Premier League 2024 – 3. Spieltag: der 9-Darter zweimal zum Greifen nah und auch sonst ausschließlich Erstklassiges
Nach Cardiff und Berlin machte die Premier League an ihrem dritten Spieltag Halt in Glasgow. Der einzige Teilnehmer mit Heimvorteil würde hier Peter Wright sein, ob der Schotte, der sich weiterhin extrem unbeständig zeigt, den Vorteil der heimischen Kulisse im OVO Hydro allerdings auch nutzen konnte, sollte sich in der zweiten Abendpartie gegen Michael van Gerwen zeigen. Wobei der unterhaltungsfreudige Paradiesvogel (übrigens nur auf der Bühne so bunt!) aufgrund seiner unsäglichen Popularität, fast überall so etwas wie einen „Heimvorteil“ genießt. So haben beispielsweise in England oftmals selbst englische Kontrahenten in Sachen „Unterstützung und Anfeuerung“ einen schweren Stand gegen ihn. Daher wird es in Glasgow möglicherweise gar keinen so maßgeblichen Unterschied machen. Viel Aussicht auf einen heutigen Sieg konnte man dem selbsternannten „Weissager“, der seinem heutigen Gegner in früheren Tagen bereits so manch schlappe Jahresbilanz durchaus erfolgreich prophezeit hatte, im Duell gegen „Mighty Mike“ dennoch nicht vorhersagen. In der Pro Tour 2024 legte Peter Wright diese Woche mit einer Erstrundenniederlage gegen Maik Kuivenhoven, zunächst einen ziemlich mageren Einstieg hin. Der zweite Tag sah da weit besser aus: erst im Halbfinale unterlag er einem an diesem Tag überragend agierenden Gary Anderson, der sich folgerichtig im Anschluss auch besagten Turniersieg holte. Immer an den Fortschritt glaubend, ist man natürlich geneigt, Peter Wrights sprunghafte Schwankungen innerhalb der beiden Pro Tour-Turniertage, als bedingte Steigerung anzusehen. Nicht vorbehaltlos deswegen, weil seine Leistungen der jüngeren Vergangenheit zu häufig in der Kategorie „wechselhaft“ landeten und zudem die Tatsache hinzukommt, dass er bislang einfach noch nicht in der Premier League anzukommen vermochte. Gegen den Tagessieger der letzten Woche, Michael van Gerwen, der dieses Jahr gar seinen missliebigen Freund, den Double-Trouble, zu Hause gelassen zu haben scheint, würde es heute wohl nochmal besonders schwer werden, endlich die ersten Punkte in diesem Prestigeturnier einzufahren.
Überraschende Niederlagen musste Michael Smith bei den ersten beiden Pro Tour-Events einstecken. Beim ersten Turnier verlor er in der zweiten Runde gegen seinen Landsmann, James Hurrell, der auf den Darts-Bühnen dieser Welt bislang keine Bäume ausreißen konnte. Gar eine Erstrundenniederlage hagelte es für Michael Smith am Folgetag gegen den US-Amerikaner Danny Lauby Jr., der, zumindest auf dem europäischen Kontinent, bisher ebenfalls eher nur kleine Zweige zu knicken wusste. An den ersten beiden Premier League-Spieltagen 2024 zeigte der „Bully Boy“ hingegen durchaus ansprechende Leistungen und bog dabei einige mittelschwere Äste zu Boden. An dieses Niveau musste er anknüpfen, wollte er auch am heutigen Abend gegen Ross Cross bestehen.
Aber auch Rob Cross konnte sich zum Auftakt der Pro Tour 2024 nicht mit Ruhm bekleckern. Zweimal hintereinander wollte es ihm nicht gelingen, in der zweiten Runde den Schritt über die Ziellinie zu machen, zweimal musste er sich im Decider dem vermeintlichen „Underdog“, erst Andy Baetens, dann Niels Zonneveld, geschlagen geben. Am vorigen Premier League-Donnerstag stand Rob Cross in der ersten Runde Luke Littler gegenüber, auch hier überstand „Voltage“ das Entscheidungsleg nicht. Nachdem sein Gegner vorne wegspielend seinen ersten Matchdart verwandelt hatte, war für den Weltmeister von 2018 schon wieder Schluss.
Das dritte Abendmatch sollten Luke Humphries und Nathan Aspinall bestreiten. Beim ersten Event der diesjährigen Pro Tour hatte der amtierende Weltmeister noch einen souveränen Auftaktsieg gegen den Waliser Robert Owen verbuchen können, doch schon in seinem zweiten Spiel kassierte Luke Humphries eine herbe 0:6-Klatsche gegen Ian White. Nicht wesentlich besser lief es für „Cool Hand Luke“ am zweiten Turniertag: hier errang er zwar seine fünf Leggewinne, doch im Decider fertigte die Nummer 77 der Order of Merit, der junge Niederländer Jurjen van der Velde, den Weltranglistenersten ab und warf ihn aus dem Turnier. Wohlgemerkt in der ersten Runde. Ein Blick auf die bisherigen zwei Premier League-Abende lässt Humphries-Fans auch nicht gerade in Freude erstrahlen. Am ersten Abend noch ohne einen einzigen Punkt geblieben, schaffte es der Weltmeister letzte Woche zwar noch ins Halbfinale, dort unterlag er aber bei der neuerlichen WM-Finalwiederauflage im Entscheidungsleg ein weiteres Mal dem Vizeweltmeister Luke Littler.
Geringfügig erfolgreicher gestaltete Nathan Aspinall seine Teilnahme an den ersten beiden Pro Tour-Events des laufenden Jahres. An Turniertag Eins erreichte „The Asp“ immerhin das Achtelfinale, das er dann aber knapp gegen José de Sousa verlor. Am Folgetag reichte es für den Engländer nur bis in die dritte Runde, in der er – man höre und staune – der deutschen Neuerscheinung unter den Dartskünstlern, Paul Krohne unterlag. Der Münsteraner, der sich über die Q-School 2024 eine der heißbegehrten Tour Cards verdienen konnte, schlug in seinem allerersten Spiel auf der Profitour den renommierten irischen „Taktik-Fuchs“ (oder auch „Elster“, d.h. „The Magpie“ genannt), William O'Connor. Beim zweiten Turnier der Pro Tour erreichte Paul Krohne gar schon das Achtelfinale. Auf dem Weg dorthin konnte er mit konstanten Averages zwischen knapp 90 und knapp 95 aufwarten und hatte dabei Namen wie Krzysztof Ratajski und eben Nathan Aspinall aus dem Weg geräumt. Erst im Achtelfinale gelangen Paul Krohne „nur“ mehr 82,49 Punkte im Schnitt, während Niels Zonneveld einen seiner besseren Tage erwischt hatte und somit in der Lage war, dem deutschen Neu-Profi mit 6:4 das Nachsehen zu geben. Eine durchwegs respektable Leistung hatte Paul Krohne dennoch auch im Achtelfinale gezeigt. Der Exkurs jedoch lediglich als kleiner Ausblick auf ein weiteres Mitglied aus der schwarz-rot-goldenen Talentschmiede, einer, der ebenfalls ganz offensichtlich auf dem besten Wege ist, das deutsche Darts-Team treffsicher und zielbewusst zu verstärken.
Zurück zu Nathan Aspinall: auch er zeigt sich dieses Jahr eher von seiner wechselhaften Seite, startete an den ersten beiden Premier League-Spieltagen zwar jeweils stark in seine Erstrundenmatches, ließ aber dann innerhalb des jeweiligen Spiels ebenso unerklärlich wie abrupt abbrechen und konnte sein selbst vorgelegtes Anfangstempo nicht mehr aufrecht erhalten. Neben Peter Wright ist „The Asp“ der einzige Teilnehmer, der in dieser PL-Saison bislang noch ohne Punkte auskommen muss.
Wenn ein „Iceman“ bei frostigen Temperaturen zu schmelzen beginnt
Als brisantestes Match des Abends könnte man die Partie Gerwyn Price versus Luke Littler bezeichnen. Brisant deswegen, weil der „Iceman“ dieser Tage mal wieder für einige Schlagzeilen gut war. O.k., Luke Littler hat diese Woche auch schon für Headlines gesorgt, nur bei ihm waren es positive Nachrichten, während Gerwyn Price einmal mehr einen mittleren Eklat heraufbeschworen hat. Ein 2:4-Rückstand gegen Brendan Dolan mag bei Gerwyn Price schlechte Erinnerungen hervorrufen, hatte er doch erst kürzlich mit diesem Ergebnis (allerdings in Sätzen) sein WM-Drittrundenmatch gegen den nordirischen „History Maker“ verloren. Diesmal war es jedoch kein Endergebnis, sondern der Spielstand (2:4 in Legs), abermals gegen Brendan Dolan, in der dritten Runde des ersten Pro Tour-Events, als der Waliser die Partie abbrach, seine Pfeile einpackte und indigniert nach Hause stapfte. In den sozialen Medien ließ Gerwyn Price im Anschluss wutentbrannt verlauten, was ihn zu diesem rigorosen Schritt bewegt hatte: „Absolutely pathetic conditions, travel all the way to Wigan, to play in a professional game and we have to play in less than amateur conditions …“ Zudem betonte er, dass er noch nie ein Spiel aufgegeben habe und kündigte seinen Rückzug für das Folgeturnier an, das ebenfalls im englischen Wigan stattfinden sollte. Zeitgleich zeigte er sich aber auch hochenttäuscht über seinen Entschluss des Fernbleibens, denn er befand sein Spiel an diesem Tag als ausgesprochen gut, und er würde immer so sehr auf diese Events bauen. Ein niederländisches Dartsnachrichten-Portal will erfahren haben, dass es wohl mehrere Beschwerden wegen zu kalter Temperaturen gab. Na ja, ein „Iceman“ sollte Kälte abhaben können, oder? Nein, ernsthaft, obgleich Gerwyn Price nur allgemein von „Bedingungen“ sprach, verdichteten sich die Gerüchte, dass es wohl relativ kühl im Raum gewesen sein mag und die niedrigen Temperaturen dem einen oder anderen Teilnehmer zu schaffen machten. Trotzdem hielt es die Spieler nicht davon ab, generell auf äußerst hohem Niveau zu agieren.
Wer mit den Kältegraden offenbar keinerlei Probleme hatte, war Luke Littler, der in Wigan in der dritten Runde des ersten Tages nicht nur einen 9-Darter warf, sondern auch gleich den ganzen Wettbewerb gewonnen hat. Bei seinem Pro Tour-Debüt siegte „The Nuke“ (fast 110 im Average) in einem hochklassigen Finalmatch mit 8:7 gegen Ryan Searle, der im Schnitt knapp 112 Punkte ans Board genagelt hatte. Erst beim zweiten Turnier am darauffolgenden Tag musste Littler mit unüblichen Schwächen in der Scoring-Konstanz kämpfen. Als der blutjunge Engländer in der zweiten Runde Radek Szaganski gegenüberstand, begab er sich auf eine Art Berg- und Talfahrt, die der Shootingstar sonst eigentlich eher zu umschiffen weiß. Im fünften Leg durchschnittlich noch überragende 115,62 Punkte aus dem Board genommen, gelang es Littler im nächsten Durchgang gerade mal knapp über 55 Punkte im Schnitt zu löschen. Dass ihn sein Scoring ein ganzes Leg lang derart im Stich lässt, war ein ebenso ungewohnter Anblick, wie der nervliche Durchhänger im Decider, den schlussendlich der in Irland beheimatete, polnische Routinier Radek Szaganski souverän für sich entscheiden konnte. Aber das beweist natürlich nur, dass auch das 17-jährige Megatalent ein Mensch und keine Darts-Maschine ist. Zweifelsohne würde er imstande sein, diese Niederlage heute postwendend zu korrigieren. Mal sehen, ob für seinen Gegner in der OVO Hydro Arena die Temperaturen genehm genug waren, um dem einiges entgegenzusetzen.
Wiederentdeckte Lockerheit gegen wiederentdecktes Hadern
Beginnen sollten den dritten Spieltag der Premier League aber Michael Smith und Rob Cross. In einer äußerst engen Partie konnte sich Luke Littler letzte Woche gegen Rob Cross durchsetzen, obgleich auch „Voltage“ alle Chancen hatte, seinerseits das Match zuzumachen. Am Gang über die Ziellinie muss Cross dieses Jahr unbedingt noch arbeiten. Michael Smith zeigt derzeit hingegen eine ziemlich breite Palette von außerordentlich stark bis unterirdisch schlecht. Und das unzweckmäßige Hadern ist auch wieder öfter bei ihm zu Gast, was seine Leistungen merklich nach unten zieht. Michael Smith, der übrigens seinerseits in den sozialen Netzwerken (natürlich mit einem Augenzwinkern) verkündet hatte, dass ihm in Wigan ein wenig zu heiß war, hatte den ersten Anwurf, doch Rob Cross holte sich das erste Break. Dabei löschte „Voltage“ die 90 mit 18, Double-18, Double-18 und ging 1:0 in Front. Im zweiten Durchgang auch die erste 180 auf Seiten des Weltmeisters von 2018, das 2:0 dann eher Formsache. Auch im dritten Durchgang war der „Bully Boy“ noch weit von seinem üblichen Flow entfernt, doch da auch Cross eine Verschnaufpause eingelegt hatte, gelang Michael Smith nach 20 abgefeuerten Darts endlich der Anschluss zum 1:2. Im vierten Durchgang war Rob Cross wieder zur Stelle, (3:1), und im fünften Durchgang verstand er es gar, noch eine Schippe draufzulegen: 180 – 99 – 180 – 42. Dieser geschmeidige 11-Darter gereichte Cross zu einem weiteren Break und somit zum 4:1. Im sechsten Durchgang ließen beide etliche Chancen aufs Doppel liegen. Doch da sich der Weltmeister von 2023 zum einen mit 20, Bullseye, Bullseye einen weltmeisterlichen Set-up-Shot (120) serviert hatte, zum anderen der Kontrahent seinerseits mit dem Checkout kämpfte, konnte Michael Smith auf den letzten Drücker doch noch das Re-Break erzwingen, 2:4. Mit einem sehenswerten 13-Darter im siebten Durchgang gelang es dem Spieler aus St. Helens schließlich auch das Break zu bestätigen, 3:4. Höchste Zeit für Rob Cross, nochmal einen Gang höher zu schalten und im achten Durchgang auch das erste High-Finish, 116 (T20, 20, D18) des Abends zu landen, 5:3. Doch noch war Michael Smith nicht geschlagen. Im neunten Leg offerierte er einen bemerkenswerten 12-Darter und zumindest der Anschluss war wieder hergestellt, 4:5. Aber Rob Cross wollte heute nichts mehr anbrennen lassen, im zehnten Durchgang ließ „Voltage“, inklusive seiner vierten 180 auch noch das nächste High-Finish, 144 (T18, T18, D18) folgen. 6:4 für Rob Cross.
Rob Cross | 6:4 | Michael Smith |
90,52 | Average | 90,36 |
4 | 180s | 3 |
144 | High-Finish | 86 |
2 | 100+ Checkouts | 0 |
6/15 | Finishing | 4/11 |
Das Duell, das bereits eine lange Tradition aufweist
Im Anschluss folgte das Match, das man mittlerweile fast schon als Klassiker betrachten darf: Michael van Gerwen gegen Peter Wright. Michael van Gerwen konnte sich letzte Woche mit einem megastarken Comeback und auch sonst mit viel Kampfgeist und Willenskraft ausgerüstet, den Tagessieg sichern – da war nicht viel dran auszusetzen. Meckern muss man hingegen über die Konstanz von Peter Wright. Nicht etwa über eine mögliche Konstanz beim Scoring oder beim Checkout, sondern vielmehr darüber, wie beständig er Premier League-Spiele verliert. Immer noch punktlos trat er heute als einziger Schotte in Glasgow an.
Das Ausbullen hatte der Niederländer für sich entschieden, beide hielten ihren ersten Anwurf, beide mit einem effektiven 13-Darter. 1:1. Im dritten Durchgang wackelten und stolperten beide Akteure gleichermaßen, van Gerwen war schließlich derjenige, der, nachdem Wright zwei Breakdarts ausgelassen hatte, mit 21 Würfen den mühsamen Schritt über die 2:1-Ziellinie machte. Das vierte Leg begannen die Spieler ebenfalls eher zaghaft, doch „Mighty Mike“ verstand es, seine Würfe rechtzeitig zu stabilisieren und seine Treffsicherheit zu steigern, Break zum 3:1. Auch beim 4:1 konnte Peter Wright seinen Gegner, trotz etlicher Ausrutscher auf dessen Seite, nicht ernsthaft gefährden. Im sechsten Durchgang war der beliebte Schotte nach elf Darts auf der 36 eingetroffen, da stand Michael van Gerwen noch auf der 342. Doch zehn(!) weitere Versuche aufs Checkout-Feld reichten dem schottischen Doppelweltmeister nicht aus, um seinen Anwurf heimzubringen. „MvG“ bekam also hinreichend Zeit, die 342 Punkte sukzessive herauszunehmen, und daraus resultierte das glückliche 5:1 für den Niederländer. Ein letztes Aufbäumen von „Snakebite“ in Leg Sieben, als es ihm gelang, den vierten Breakdart doch noch im Doppel unterzubringen, 2:5. Der siebenmalige Premier League-Rekordsieger ist natürlich auch jemand, der ein Spiel immer gerne in style beendet und so warf er, wohlgemerkt im achten Leg, seine erste 180 des Abends und erzielte sein erstes High-Finish, 136 (T20, T20, D8) zum Matcherfolg, 6:2. Der einzige Schotte an diesem Abend musste somit das OVO Hydro schon wieder verlassen.
Michael van Gerwen | 6:2 | Peter Wright |
89,63 | Average | 86,69 |
1 | 180s | 2 |
136 | High-Finish | 20 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
6/9 | Finishing | 2/19 |
Ein weiteres Mal mündet das erste High-Finish im Sieg
Es folgte der Auftritt des amtierenden Weltmeisters, Luke Humphries, der heute Abend von Nathan Aspinall gefordert wurde. Aspinall hatte letzte Woche furios begonnen, war 3:0 und 4:1 in Führung gegangen, bevor er vom späteren Tagessieger regelrecht überrollt wurde. Dass Humphries letzte Woche, nachdem er Peter Wright niedergerungen hatte, im Duell mit Luke Littler abermals den Kürzeren zog, darüber hatten wir ja schon gesprochen. Ähnlich wie in der letzten Woche startete Nathan Aspinall auch heute in Windeseile und vor allem auf hohem Niveau ins Match. Mit Anwurf präsentierte „The Asp“ im ersten Durchgang einen respektablen 12-Darter, den er mit High-Finish, 100 (T20, 20, D10) abschloss, 1:0. Im zweiten Leg dann ein besonderes Kuriosum: Nathan Aspinall war auf dem besten Wege zu einem 9-Darter, doch der Versuch auf Doppel-12 landete im Aus. Irrwitziger Weise verlor er trotz acht perfekter Darts, besagten Durchgang dennoch, weil Luke Humphries das Leg begonnen hatte und seinen zwölften Dart zum Leggewinn nutzte, 1:1. In den nächsten beiden Durchgängen stürmte Aspinall in fast schon gewohnter Art entschlossen vorne weg, zum 3:1. Doch so leicht lässt sich ein amtierender Weltmeister natürlich nicht abhängen, die nächsten zwei Durchgänge gingen wieder souverän auf Humphries` Konto, Ausgleich zum 3:3. Einmal im Flow, war „Cool Hand Luke“ mittlerweile richtig in Fahrt gekommen, beim 4:3 hatte er Aspinall auf der 250 zurückgelassen, und als Luke Humphries im achten Durchgang mit Aufnahmen von 180 – 140 – 145 – 36, einen großartigen 11-Darter an den Tag legte, war der Gegner auf der 240 verblieben. 5:3. Und auch der Weltranglistenerste tischte im anschließenden Durchgang sein erstes High-Finish, 105 (7, T20, D19) zum Matcherfolg auf, 6:3.
Luke Humphries | 6:3 | Nathan Aspinall |
105,53 | Average | 97,13 |
4 | 180s | 3 |
105 | High-Finish | 100 |
1 | 100+ Checkouts | 1 |
6/13 | Finishing | 3/14 |
War die Saaltemperatur heute genehm?
Dann stand der vorläufige Höhepunkt des Abends an: Gerwyn Price gegen Luke Littler. Price wollte sich im Vorfeld nicht mehr zu Wigan äußern, sondern sich ausschließlich auf die anstehende Partie konzentrieren. Letzten Donnerstag hatte der Waliser sein Auftaktmatch gegen Michael Smith verloren, während Luke Littler das Finale erreichte, in dem er dann aber, trotz Matchdarts, Michael van Gerwen unterlag. In der Premier League haben Gerwyn Price und Luke Littler bis dato noch nicht gegeneinander gespielt, die beiden sind jedoch im Januar sowohl beim Bahrain Masters als auch beim Dutch Masters aufeinander getroffen, beides waren Halbfinalpartien und beide Male hieß der Sieger: Luke Littler.
Waren wir letzte Woche noch einigermaßen überrascht, dass Gerwyn Price an den ersten beiden Premier League-Abenden zu zwei unterschiedlichen Walk-on Songs eingelaufen war, bekamen wir diese Woche die Aufklärung: der „Iceman“ wollte musikalisch mal wieder etwas Neues ausprobieren und hat sich für „Don’t Stop Believin’“ von Journey entschieden. Kein spezieller Bezug, kein bestimmter Grund, er fand den Song einfach nur passend, um das Publikum in Stimmung zu bringen. Letzte Woche ertönte dann zur Überraschung aller, einschließlich zum Erstaunen von Gerwyn Price, der Gerry Cinnamon-Song: „Belter“. Es war schlichtweg ein Versehen, man hatte sich halt vergriffen. Heute also wieder die Aufforderung „Don’t Stop Believin’“, und dann stand der Waliser auch schon bereit für sein Match gegen Luke Littler.
Das Ausbullen hatte Gerwyn Price für sich entschieden, auch den ersten Durchgang konnte er mit reichlich Durchsetzungsvermögen auf sein Legkonto verbuchen. 1:0. Doch schon im zweiten Leg war Luke Littler unaufhaltsam zur Stelle, ein wirkungsvoller 12-Darter, und der Ausgleich war erzielt. 1:1. Power-Scoring par excellence auch im dritten Durchgang: 137 – 180 – 144 – 40, dieser grandiose 10-Darter bescherte Luke Littler das Break zum 2:1. Aber auch Gerwyn Price hielt ausgezeichnet mit, ein 13-Darter im vierten Durchgang und der Ausgleich war erneut hergestellt, 2:2. Im fünften Leg hatten beide Akteure ihre ganz persönlichen Gründe, sich zu ärgern. „The Nuke“, weil er den „Big-Fish“ knapp verpasst hatte, der Waliser, weil er sechs Möglichkeiten ausließ, sein Leg auszumachen. Die Restforderung von 25 Punkten bereiteten Littler keinerlei Schwierigkeiten, damit hatte er erneut das Break geschafft, 3:2. Im sechsten Durchgang dann zum zweiten Mal an diesem Abend acht perfekte Darts, diesmal war der „Iceman“ ausführender Protagonist des Spektakels. Doch auch ihm verweigerte die Double-12 den Zugang. Dass er fünf weitere Würfe brauchte, um letztendlich die Double-6 zu löschen, war ein Schönheitsfehler, mit dem Gerwyn Price gut leben konnte, war es doch gleichzeitig das nächste Re-Break, 3:3.
Das sensationell hochklassige Match nahm seine Fortsetzung: der 17-jährige Engländer setzte ein weiteres Ausrufezeichen, im siebten Durchgang das Break mit 12-Darts, vollendet mit High-Finish, 138 (T19, T19, D12), 4:3. Doch Gerwyn Price hatte sich für heute einiges vorgenommen und das demonstrierte er voller Kampfgeist, das Breakfestival ging damit weiter, Ausgleich 4:4. Im neunten Durchgang schaffte es der Waliser dann, nach längerer Strecke, als erster Spieler wieder mal seinen Anwurf ungefährdet zu halten und somit das erzielte Break auch zu bestätigen, 5:4. Doch dieser letzte Schritt über die Ziellinie, der fällt auch einem abgebrühten Player wie Gerwyn Price mitunter noch schwer. Zwei schwächere Aufnahmen seines jungen Kontrahenten ermöglichten dem Weltmeister von 2021 die Chance auf den vorzeitigen Abschluss, doch der Matchdart landete irgendwo, nur nicht in der Double-20. Dies nutzte Luke Littler, um mit dem 20. Dart doch noch den Ausgleich zu erringen, 5:5. Den kleinen Wackler im zehnten Leg machte „The Nuke“ in Durchgang Elf umgehend wieder gut und startete schon mal vorsorglich mit der 180. Als es in den Endspurt ging, stand Price auf der 126, Littler auf der 96. Der Waliser traf die Triple-19, der folgte ein hundsgemeiner Bouncer und somit hatte er in dieser Aufnahme keine Chance mehr zum Checkout. Den dritten Pfeil versenkte Price in der Triple-15 und mit 24 verbliebenen Restpunkten blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob er an diesem Abend noch einmal an die Reihe kommen würde. Luke Littler trat an, um die 96 zum Matcherfolg auszumachen. Doch stattdessen nahm er mit zweimal der einfachen 20 lediglich 40 Punkte aus dem Board. Gerwyn Price durfte also nochmal ran, die Double-12 schoss er mit einem Versuch ab, und damit war für ihn der 6:5-Matcherfolg in trockenen Tüchern.
Gerwyn Price | 6:5 | Luke Littler |
96,46 | Average | 97,04 |
6 | 180s | 4 |
79 | High-Finish | 138 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
6/22 | Finishing | 5/9 |
Vier Halbfinalisten lassen es krachen
Nach diesem aufregenden Kopf-an-Kopf-Rennen ging es in die Halbfinals. Zunächst waren Michael van Gerwen und Rob Cross an der Reihe, der Engländer hatte den ersten Anwurf. Die ersten vier Durchgänge teilten die beiden Akteure gerecht unter sich auf, wobei „Mighty Mike“ im vierten Leg, mit einem 10-Darter und Aufnahmen von 140 – 180 – 145 – 36, am meisten zu überzeugen wusste. 2:2. Im fünften Durchgang dann das erste Break dieses Halbfinales, van Gerwen ging mit 3:2 in Führung und ließ dem auch gleich das 4:2 folgen. Rob Cross musste sich in Acht nehmen, den Niederländer nicht aus den Augen zu verlieren und machte sich sogleich ans Werk, den Abstand zu verkürzen, 3:4. Das war jedoch nur sein Anwurfleg, und Michael van Gerwen zeigte im achten Durchgang nicht die geringste Absicht, seinen Gegner auch nur in die Nähe eines Breakdarts zu lassen, 5:3. Im neunten Durchgang hielt „Voltage“ sein Leg nochmals mit beeindruckendem 13-Darter, (4:5), doch es sollte der letzte Versuch einer Gegenwehr bleiben. Denn auch das Halbfinale beendete „MvG“ wieder stilvoll: die 88 löschte er mit dem Bullseye-Checkout, 6:4.
Michael van Gerwen | 6:4 | Rob Cross |
99,04 | Average | 94,80 |
4 | 180s | 4 |
88 | High-Finish | 50 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
6/8 | Finishing | 4/9 |
Im zweiten Halbfinale standen sich Luke Humphries und Gerwyn Price gegenüber. In den ersten vier Durchgängen gelang es beiden, mehr oder minder sicher den eigenen Anwurf zu halten, 2:2. Luke Humphries hatte übrigens das Match begonnen, somit auch den Anwurf im fünften Durchgang, den er ebenfalls ungefährdet einstrich. 3:2. Im sechsten Leg dann gröbere Nachlässigkeiten beim „Iceman“, die nutzte der Weltranglistenerste zum Break, 4:2. Doch Price gelang es im siebten Durchgang nochmal dazwischen zu grätschen, Re-Break, 3:4. Die Breakserie musste aber damit noch nicht zu Ende sein, dachte sich wohl Luke Humphries und packte einen 13-Darter zum 5:3 aus. Spätestens als „Cool Hand Luke“ im neunten Durchgang mit 100 – 180 – 180 – 25 – 16 den nächsten 13-Darter nachreichte, hatte man das Gefühl, dass Gerwyn Price in diesem Halbfinale nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Der 6:3-Matcherfolg war eingetütet, und somit konnte auch der amtierende Weltmeister nun endlich in sein erstes Premiere League-Finale einziehen.
Luke Humphries | 6:3 | Gerwyn Price |
100,66 | Average | 97,91 |
5 | 180s | 2 |
90 | High-Finish | 95 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
6/14 | Finishing | 3/6 |
Wenn die Nummer 1 auf die Nummer 2 trifft, liegt reichlich Spannung in der Luft
Luke Humphries versus Michael van Gerwen, so hieß die Finalpaarung des dritten PL-Spieltags. Der Niederländer hatte nicht nur den ersten Anwurf, sondern durfte kurze Zeit später auch als erster aufs Doppel zielen. Er traf auch ein Doppelfeld, allein es war das falsche. Die Double-6 hätte es sein sollen, stattdessen versenkte van Gerwen seine dritten Legdart in der Double-10, in Fachkreisen heißt das „Goldilocks“. Luke Humphries ließ sich nicht zweimal bitten, nahm das Break an sich und ging 1:0 in Front. Im zweiten Durchgang erzielte „MvG“ zwar kein offiziell deklariertes High-Finish, aber die 98 mit 20, Double-19, Double-20 auszuchecken, erwies sich dennoch als wahrer Augenschmaus. 1:1. Waren die ersten beiden Legs noch im Break entschieden worden, holte sich nachfolgend jeder relativ souverän seinen Anwurf, 2:2. Im fünften Durchgang traf Michael van Gerwen innerhalb von sechs Aufnahmen ganze viermal ein Triple-Segment, davon landete ein Pfeil in der Triple-7 und einer in der Triple-1. Die Treffer-Misere seines Gegners ließ sich „Cool Hand Luke“ nicht entgehen, erneutes Break zum 3:2. Da der Engländer zum Sieg das Break unabdingbar benötigte, war ihm auch klar, dass er es diesmal dringlichst bestätigen sollte. 180 – 140 – 145 – 36, mit diesem 10-Darter unterstrich Luke Humphries das Vorhaben „Tagessieg“. 4:2. Doch obgleich Michael van Gerwen im siebten Durchgang insgesamt 21 Darts, davon zehn Versuche auf Doppel benötigte, schaffte er doch noch den Anschluss zum 3:4. Und damit war er wieder drin im Match, sein Scoring war zurück, und auch wenn er zwei Aufnahmen für die Double-12 brauchte, gelang ihm der Ausgleich dennoch mit unverminderter Selbstsicherheit. 4:4.
Beim 5:4 passte dann auch das Checkout wieder nach Belieben, somit hatte der dreifache Weltmeister mit drei Leggewinnen in Folge einen 2:4-Rückstand in eine 5:4-Führung gewandelt. Doch noch war Luke Humphries nicht geschlagen. Als van Gerwen im zehnten Durchgang bei 250 angelangt war, nahm der Engländer mit Bullseye, Triple-13 und Double-16 das High-Finish von 121 Punkten heraus und erkämpfte sich damit die Verlängerung ins Entscheidungsleg, 5:5. Doch im Decider, den van Gerwen begann, war „Mighty Mike“ auch wieder zur Stelle. Während Humphries hier etliche Triple-Felder ausließ, präsentierte der Niederländer solides Handwerk, sein viertes Maximum im Paketpreis inbegriffen, und überquerte entschlossen die Ziellinie, 6:5. Damit konnte Michael van Gerwen am dritten Spieltag der Premier League-Saison 2024 bereits seinen zweiten Tagessieg einfahren.
Michael van Gerwen | 6:5 | Luke Humphries |
93,85 | Average | 101,37 |
4 | 180s | 4 |
98 | High-Finish | 121 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
6/20 | Finishing | 5/17 |
Durchwegs hochklassige Matches, kurzweiliges Geschehen mit reichlich Spannung und fantastisch aufgelegten Protagonisten – was für ein brillanter Abend in Glasgow. Nächsten Donnerstag geht es weiter mit der Premier League, bis dahin: stay bright, nice flight!
Viertelfinals | Halbfinals | Finale | |||
Best of 11 | Best of 11 | Best of 11 | |||
6 | R.Cross | ||||
4 | M.Smith | 4 | R.Cross | ||
6 | M.v.Gerwen | 6 | M.v.Gerwen | ||
2 | P.Wright | 6 | M.v.Gerwen | ||
3 | N.Aspinall | 5 | L.Humphries | ||
6 | L.Humphries | 6 | L.Humphries | ||
6 | G.Price | 3 | G.Price | ||
5 | L.Littler |
Fotos © PDC @ Darts1