Barney zerlegt den „Flying Scotsman“
Der siebte Spieltag brachte die Dartselite nach Rotterdam. Dies freute vor allem die drei Niederländer, die sich auf viel Unterstützung freuten. Das absolute Top-Duell war dabei natürlich die Partie von Michael van Gerwen und Phil Taylor. Doch auch Raymond van Barneveld hatte mit Gary Anderson eine harte Nuss zu knacken. Der dritte Niederländer, Jelle Klaasen, bekam es mit James Wade zu tun. Außerdem spielte Peter Wright gegen Dave Chisnall und Kim Huybrechts traf auf Adrian Lewis.
Wright behauptet Spitzenposition
Das erste Spiel des Abends bestritten James Wade und Jelle Klaasen. Wade ist inzwischen ein alter Hase im Dartsgeschäft, es war klar, dass keine Fans ihn aus dem Konzept bringen könnten. Und so musste Jelle von Beginn an mit Leistung überzeugen. Allerdings erwischte James den deutlich besseren Start. Sehr dominant ging er in Führung und holte sich auch direkt das erste Break. Erst danach kam auch die „Cobra“ besser ins Spiel und fand auch die direkte Antwort. Allerdings brachte er noch keine Konstanz ins Spiel, sodass Wade erneut in Führung ging. Es war nicht der Tag des Jelle Klaasen. Er wirkte ein wenig nervös und machte einfach zu viele Fehler gegen einen in der Summe sehr souveränen James Wade. Der hatte auch keinerlei Probleme auf gute Ansätze von Jelle zu reagieren und dessen Hoffnungen auf ein Comeback im Keim zu ersticken. So erhöhte sich der Druck auf Klaasen natürlich nochmal deutlich und diesem, da halfen auch die Fans nicht, hielt er einfach nicht stand. Nachdem er fünf große Möglichkeiten vergab um ein erneutes Break zu landen bestrafte ihn James und holte wenig später mit einem 71’er Finish den 7:3-Erfolg.
Ähnlich sollte es auch für Spitzenreiter Peter Wright laufen, wenn es nach dem Schotten ging. Auf dem Papier war es eine klare Sache, Wright hatte sich in der Premier League in dieser Saison deutlich stärker präsentiert als sein Gegner Dave Chisnall, der um den Verbleib nach Spieltag neun bangen muss. Und so begann das Spiel auch. Wright holte sich das 1:0 mit einem 15-Darter und legte ein 120’er Finish zum Break und 2:0 nach. Chisnall wurde dann zwar wach und kam zum Ausgleich, jedoch merkte man schon in dieser Phase, dass nicht viel für den Engländer zu holen war. Peter nahm sein Selbstvertrauen aus den letzten Monaten mit in diese Begegnung und auch wenn es nicht die hochklassigste war, so war er doch der deutlich stärkere der beiden. Er schaffte einen kleinen Lauf bis zum 5:2, bevor sich „Chizzy“ mit einem 123’er Finish auf Bull auch mal wieder zu Wort meldete. Trotz Doppelprobleme sicherte sich „Snakebite“ dann aber den Punkt. Damit war die Begegnung eigentlich durch, es fehlte dem Schotten nur noch ein Leg. Nachdem er dann aber zwei Matchdarts vergab keimten winzige Hoffnungen bei den Chisnall-Fans auf, was ein Comeback anging. Aber denkste. Ein lockerer 14-Darter besorgte Peter den 7:4-Erfolg und sicherte damit den ersten Tabellenplatz.
Huybrechts bleibt sieglos
Unvergessen wie Raymond van Barneveld im vergangenen Jahr in Rotterdam empfangen wurde. Auch in diesem Jahr machten die Fans erneut eine unglaubliche Stimmung für die niederländische Darts-Ikone. Selten war die Barney-Army größer, selten war sie lauter. Angestachelt von diesen Anfeuerungsrufen und eingekleidet in einem stechenden orange stürmte Barney direkt zu einer 3:0-Führung. Dabei spielte er einen Average von 110 Punkten, ließ Gary in dieser Phase, obwohl dieser ebenfalls 104 Punkte im Schnitt warf, keine große Chance. Die Oranje-Fans waren begeistert, aber es sollte alles noch besser kommen. Gary verkürzte zunächst, doch vergab dann ein 138’er Finish auf der Doppel-9. Ein Knackpunkt, denn Raymond nutzte dies aus und holte sich das 4:1. Wenig später stellte sich Gary dann 108 Punkte, doch bekam mit einem 156’er Finish von Barney die nächste Breitseite verpasst. Der Niederländer präsentierte sich in einer unglaublichen Form, Anderson blickte auch etwas ungläubig. Zwar konnte er auf dieses Break mit einem 108’er Finish dann direkt antworten, musste jedoch mit ansehen wie Raymond im Leg darauf fünf perfekte Darts warf und am Ende einen 10-Darter spielte. Seinen zweiten Matchdart nutzte er dann auch zum 7:2 und hatte damit den überraschend deutlichen Sieg eingetütet.
Adrian Lewis wollte sich dann weiter aus dem Tabellenkeller befreien. Nach seinen anfangs starken Auftritten, die jedoch keine Punkte brachten, hatte er in der vergangenen Woche einen überzeugenden Sieg gegen Phil Taylor gefeiert. Gegen Kim Huybrechts wollte er nachlegen, verpasste zunächst aber wieder einige Doppel. Jede Chance die Lewis bot nutzte Kim in dieser Phase. Er checkte dabei 80 und 89 Punkte und ging mit 3:1 in Führung. Es schien gut für den Belgier zu laufen, doch dann wurde der sowieso schon stärkere Adrian Lewis auch auf die Doppel sicherer. Nach kleineren Problemen im fünften Leg checkte er 126 Punkte im sechsten zum 3:3-Ausgleich. Auch danach war so richtig aufgedreht, warf vier perfekte Darts und checkte 81 Punkte zum Break. Mit dem 5:3 hatte er dieses bestätigt und bog allmählich auf die Zielgerade ein. Kim Huybrechts, der nicht seinen besten Tag erwischte, hatte keine echte Chance gegen einen „Jackpot“ in dieser Verfassung. Ein 12-Darter sorgte für ein weiteres Break und das 6:3. Kim musste sich also strecken und möglichst seine 100% auf die Doppel halten, wenn er noch etwas mitnehmen wollte. Doch diese Quote versaute er im letzten Leg noch, als er zwei Doppel verfehlte, womit Lewis das sechste Leg hintereinander zum 7:3-Sieg holte.
MVG dreht 0:3 zum Sieg
Die letzte Begegnung war das große Duell zwischen Phil Taylor und Michael van Gerwen. Es wurden so große Schlachten zwischen diesen beiden geschlagen, dies könnte eine der letzten gewesen sein. Sie begann mit einem ganz schwachen Michael van Gerwen, der vor der niederländischen Kulisse zunächst nicht an seine Form heran kam. Phil holte sich das 1:0 und auch das erste Break. Zu dieser Zeit spielte „Mighty Mike“ gerade ein Mal 76 Punkte im Schnitt. Danach wurde er zwar besser, vergab aber ein 126’er Finish auf Bull, sodass Phil auf 3:0 erhöhen konnte. Damit war Michael aber auch endlich komplett im Spiel. Er behielt seinen Aufschlag, holte sich das Break und kam nur wenig später zum 3:3-Ausgleich. Damit waren die Uhren wieder auf null gestellt und die Begegnung ging quasi von neuem los. Das Momentum war jedoch nun klar auf Seiten von Michael, der sich weiter behauptete und nach dem erneuten Break auch das fünfte Leg hintereinander holte. Erst danach konnte auch „The Power“ mal wieder dazwischengrätschen und sich im Spiel zurückmelden. Eine überragende 162, also drei Mal der Triple-18, machte Michael daraufhin aber nochmal Druck auf Phil, der sich 41 Punkte Rest gestellt hatte. Diese checkte er tatsächlich nicht zum Ausgleich aus und so sicherte sich MVG auf der Doppel-8 den Punkt. Wenig später konnte er sich dann auch den 7:4-Sieg sichern und damit in der Tabelle nah an Peter Wright dran bleiben.
In der kommenden Woche heißt es Zuschauen für Dave Chisnall. In Manchester wird er nicht antreten, nachdem er ja beim Ausfall Michael van Gerwens bereits zwei Mal spielte. So wird nun MVG die doppelte Arbeit leisten müssen, wenn er es mit James Wade und Raymond van Barneveld zu tun bekommt. Sehr interessant dürfte auch das Duell zwischen Peter Wright und Phil Taylor werden. Die beiden Kellerkinder Kim Huybrechts(gegen Gary Anderson) und Jelle Klaasen(gegen Adrian Lewis) sind eine Woche vor der Judgement Night zum punkten verdammt, wären bei Niederlagen schon ausgeschieden.
Tobias Gürtler