Spitzentrio spielt nur Remis
In der vierten Woche der diesjährigen Premier League ging es für die zehn Spieler nach Brighton. Dort bekam es Michael van Gerwen mit Adrian Lewis zu tun. Neben dem Niederländer war auch Phil Taylor auf Platz eins. Er wollte diesen Platz mit einem Sieg über den noch sieglosen Kim Huybrechts verteidigen. Seinen Sieg aus der Vorwoche wollte Dave Chisnall gegen den punktlosen Jelle Klaasen bestätigen. Mit Gary Anderson gegen James Wade und Peter Wright gegen Raymond van Barneveld gab es zudem Duelle großer Namen.
Jelle Klaasen holt ersten Sieg
Die erste Begegnung des Abends bestritten Dave Chisnall und Jelle Klaasen. Für beide war es eine wichtige Partie, für Klaasen aber noch ein wenig mehr, da er noch immer keinen Punkt auf dem Konto hatte. Chisnall wollte auf seinen Sieg aus der Vorwoche einen weiteren folgen lassen und holte sich auch direkt, wenn auch mit Glück, das erste Leg. Klaasen aber war von Beginn an richtig stark, zeigte wirklich gute Scores und startete zum zweiten Mal im zweiten Leg perfekt. Er glich aus und holte das erste Break. Dieses konnte Chisnall zwar noch ausgleichen, dann aber folgte ein vorentscheidendes Leg. Dave vergab ein 142’er Finish auf der Doppel-11 und verpasste auch danach noch Chancen auf die Doppel. Klaasen nutzte dies zu einem weiteren Break und legte eine Serie hin. Er setzte sich bis auf 6:2 ab, checkte dabei unter anderem 152 Punkte zu einem weiteren Break und sicherte sich so seinen ersten Punkt in dieser Saison. Bei diesem Vorsprung wollte er aber natürlich den Sieg, doch Chisnall gab nicht auf, holte sich nochmal das 3:6. Dies war aber nur Ergebniskosmetik. Am Ende siegte Jelle mit 7:3 gegen einen Chisnall, der nicht eine 180 warf.
Es folgte die Partie zwischen Michael van Gerwen und Adrian Lewis. Letzterer sollte der Faktor dafür sein, was für eine Partie wir sehen würden. Oftmals wurde ein heiß erwartetes Duell der beiden zu einer einseitigen Geschichte, weil Lewis nicht sein Niveau spielen konnte. Nach den letzten Monaten war dies auch dieses Mal so zu erwarten, doch Adrian sollte eine fantastische Partie zeigen. Nach einem standardmäßigen 11-Darter der Marke MVG glich Lewis nämlich aus und holte sich danach ein Break. Er warf eine starke 174 zum richtigen Zeitpunkt um Druck zu erzeugen. Im folgenden Leg sollte es eine 177 sein, die für selbigen sorgte und „Jackpot“ das 3:1 einbrachte. Michael musste nun kommen, checkte 116 Punkte und schien wieder drin zu sein. Dann aber stellte er sich 159 Punkte Rest und musste zusehen, wie Lewis dies mit einem 170’er Finish beantwortete.
Erneut zwei Legs in Rückstand zeigte MVG warum er der Weltmeister ist. Er zeigte sechs perfekte Darts und kam wieder ran. Er holte sogar den Ausgleich und startete nach einem erneuten Breaks von Lewis zum wiederholten Mal perfekt. So schaffte der Niederländer das Rebreak zum 5:5 und das Momentum schien zu kippen. Nach einem 22’er Start von Lewis hatte Michael keine größeren Probleme das 6:5 zu holen und dem Sieg näher zu kommen. Adrian aber gab nicht auf, sah die Chance zu einem Punkt. Er stellte sich 24 Rest, musste aber abwarten was van Gerwen mit der 170 machen würde. Diese verfehlte Michael, als der dritte Dart nur das Single Bull traf. So kam Lewis doch noch zum 6:6-Ausgleich, den er sich mit seiner besten Leistung seit langem auch verdiente.
Anderson punktet nach 1:5-Rückstand
Die Begegnung zwischen Gary Anderson und James Wade sollte eine ganz kuriose werden. James stand mit seinen fünf Punkten in der Tabelle vor Anderson, der das unbedingt ändern wollte. Nach einem klaren ersten Leg in Richtung des Schotten schien diese Planung jedoch komplett ad acta gelegt werden zu müssen. Gary vergab immer wieder einen Dart auf die Doppel und verlor so immer wieder die Legs. Nach dem ersten Break von Wade verpasste Anderson eine große Chance auf Tops. „The Machine“ checkte 100 Punkte. Im Leg darauf verpasste der „Flying Scotsman“ erneut die Doppel-20, dieses Mal brachte James sogar 110 Punkte auf null. Nach dem 5:1 schien die Begegnung entschieden. Doch Gary wäre kein zweifacher Weltmeister, wenn er nicht bis zum Ende alles versuchen würde. Und so kam der Schotte auch nochmal in Tritt und checkte unter anderem 121 Punkte zu einem Break auf das Bullseye. Weil Wade nervös wurde und im zehnten Leg neun Chancen auf die Doppel liegen ließ, holte Gary insgesamt fünf Legs in Serie und drehte die Partei auf 6:5. Damit stand plötzlich James unter Druck und musste abliefern. Er zeigte sich aber nervenstark und punktete gut. Seine dritte Chance zum Ausgleich konnte er nutzen und damit immerhin das 6:6 erreichen, obwohl natürlich klar mehr drin war.
Kim Huybrechts stand in der Tabelle durch den Sieg von Jelle Klaasen früher am Abend auf dem letzten Platz. So musste er gegen Phil Taylor unbedingt etwas mitnehmen. Dies schien er zu wissen und so checkte er schon im ersten Leg 110 Punkte zum Break. Nachdem Taylor ein 107’er Finish vergab, bestätigte der Belgier dieses auch und ging mit 2:0 in Führung. Von da an entwickelte sich eine Partie in der die Spieler vor allem in den eigenen Legs stark waren. Dies spielte Kim natürlich in die Karten, der für einen Sieg lediglich die eigenen Aufschläge durchbringen musste. Beim Stand von 4:3 hatte Taylor dann aber eine echte große Breakchance. Er warf eine 177 um sich 32 Punkte Rest zu stellen und damit den Druck auf den „Hurricane“ zu erhöhen. Diesem hielt er richtig stark stand, als er 140 Punkte mit zwei Mal Triple-18 und Doppel-16 auscheckte. Phil aber ließ nicht nach. Er rannte diesem Break hinterher und blieb in seinen Legs sicher. Nach zehn Legs führte Kim mit 6:4 und bekam tatsächlich eine Chance geschenkt. Taylor stand bei 121 Punkten, traf die Triple-20, aber verpasste die Triple-15. Er schien Huybrechts die 136 Punkte nicht zuzutrauen und er verpasste sie nur knapp auf der Doppel-8. Taylor verkürzte also doch noch und nutzte zwei weitere vergebene Matchdarts von Kim zum 6:6-Unentschieden.
Vier Unentschieden an einem Abend
Die letzte Begegnung des Abends bestritten Raymond van Barneveld und Peter Wright. Wright konnte mit einem Sieg punktemäßig mit den Top-3 aufschließen, Raymond den Anschluss herstellen. Den besseren Start erwischte Raymond, der mit einem souveränen Leg in Führung ging. Peter fand im zweiten Leg rein, warf eine wichtige 180 und kam so zum Ausgleich. Da er jedoch Breakchancen liegen ließ blieb die Partie zunächst ausgeglichen. Auch Raymond vergab wenig später eine Chance auf das Break, verpasste ein 124’er Finish. Das Break schien einfach nicht fallen zu wollen, als Peter erneut Möglichkeiten im fünften Leg verpasste. Die Partie war sehr ausgeglichen. Nach zuvor einigen Breakchancen schienen beide in ihren Aufschlägen immer sicherer zu werden. Dann aber zauberte Raymond van Barneveld fast ein 122’er Finish aus dem Hut, traf jedoch nur das Single Bull. Peter glich also erneut zum 4:4 aus und alles blieb komplett offen. Peter wirkte dann aber nochmal neu angestachelt. Er legte eine Schippe drauf und zeigte fantastische Scores gegen den Anwurf. Barney war unter Druck und traf zu wenige Triple und so schaffte „Snakebite“ tatsächlich das erste Break der Partie. Auf diesem Niveau machte er weiter und brachte auch sein Leg nach Hause, wodurch der Punkt ihm nicht mehr zu nehmen war. Barney glaubte aber noch an sich, warf zwei 180’er in seinem Leg und verkürzte auf 5:6. Weil er auch im letzten leg stark punktete kam Wright sehr unter Druck und hielt nicht mehr ganz mit. Barney checkte dann 140 Punkte zum gerechten 6:6-Endstand, dem vierten Remis des Abends.
In der nächsten Woche treten die Premier League Spieler in Exeter auf. Dabei kommt es zur Neuauflage des WM-Finals von 2015 zwischen Gary Anderson und Phil Taylor. Ebenfalls sehr interessant dürfte das Aufeinandertreffen der punktgleichen Michael van Gerwen und James Wade werden. Ein Kellerduell findet zwischen Jelle Klaasen und Kim Huybrechts statt. Zudem bekommt es Dave Chisnall mit Raymond van Barneveld und Adrian Lewis mit Peter Wright zu tun.
Tobias Gürtler