Gary Anderson bei der Finals Night
In der vergangenen Woche qualifizierten sich Michael van Gerwen und Peter Wright für die Finals Night. Gegen Phil Taylor und Adrian Lewis wollten sie aber trotzdem alles geben und möglicherweise noch das Zünglein an der Waage sein. Gary Anderson hatte die Möglichkeit bei einem Punktgewinn von Dave Chisnall gegen Raymond van Barneveld und einem eigenen Erfolg über James Wade nachzuziehen und die Play-Offs ebenfalls klar zu machen.
Chisnall wahrt theoretische Chance auf Play-Offs
Für Adrian Lewis ging es gegen Peter Wright bereits um alles. Zwei Punkte hat er auf den zu diesem Zeitpunkt Viertplatzierten Phil Taylor Rückstand, gegen den er am letzten Spieltag im direkten Duell ran musste. Eine Niederlage an diesem Tag würde jedoch das ohnehin schon schlechte Legverhältnis vom „Jackpot“ noch weiter ins Negative rücken und somit eine Play-Off-Teilnahme sehr unwahrscheinlich werden. Er begann auch recht nervös und brauchte ein paar Legs um ins Spiel zu finden. Zwei um genau zu sein, diese lag er nämlich schnell zurück und stand damit bereits mit dem Rücken zur Wand. Weil Wright ein 125’er Finish auf Tops verpasste, gelang dem Engländer aber das direkte Rebreak und weil „Snakebite“ im Leg darauf auch 144 auf die Doppel-12 liegen ließ, stand es nach vier Legs wieder Unentschieden. Der zu diesem Zeitpunkt bereits stärkere Peter Wright legte danach aber nochmal eine Schippe drauf und Adrian, der an diesem Tag wie so oft in letzter Zeit die Doppel zu selten traf, musste zusehen, wie sich der Schotte ein Leg nach dem anderen holte. Schnell setzte er sich bis auf 4:2 und konnte trotz perfektem Start von Adrian auf 5:2 erhöhen. Spätestens mit dem Break zum 6:2 war dann alles klar, sodass das letzte Leg reines Schaulaufen war. Peter vergab noch ein paar Matchdarts, hatte aber genügend Zeit das 7:2 einzutüten und Adrians Traum von den Play-Offs zu begraben.
Es wurde bereits oft thematisiert, aber man kann es gar nicht oft genug sagen. Die Wandlung von Dave Chisnall zu einem Kandidaten für die Finals Night ist beachtlich. Gefühlt gehörte er schon zu den Ausgeschiedenen nach dem neunten Spieltag mit lediglich sechs Punkten auf dem Konto. Doch danach blieb er in den folgenden fünf Spielen ungeschlagen, holte sich dort insgesamt sieben Punkte und hatte damit plötzlich Chancen auf die Finals Night. Ein weiterer Punktgewinn gegen Raymond van Barneveld sollte die Möglichkeit nun offen halten. Das erste Leg war auch sehr gut, nach neun Darts stand Dave bei 7 Punkten Rest. Doch Raymond spielte einen 12-Darter und ging in Führung. Die Spieler teilten sich in der Folge die Legs bis zum Stand von 2:2. Dann aber verpasste Raymond zwei Möglichkeiten, sodass „Chizzy“ mit einem überragenden 142’er Finish das erste Break der Partie holen konnte. Nachdem er dieses auch noch bestätigen konnte, sah alles sehr gut für den Engländer aus, doch Barney kam zurück und schaffte dank zweier guter Legs schnell wieder den Ausgleich. Vor ein paar Wochen wäre Dave an so einer Stelle eingebrochen und hätte die Partie hergeschenkt. Doch heute nicht mehr. Er spielte einen starken 13-Darter zum erneuten Break und sicherte sich mit 6:4 wenig später den Punkt. Raymond kam zwar nochmal ran, doch ein solider 14-Darter bei dem der erste Matchdart im Doppel saß brachte Dave tatsächlich den 7:5-Sieg ein und beförderte ihn damit auf den fünften Platz.
Phil Taylor mit einem Bein im Halbfinale
Für James Wade sind die Chancen auf eine Teilnahme an der Finals Night nur noch theoretischer Natur. Ganz anders sein heutiger Gegner. Gary Anderson konnte, dank des Sieges zuvor von Dave Chisnall, mit einem eigenen Erfolg über Wade die Teilnahme an den Play-Offs festmachen. Die ersten Legs waren allerdings noch recht eng. Wade verpasste Bull im ersten Leg, sodass Gary sofort ein Break holen und bestätigen konnte. Doch zu dieser Zeit konnte James noch mithalten, behielt seinen Aufschlag und hielt das Match spannend. Doch dann legte der „Flying Scotsman“ eine Schippe drauf und spielte einen 13-Darter auf der Doppel-19. Nach einem tollen 90’er Finish zum Break spielte der Schotte dann vier perfekte Darts und konnte sich weiter bis auf 5:1 absetzen. Bei „The Machine“ fehlte einfach ein wenig der letzte Ehrgeiz, für ihn ging es um Grunde nur noch um die Platzierung. Zwar gibt es da auch noch gutes Geld, doch einen Titel hatte er nicht mehr vor Augen. So war auch der Comebackversuch des Engländers eher halbherzig. Er holte sich zwei Legs in Folge und hatte dann auch die Chancen noch weiter zu verkürzen. Doch er ließ gleich fünf Möglichkeiten liegen, war sehr unzufrieden. Gary holte sich das 6:3 und spazierte danach ohne weitere Umwege zum 7:3-Sieg und damit verdientermaßen in die Play-Offs.
Im letzten Spiel des Abends kam es zum großen Aufeinandertreffen zwischen Michael van Gerwen und Phil Taylor. MVG wollte mit einem Sieg den ersten Platz klarmachen und damit ein Bonuspreisgeld von 25.000 Pfund kassieren. Für Taylor war die Partie von noch viel größerer Bedeutung. Durch die Ergebnisse des Abends stand er unter Druck und musste punkten, um am letzten Spieltag etwas mehr Ruhe zu haben. Die Partie begann dann jedoch zäh. Beide hatten einige Probleme, sowohl bei den Scores, als auch auf die Doppel. Taylor holte sich direkt ein Break, kassierte dann allerdings das sofortige Rebreak, auf einem doch eher geringen Niveau. MVG stand zu dem Zeitpunkt bei 86 im Schnitt, Taylor bei 78 Punkten. Erst danach legten beide etwas zu, so spielte „Mighty Mike einen 13-Darter zur ersten Führung. Diese sollte allerdings nicht lange halten. Unter Druck zeigte Phil seine ganze Klasse und checkte 96 Punkte mit 20, Doppel-18, Tops. Auch danach machte er weiter und holte sich zwei weitere Legs zur 4:2-Führung. Er spielte in dieser Phase fantastisch, zeigte auch vier perfekte Darts und war vor allem auf die Doppel einfach kaltschnäuziger als sein Gegner. Das zeigte sich auch im siebten Leg, als van Gerwen erneut zwei Mal die Doppel-8 verpasste, bevor Phil 90 Punkte mit zwei Darts auf null brachte und ein weiteres Break holte. Dieses bestätigte er wenig später und schaffte so die Vorentscheidung. Zwar verkürzte „Mighty Mike“ nochmal mit einem 11-Darter, doch mit eigenem Aufschlag brachte Phil die Partie dann nach Hause. Durch das 7:3 ist er nun schon so gut wie qualifiziert für die Finals Night.
Nächste Woche findet der letzte reguläre Spieltag der diesjährigen Premier League statt. In Aberdeen dürfen die Schotten Gary Anderson(gegen Michael van Gerwen) und Peter Wright(gegen Raymond van Barneveld) nach ihrer geglückten Qualifikation für die Finals Night nochmal die Stimmung im eigenen Land genießen. Phil Taylor will mit einem Sieg gegen Adrian Lewis seinen vierten Platz verteidigen und Dave Chisnall lauert in seinem Match gegen James Wade auf einen Fehler des Rekordweltmeisters, um doch noch ins Halbfinale einuziehen.
Tobias Gürtler