Peter Wright wirft 119,5 Punkte im Schnitt
Die Westpoint Arena in Exeter war der Spielort des fünfen Premier League Spieltages. Einige der Fans dürften enttäuscht gewesen sein, denn wegen einer Rückenverletzung fehlte an diesem Tag Michael van Gerwen. Dafür spielte Dave Chisnall zwei Mal, zunächst gegen Raymond van Barneveld, dann gegen James Wade. Neben der Neuauflage des WM-Finals 2015 zwischen Gary Anderson und Phil Taylor gab es auch ein absolutes Kellerduell zwischen Jelle Klaasen und Kim Huybrechts. Adrian Lewis gegen Peter Wright komplettierte den Spieltag.
Remis im Kellerduell
Für Dave Chisnall war der fünfte Spieltag ein ganz besonderer. Nach den bisher eher mäßigen Ergebnissen in der Premier League hatte er die Chance in zwei Spielen zu glänzen und somit einige Punkte einzufahren. Zunächst traf er dafür auf Raymond van Barneveld und hatte Glück, dass der Niederländer im ersten Leg ein 122’er Break liegen ließ. So ging Dave in Führung und nutzte auch die weiteren Gelegenheiten, die Raymond ihm schenkte. Bis auf 3:0 konnte Dave sich absetzen, ehe Barney sein erstes Leg holte, kurioserweise nach einem perfekten Start von „Chizzy“. Der Engländer aber blieb gänzlich unaufgeregt. Er spielte sein Spiel und konzentrierte sich nicht auf das was sein Gegner machte. Dieser ließ ein weiteres High Finish zu einem Break aus, Dave war zur Stelle. Raymond van Barneveld war an diesem Tag auf die Doppel nicht sonderlich stark und auch die Scores waren bei weitem nicht seine besten. So war der Druck auf Chisnall auch nicht sonderlich hoch und er konnte mit guten Aufnahmen Selbstvertrauen tanken. Als er 96 Punkte mit zwei Darts zu einem Break und 6:2 auscheckte, fiel ihm offensichtlich eine Last von den Schultern. Danach zeigte er nochmal sieben perfekte Darts. Obwohl Raymond nach neun Darts bei 41 Punkten Rest stand, holte sich Chisnall mit einem 11-Darter den verdienten 7:2-Sieg.
Das Kellerduell zwischen Jelle Klaasen und Kim Huybrechts stand als nächstes auf dem Plan. Beide hatten erst zwei Punkte auf dem Konto, Kim hatte dabei noch als einziger Spieler in der Liga keinen Sieg geholt. Nach einem katastrophalen Start von Jelle holte der Belgier dann aber direkt zu Beginn der Partie ein Break und ging in Führung. Doch diese musste er schon ein Leg später wieder abgeben, nachdem Jelle auch in die Partie fand und das Rebreak schaffte. Es entwickelte sich ein netter Schlagabtausch. Beide spielten in dieser Phase stark. Klaasen verpasste ein 127’er Finish auf der Doppel-8, als Antwort vergab Huybrechts 124 auf der Doppel-11. Die „Cobra“ ging also erstmals in Führung, konnte aber im Leg darauf trotz drei 140’er Aufnahmen nichts gegen den Ausgleich durch Kim tun. Mit der Zeit wurde der „Hurricane“ jedoch schwächer, was das Auschecken anging. Jelle war kaltschnäuzig und setzte sich bis auf 6:3 ab. Dabei vergab Kim insgesamt acht Breakdarts in zwei Legs und schien sich um seinen Lohn zu bringen. Er kämpfte aber nochmal, kam zurück und hatte auch ein wenig Glück. Weil Jelle vier Matchdarts verpasste holte Huybrechts noch das 6:6 und erzwang somit am Ende die Punkteteilung.
Gary Anderson verschenkt den Sieg
Es folgte das erneute Aufeinandertreffen der WM-Finalisten des Jahres 2015. Damals siegte bekanntlich Gary Anderson gegen Phil Taylor. Nach einigen Ausrutschern Garys zu Beginn der Party schien es dieses Mal aber in die andere Richtung zu laufen. Phil holte sich sofort ein Break und ging in Führung. Dieses wurde aber von Gary umgehend gekontert, nachdem Phil die Doppel-4 zum 2:0 verfehlte. Von da an war es eine Partie auf gutem Niveau und vor allem auf Augenhöhe. Die Kontrahenten punkteten sehr stark und erarbeiteten sich immer wieder Breakchancen. Das nächste gelang Phil dank eines brillanten 11-Darters im fünften Leg. Aber erneut hatte Gary Anderson die richtige Antwort parat und glich aus. Danach schaffte es der „Flying Scotsman“ sich einen kleinen Vorsprung zu erarbeiten. Nachdem er sein eigenes Leg durchbrachte holte er sich nämlich mit einem 12-Darter seinerseits ein Break und sicherte sich so das 5:3. Dann vergab er ganze vier Chancen die ihm das Unentschieden gesichert haben. Doch obwohl er so das Leg herschenkte blieb er locker und antwortete bärenstark mit einem 11-Darter zum 6:4. Weil der Schotte dann aber 116 Punkte auf Tops nicht auscheckte holte sich „The Power“ wiederum ein Break und verkürzte wieder. Dank einer 177 zum genau richtigen Moment holte sich Taylor doch noch das 6:6 und bleibt damit auch nach dem fünften Spieltag ungeschlagen.
Eine unglaubliche Partie spielten Adrian Lewis und Peter Wright. Wie besonders sie sein würde, ahnte man schon nach dem ersten Leg. Adrian startete direkt mit sieben perfekten Darts. Bezeichnend war, dass es dennoch Peter Wright war, der das Leg gewann. Mit einem 12-Darter zum Break ging er in Führung und die Zuschauer hatten bereits vier 180’er gesehen. Auf diesem Niveau ging es nicht weiter, nein, es wurde noch besser. Die beiden spielten unglaublich starkes Darts. Adrian schaffte das Rebreak, doch ein weiteres Break und die Bestätigung dessen brachten Peter auf die Gewinnerstraße. „Jackpot“ spielte ebenfalls richtig stark, zeigte zwischenzeitlich einen Average von 114 Punkten. Doch das reichte einfach nicht gegen einen brillanten Wright. Der erhöhte nach einem Leggewinn von Lewis auf 4:2 und legte ein 125’er Finish zum 5:2 nach. Die Doppelquote von Lewis lag bei 50%, der Average bei 110 Punkten, doch Wright blieb konstant, ließ Lewis gar nicht erst weiter auf Doppel werfen. Ein 11-Darter brachte „Snakebite“ das 6:2 und wenig später beendete er die Partie zum 7:2-Erfolg. Dabei spielte er am Ende 119,5 Punkte im Schnitt und zeigte eine Doppelquote von 70%.
Chisnall mit 4-Punkte-Spieltag
Die letzte Partie des Abends war schon die zweite von Dave Chisnall. Er traf wegen des Fehlens von Michael van Gerwen auf James Wade und wollte nach dem Sieg über Raymond van Barneveld auch hier etwas Zählbares mitnehmen. Im ersten Leg hatte er dabei noch keine echte Chance. Dann glich er aber aus und holte sich tatsächlich dank seiner guten Scores das erste Break der Partie. Nachdem er dieses auch bestätigte führte er mit 3:1 und hatte eine gute Ausgangsposition. Beide vergaben in der Folge ein 101’er Finish, brachten aber auch ihre eigenen Aufschläge nach Hause. Chisnall hatte immer mal wieder Ausrutscher, warf schwache Aufnahmen. Auf die Doppel aber zeigte sich „Chizzy“ sehr gut und konnte somit die Führung immer wieder behaupten. Zumindest bis zum achten Leg. Dort verpasste er einige wichtige Triple und so bekam „The Machine“ eine Breakchance, die er zum 4:4 nutzte. Anders Dave, der ganze vier Breakdarts liegen ließ und mit ansehen musste, wie Wade sich die Führung schnappte. Er konnte sich dann aber bei seinem Gegner bedanken, weil dieser fünf Möglichkeiten auf die Doppel ausließ, womit Dave erneut ausgleichen konnte. Die kuriosen Einlagen gingen auch im folgenden Leg weiter. James vergab ein 124’er Finish auf Bull, Chisnall ein 170’er Finish. Dann überwarf sich James mit der Doppel-15, ehe Dave das einfache Feld nicht traf, das Doppel zum Break jedoch schon. Er führte 6:5 und durfte das letzte Leg beginnen. Er vergab dort drei Matchdarts und fast hätte Wade ihn mit einem 160’er Finish bestraft. Er verpasste aber Tops und so holte sich Chisnall mit dem 7:5 doch noch den zweiten Sieg des Abends, der ihn vor Gary Anderson bis auf Platz 5 springen lässt.
In der nächsten Woche geht es für die Dartselite nach Glasgow. Dies dürfte wohl vor allem die Schotten Peter Wright und Gary Anderson freuen, die es mit James Wade bzw. Dave Chisnall zu tun bekommen. Michael van Gerwen, der hoffentlich seine Verletzung auskuriert haben wird, trifft dann auf Kim Huybrechts. Das gute, alte Lehrer gegen Schüler-Duell werden Adrian Lewis und Phil Taylor austragen. Zudem sehen wir die Neuauflage des BDO WM-Finals von 2006, als Jelle Klaasen Raymond van Barneveld bezwang.
Tobias Gürtler