ausgeglichen, 3:3. Das bisherige Highlight dieser Begegnung servierte Luke Humphries im siebten Leg: 180 – 140 – 145 – 36, der 10-Darter gereichte ihm zur erneuten Führung, 4:3. Nathan Aspinall konterte im achten Leg mit dem 13-Darter: 60 – 134 – 180 – 95 – 32, und machte es weiterhin spannend, 4:4. Nicht ganz so spektakulär sicherte sich Luke Humphries seinen Anwurf im neunten Durchgang, 5:4, bevor auch Nathan Aspinall sein begonnenes Leg in Durchgang Zehn mit 15 Würfen nach Hause brachte. Zur Pause stand es 5:5, noch war nicht abzusehen, wer das zweite Finalticket buchen würde. Beide kamen gestärkt zurück, Luke Humphries förderte gleich im elften Durchgang seinen nächsten 13-Darter zutage: 140 – 140 – 140 – 69 – 12, wieder war er vornedran, 6:5. Nathan Aspinall antwortete im zwölften Leg mit 14 Treffern und glich wieder aus, 6:6. Im 13. Durchgang zauberte Luke Humphries den 11-Darter aus dem Hut: 121 – 140 – 180 – 60, welcher ihm das 7:6 bescherte. Im 14. Leg vermochte es Nathan Aspinall nicht nur wohlplatzierte 15 Würfe unterzubringen, sondern in diese auch das exzellente High Finish zu integrieren. Die 124 hatte er dabei mit Triple-20, 14 und Bullseye gelöscht, 7:7. Dem setzte Luke Humphries in Leg 15 einen weiteren 13-Darter entgegen: 100 – 134 – 125 – 110 – 32, 8:7. Im 16. Durchgang ließ Nathan Aspinall den entscheidenden Versuch liegen. Auch Luke Humphries war hier nicht fehlerfrei unterwegs gewesen, aber er verstand es dennoch, die Leichtfertigkeit seines Gegners zu bestrafen. „Cool Hand, Luke“ war zuvor, beim Versuch des 126er-Finishs, ganz knapp am Bullseye vorbeigeschrammt, doch obwohl er sechs weitere Würfe benötigte, um die verbliebene 25 quitt zu werden, erledigte er diese Pflichtaufgabe und schaffte somit das entscheidende Break, 9:7. Das zweite Halbfinale nahm einen ähnlichen Verlauf wie das erste, denn auch hier war der spätere Sieger im 17. Durchgang mit hervorragendem Scoring unterwegs. Luke Humphries hatte hier gar den 11-Darter zur Hand: 140 – 134 – 140 – 87, womit er den 10:7-Erfolg besiegelte. Beide Spieler im Average über der 100er-Marke, Nathan Aspinall wies 101,76 auf, Luke Humphries gar mit 105,81 im Schnitt.
Luke Humphries | 10:7 | Nathan Aspinall |
105,81 | Average | 101,76 |
7 | 180s | 6 |
90 | High-Finish | 124 |
0 | 100+ Checkouts | 2 |
43% | Finishing | 64% |
Somit endeten beide Halbfinals mit 10:7 und schon jetzt stand fest: Luke wird die Premier League 2025 gewinnen, nur welcher? Die Antwort auf diese Frage in Kürze.
Fotos © PDC @ Darts1