Phil Taylor erreicht das Halbfinale
Taylor oder Chisnall? Das war die große Frage in Aberdeen, wo der letzte reguläre Spieltag der diesjährigen Premier League ausgetragen wurde. Phil Taylor stand auf Platz 4, welcher einen Platz bei der Finals Night bedeutet. Diesen wollte er mit einem Punktgewinn gegen Adrian Lewis verteidigen. Dave Chisnall hingegen wollte sein Märchen weiterschreiben und mit einem Sieg gegen James Wade den Druck erhöhen. Zudem ging es für Michael van Gerwen(gegen Gary Anderson) noch darum das Preisgeld für Platz 1 einzuheimsen, indem er vor Peter Wright(gegen Raymond van Barneveld) bleibt.
Chisnall wacht zu spät auf
Dave Chisnall war eigentlich längst abgeschrieben, niemand glaubte daran, dass er noch etwas mit der Vergabe der Play-Off-Plätze zu tun haben könnte. Doch eine unglaubliche Leistungssteigerung und eine Serie von sieben Spielen ohne Niederlage brachten ihn in die Position des einzigen Kandidaten, der Phil Taylor noch von Rang vier verdrängen konnte. Dazu musste er aber möglichst klar gegen James Wade gewinnen und er begann gut. Obwohl die Doppel im ersten Leg nicht so liefen, waren die Scores fantastisch und er hatte genügend Zeit die Führung zu besorgen. Die Doppelproblematik sollte sich aber schon wenig später als große Bürde erweisen. „Chizzy“ verpasste im zweiten Leg erneut vier Chancen, insgesamt nutzte er zu diesem Zeitpunkt lediglich eine von zehn, und Wade glich aus. „The Machine“, der vorher kaum im Spiel war, fand nun in seinen Rhythmus und holte auch das erste Break. In der Folge hatte Dave große Probleme mitzuhalten, während Wade sehr vieles gelang. Er holte sich Leg um Leg und schaffte mit dem Break zum 5:2 genau das, was aus Chisnalls Sicht nicht passieren durfte. Damit war die Entscheidung bereits gefallen. Selbst wenn Dave das Spiel noch drehen würde, wäre der Legrückstand zu groß, sodass Taylor für die Finals Night qualifiziert war. Dave wurde nun lockerer. Er kassierte noch das 2:6, doch legte danach richtig los. Er verkürzte, schaffte ein 129’er Finish zum Break und spielte am Ende einen 11-Darter zum 6:6-Unentschieden. Damit hielt seine Serie der ungeschlagenen Spiele nach der Judgement Night, die Play-Offs jedoch verpasste er.
Für Phil Taylor spielte es sich danach gegen Adrian Lewis weit leichter, denn der Druck war gänzlich von seinen Schultern genommen worden. Vielleicht war dies aber auch der Grund, warum Phil zu Beginn nicht so sehr zurechtkam. Lewis zeigte sich in der Anfangsphase sehr gut, verpasste schon im ersten Leg einen Breakdart. Nachdem er ein 170’er Finish verpasste, holte sich „Jackpot“ dennoch den Ausgleich, ehe ein unheimlich starkes Leg begann.
Zwei 180’er warf Adrian und traf auch mit seinem siebten und achten Dart die großen Triplefelder. Nur noch die Doppel-12 fehlte zum perfekten Spiel, doch diese verpasste er knapp. Dennoch wurde es ein 10-Darter und damit ein Break. Zunächst hatte Phil mit einem 110’er Finish die passende Antwort, doch nach einem weiteren Break konnte Adrian dieses dank eines 122’er Finishes auf dem Bullseye auch bestätigen. Lewis wirkte sehr sicher, zeigte wenig später, dass er auch 114 auf null bringen kann. Doch nach diesem 5:3 ließ er plötzlich nach. Phil kam zurück und schaffte den Ausgleich. Nachdem er sein eigenes Leg durchbrachte, spielte er auch ein gutes letztes Leg. Dort ging er bei 129 Punkten Rest nicht auf das Bullseye, obwohl Adrian bei 170 stand. Dieser wusste dies beinahe zu bestrafen, verpasste aber den Scheibenmittelpunkt, womit „The Power“ sich dann doch noch den 7:5-Erfolg holen konnte.
Michael van Gerwen sichert sich Bonus-Preisgeld
Danach ging es im Grunde nur noch um die Paarungen in den Halbfinals und um das Bonus-Preisgeld in Höhe von 25.000 Pfund für denjenigen, der die Ligaphase auf Platz eins abschließt. Dies konnte neben Michael van Gerwen nur noch Peter Wright gelingen, der es mit Raymond van Barneveld zu tun bekam. Und der Schotte spielte vor heimischem Publikum von Beginn an eine richtig starke Partie. Nach seinem Whitewash gegen van Gerwen in Sindelfingen schwamm er weiter auf der Erfolgswelle und sprintete zu einer 3:0-Führung. Erst danach kam auch Barney ein wenig ins Spiel und konnte zunächst verkürzen. Doch Peter war an diesem Tag stärker und vor allem auch sicherer auf die Doppel.
So verpasste Raymond im sechsten Leg gleich fünf Möglichkeiten um nochmal zu verkürzen. Peter nutzte dies zum 5:1 und schaffte damit im Grunde die Vorentscheidung. Nach dem 6:1 musste er sich nicht mehr groß strecken, wollte die Partie dann aber doch noch mit einem Highlight beenden. Ein 116’er Finish sorgte für das 7:1 und für Druck für MVG, denn zu diesem Zeitpunkt war „Snakebite“ an ihm vorbeigezogen.
Die letzte Partie des Abends war die Neuauflage des WM-Finals, Michael van Gerwen gegen Gary Anderson. Beide Spieler wollten einen Sieg. MVG wollte so ein weiteres Preisgeld gewinnen, während Gary Anderson mit einem Erfolg zurück auf den dritten Rang wollte. Das Match begann für Michael etwas besser. Er holte sich das erste Leg und konnte dies nach dem direkten Ausgleich nochmal steigern. Er warf eine 180, 171 und vollendete ein 92’er Finish zum 11-Darter. Dem folgte sein erstes Break, als er 124 Punkte auf dem Bullseye runterbrachte und so den Druck auf seinen Kontrahenten erhöhte. Dieser hielt dem aber zunächst stand. Gleich zwei Mal konnte er Breaks kontern und so das Spiel offen halten.
Doch dies konnte er eigentlich nur, weil Michael auf die Doppel Probleme hatte. An den Scores kam kaum etwas vorbei, er stand im siebten Leg nach neun Darts bei 36 Punkten Rest. Er vergab aber alle drei Möglichkeiten, sodass Gary mit einem 86’er Finish auf 3:4 ran kam. Doch das konnte der Titelverteidiger auch und checkte ebenfalls 86 Punkte zum fünften Break hintereinander. Dieses Mal konnte „Mighty Mike“ dieses auch bestätigen und sich so das Unentschieden sichern. Durch den klaren Erfolg von Wright, brauchte er für den ersten Platz jedoch einen Sieg. Gary Anderson wollte dies verhindern und zeigte mit einem 145’er Finish auch nochmal ein fantastisches Highlight. Der Rückstand war allerdings bereits zu groß und so brachte Michael seinen Aufschlag zum 7:4 ins Ziel und sicherte sich damit Platz 1 und das damit verbundene Bonus-Preisgeld in Höhe von 25.000 Pfund.
In der nächsten Woche geht es dann in London um die große Frage, wer sich den Titel der Premier League 2017 sichern würde. Michael van Gerwen, der Titelverteidiger, wird es im Halbfinale erneut mit Gary Anderson zu tun bekommen, während Phil Taylor gegen den Weltranglistendritten Peter Wright ran muss. Die Sieger spielen dann im Finale um die Trophäe sowie ein Preisgeld von 250.000 Pfund.
Tobias Gürtler