Clayton zum ersten Mal in einem TV-Halbfinale
Es war Sonntag, 14 Uhr deutscher Zeit, als im Südwesten Englands der Finaltag der Players Championship Finals 2017 anbrach. Acht Spieler und sieben Matches warteten auf die Fans im Butlins Resort in Minehead am letzten Turniertag. Großer Favorit war jetzt natürlich Michael van Gerwen, doch auch Rob Cross und Daryl Gurney konnten zeigen, dass sie das Zeug zum Titel haben. Selbstverständlich musste man aber auch allen anderen eine Chance einräumen. Ab Sonntagnachmittag ging es aber zunächst mit den Viertelfinals los. Diese wurden analog zur dritten Runde im Best-Of-19-Legs-Modus ausgespielt, das restliche Turnier fand jetzt ausschließlich auf der Hauptbühne statt.
Cross erneut mit souveränem Auftritt
Den Einstieg in die Viertelfinalspiele machte das Aufeinandertreffen von Rob Cross und James Wade. Cross hatte in seinen ersten drei Spielen ausnahmslos überzeugt und in den Runden zwei und drei jeweils Averages jenseits der 100 Punkten gezeigt. Außerdem gelangen ihm in drei Spielen bereits acht Highfinishes. Nachdem sich James Wade eher schlecht als recht durch die beider ersten Runden gekämpft hatte, steigerte er sich in Runde drei erheblich und bezwang Ian White. Der Auftakt ging in Richtung Cross, 40 Punkte checkte er für einen ersten 15-Darter. Diesem folgte dann sogar ein 12-Darter, indem er 85 Punkte auf dem Bullseye zum Break checkte. Nur wenige Minuten später brachte „Voltage“ dann auch noch 74 mit zwei Darts auf null und erhöhte auf 3:0. Doch auch Wade konnte ein gutes Finishing aufweisen und checkte bei eigenem Anwurf 121 Punkte für sein erstes Leg. Ein weiteres 74er-Checkout, diesmal mit drei Darts, brachte Cross dann noch ein Leg und er stellte vor der ersten Pause auf 4:1. Der erste gröbere Patzer unterlief Cross, als er sich bei 70 Rest keinen Dart auf Doppel erspielen konnte und Wade auf der Doppel-10 zum 2:4 verkürzte. Auch Wade verfehlte im Folgeleg dann eine große Zahl, als er sich bei 81 Punkten selbst im Weg stand. Cross dagegen checkte 78 auf der Doppel-6 und stellte wieder den alten Abstand her. Mit einem 25er-Finish gewann Wade dann das selbst angefangene Leg, aber auch Cross hatte keine Schwierigkeiten seine eigenen Legs nach Hause zu bringen, auf der Doppel-8 schnappte er sich das 6:3. Dank eines sensationellen 148er-Highfinishes über zweimal Triple-18 und Tops schaffte Cross dann aber anschließend das Break und vergrößerte den Abstand auf vier Legs, mit diesem ging es dann auch in die zweite Unterbrechung. Auf der Doppel-10 schaffte Wade dann sein viertes Leg, ehe Cross die Doppel-9 erwischte und den Spielstand auf 8:4 stellte. Weil Wade im 13. Leg vier Darts auf Doppel vorbeiwarf, blieben drei Fehler vonseiten Cross‘ folgenlos, ihm fehlte jetzt nur noch ein Leg zum Sieg. Und schon im nächsten Leg bekam er seine Chance, zielte auf der Doppel-16 aber zweimal nicht genau genug, Wade checkte 64 und kam nochmal ran. Erneut Matchdarts bekam Cross dann nur wenige Minuten später. Dieses Mal waren es gleich drei an der Zahl, doch verpasste schon wieder. Wade checkte 76 zum Break und zum 6:9 aus seiner Sicht. Dann hatte Cross aber endgültig genug gespielt. 74 checkte er im Leg danach mit dem siebten Matchdart auf der Doppel-5 zum 10:6-Erfolg und zum Halbfinaleinzug. Cross spielte im Schnitt 96 Punkte pro Aufnahme und traf 40 Prozent auf die Doppel.
Nach dieser Partie kam es zum Duell zwischen Steve Beaton und Jonny Clayton. Letzterer, unter dem Spitznamen „The Ferret“ unterwegs, hatte bereits Gerwyn Price und Stephen Bunting aus dem Turnier geworfen und dabei besonders auf die Doppelfelder geglänzt, sodass er sich den Platz in seinem ersten Majorviertelfinale durchaus verdient hatte. Beaton hatte speziell in Runde drei große Probleme, als er sicher geglaubtes Spiel fahrlässig beinahe noch aus der Hand gab. Und Beatons erste Aufnahme war gleich eine 180. Weil Clayton einen Dart auf das Bullseye verpasste, holte sich Beaton auf der doppelten 12 das erste Leg. Im zweiten Leg warf dann auch „The Ferret“ sein erstes Maximum und checkte zum Abschluss 83 Punkte ganz locker mit zwei Darts. Ein 80er-Checkout auf Tops unter Druck, Clayton stand bei 78, brachte ihm die 2:1-Führung ein. Auf der Doppel-8 erzielte Clayton dann den Ausgleich, ehe der „Bronzed Adonis“ 48 Punkte zum 3:2 auf null brachte, es ging in die erste Unterbrechung. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt Beaton eine 100-prozentige Doppelquote, des Weiteren gab es bis hierhin kein Break. „Double Trouble“ bei beiden Akteuren gab es dann kurz nach der Pause. Trotz sieben vergebener Darts kam der Waliser zum Ausgleich, weil auch Beaton drei Breakchancen verpasste. Nachdem Beaton erneut einen auf Tops danebenwarf, bekam auch Clayton die Breakchance. Doch er verpasste zwei Mal die Doppel-8 und erlaubte es seinem Gegner so, mit 4:3 in Front zu gehen. Und speziell bei Clayton fanden die Doppelprobleme auch danach kein Ende: Im selbst begonnen Leg flogen dieses Mal fünf Pfeile an der Doppel-8 vorbei, und Beaton holte sich trotz zweier eigener Fehler das erste Break des Matches. Und Beaton konnte froh sein, dass er sich im nachfolgenden Leg dank guten Scorings einen Vorsprung ausspielen konnte. Sieben Versuche brauchte Beaton dieses Mal, um endlich das erhoffte 6:3 zu holen. Mit dem ersten Highfinish der Partie, einer 120, gelang Clayton dann sein vierter Leggewinn und er ging mit einem Rückstand von zwei Legs in die zweite Unterbrechung. Das erste Leg nach Pause reklamierte Beaton per Doppel-16 für sich. Und danach hatte Clayton mächtig Glück. Weil Beaton zwei Darts auf Doppel zum nächsten Break vergab, blieb Clayton mit dem 5:7 zunächst im Spiel. Stattdessen gelang dann Clayton der Leggewinn bei gegnerischem Anwurf. 64 Punkte checkte er mit zwei Darts und hatte nun nur noch ein Leg Rückstand. Ebenfalls auf der Doppel-8 bestätigte „The Ferret“ dann dieses Break und stellte mit dem 7:7 das zwischenzeitliche Unentschieden her. Drei vergebene Darts auf Doppel kosteten den ehemaligen BDO-Weltmeister Beaton dann das vierte Leg in Serie. Clayton beendete 68 mit drei Darts zu seiner ersten Führung überhaupt. Dieses Break bestätigte Clayton auf Tops zum fünften Leg hintereinander, eins fehlte im noch zu seinem ersten TV-Halbfinale. Dank eines Treffers in der Doppel-4 holte sich Beaton dann endlich mal wieder ein Leg und verkürzte zumindest auf 8:9, aber der Waliser hatte jetzt bei eigenem Anwurf die große Möglichkeit zum Sieg. Und diese nutzte er auch, spielte einen 15-Darter inklusive 70er-Checkout zum 10:8-Triumph. Im Halbfinale trifft er nun auf Rob Cross.
Pipe zum ersten Mal seit 2013 in einem Majorhalbfinale
Zum dritten Viertelfinale trafen Justin Pipe und Daryl Gurney auf der Bühne ein. In der zweiten und dritten Runde musste Pipe jeweils in ein Entscheidungsleg gehen, behielt beide Male seine Nerven und schlug Ron Meulenkamp beziehungsweise William O’Connor. Souveräner machte es da Gurney, der weitestgehend problemlos das Viertelfinale erreichte. Speziell im letzten Match gegen Chris Dobey überzeugte er mit deinem Durchschnitt von 102 Punkten. Doch Pipe hatte sich einiges vorgenommen, warf mit der ersten Aufnahme eine 180, weil er aber das Bullseye für 132 relativ deutlich verfehlte, checkte Gurney 88 mit zwei Darts und verhinderte das frühe Break. Weil Pipe seinem Wurfstil mitverschuldet zwei Bounceouts im nächsten Leg erleiden musste, verdoppelte Gurney auf der Doppel-16 seine Führung. Auf demselben Doppelfeld schnappte sich dann auch „The Force“ sein erstes Leg, dabei handelte es sich um das prompte Rebreak. Zum Ausgleich beim Stand von 2:2 verhalf Pipe dann ein Treffer in die doppelte 18. Das letzte Leg vor der ersten Unterbrechung sammelte dann noch Gurney ein, sodass der Nordire mit einem 3:2-Vorteil in die Pause ging. Ein Treffer in das räumlich höchste Feld der Scheibe brachte ihm im Anschluss ein Break ein und ließ den Abstand auf zwei Legs anwachsen. Doch weil sein Kontrahent im Leg darauf 87 sauber mit zwei Darts checkte, kassierte Gurney zum zweiten Mal das direkte Rebreak. Im Leg danach stand Pipe vor der Chance auf den erneuten Ausgleich. Bei 132 Rest hatte er schon zweimal das Bullseye getroffen, verpasste aber die Doppel-16. Auch in der folgenden Aufnahme verfehlte er dieses Doppel gleich dreimal, Gurney konnte diesen Fehler aber nicht ausnutzen und überwarf sich bei 4 Punkten Rest. Dann schließlich war Pipe zur Stelle und vollendete auf der doppelten 4. Die beiden Legs vor der zweiten Pause gingen dann aber wieder an die Nummer vier der Welt. Mit Checkouts von 72 und 81, jeweils sicher mit zwei Darts, setzte er sich auf 6:4 ab. Doch direkt nach der Unterbrechung gelang Pipe schon wieder das Rebreak, er traf Tops zum 5:6 aus seiner Sicht. Als er danach 110 Punkte zum ersten Highfinish der Partie auslöschte, hatte er zum wiederholten Male den Ausgleich erreicht. Die nächsten beiden Legs wurden dann gerecht aufgeteilt, jeder gewann problemlos den eigenen Anwurf, 7:7 stand es zu diesem Zeitpunkt. Weil Pipe sich im 15. Leg bei 60 Punkten Rest überwarf, kam Gurney auf der Doppel-10 zur 8:7-Führung, die er mithilfe eines 13-Darters im darauffolgenden Leg, es war wieder ein Break, auf 9:7 erhöhte, sodass er jetzt bei eigenem Anwurf den Sack zu machen konnte. Allerdings spielte „Superchin“ ein schwaches Leg und Pipe konnte ihn in 15 Darts wiederum zurückbreaken. Auf der Doppel-12 gewann Pipe dann ohne Komplikationen sein eigenes Leg, es ging also in das alles entscheidende Leg; und Pipe hatte im Turnierverlauf bereits zwei Entscheidungslegs gewonnen. Und so kam es auch dieses Mal. Bei 91 Punkten Rest verpasste er zwar noch einen Dart auf Doppel-16, da Gurney aber 143 nicht wegmachen konnte kam er zurück und verwandelte den zweiten Matchdart. Zu keinem anderen Zeitpunkt hatte Pipe in diesem Match in Führung gelegen, doch am Ende machte er das Comeback und den Sieg klar und erreicht zum ersten Mal seit 2013, damals übrigens auch bei diesem Turnier, ein TV-Halbfinale. Besonders stark aufseiten des Sieger war die Doppelquote von fast 43 Prozent.
Nach diesem Krimi fehlte dann noch der Weltmeister. Auch Michael van Gerwen hatte seine Formstärke bis hierhin eindrucksvoll unter Beweis stellen können, spielte in jedem seiner bisherigen Spiele einen Average über 100 Punkten. Doch auch sein Gegner und Landsmann Jan Dekker war nicht zu unterschätzen. Im Turnierverlauf zeigte er sich besonders auf die Doppelfelder sehr sicher und hatte schon Michael Smith und Simon Whitlock bezwungen. Aber van Gerwen wollte schnell klarstellen, wer der Herr im Haus war und legte furios los. Gleich im ersten Leg warf er zwei 180er und schaffte durch den Treffer auf Tops auch ein 10-Dart-Leg. 14 Darts benötigte die Nummer eins der Welt dann, um auch des Leg bei Dekkers Anwurf für sich zu entscheiden. Das dritte Leg war ein von hohem Scoring beider Akteure geprägtes Leg, und Dekker bekam tatsächlich auch seine Chance zum Break. Doch bei 61 übrig gebliebenen Punkten verfehlte er am Ende die Doppel-4, van Gerwen traf die Doppel-10 und spielte dieses Mal einen 15-Darter. Danach kam Dekker mit seinem eigenen Anwurf zum ersten Leggewinn. Er startete mit zwei Maximalaufnahmen und checkte 86 mit zwei Darts für einen eigenen 11-Darter. Das letzte Leg vor der Pause ließ sich van Gerwen dann nicht nehmen, diesmal benötigte er 13 Würfe, um mit einem komfortablen 4:1 in die erste Pause gehen zu können. Mit 15-Darts – man merkt daran, wie hoch das Niveau der Partie war – holte sich Dekker im Anschluss sein zweites Leg. Dabei warf er eine 180 und checkte 102 Punkte über Triple-19, Single-13, Doppel-16. Und danach bekam auch van Gerwen zum ersten Mal ein paar Probleme auf die Doppelfelder. Fünf Darts ließ er liegen, sodass Dekker 100 Punkte zum zweiten Highfinish hintereinander ausmachte und den Weltmeister breaken konnte. Zum Ausgleich beim Stand von 4:4 kam Dekker auch deshalb, weil van Gerwen erneut zwei Chancen auf Doppelfelder, dieses Mal die doppelte 16, ausließ. Mit einem 11-Darter inklusive 180 und 88er-Checkout auf Doppel-14 rehabilitierte sich der Titelverteidiger und holte sich anschließend noch das Break, um mit einer 6:4-Führung im Rücken in die zweite Unterbrechung gehen zu können. Unter hohem Druck, van Gerwen wartete bei 36, gelang Dekker dann ein 86er-Checkout auf Doppel-7 zum direkten Rebreak. Und dieses konnte Dekker auch bestätigen, 42 Punkte brachte er locker auf null, 6:6 lautete jetzt der Spielstand. Drei Fehler auf Tops kosteten van Gerwen beinahe das dritte Leg in Folge, aber Dekker scheiterte knapp an 72 Punkten und van Gerwen rettete sich auf der doppelten 10 zum 7:6. Auf der Doppel-8 brachte Dekker sein eigenes Leg nach Hause und schaffte so den erneuten Ausgleich, ehe van Gerwen 128 Zähler auf der Doppel-4 beendete, dies allerdings ohne besonders großen Druck, da Dekker sich nicht im Finishbereich befand. Und van Gerwen legte nach: Über die Doppel-8 am Ende eines 15-Dart-Legs breakte er seinen Gegner, ein Leg trennte ihn noch vom Halbfinale. Eine letzte Chance bekam Dekker noch in diesem von van Gerwen begonnenen Leg, es musste dann aber auch ein 170er-Finish sein, weil van Gerwen mit 28 Punkten wartete. Dekker traf auch beide Triple, verfehlte das Bullseye aber um wenige Millimeter. Van Gerwen traf die Doppel-14 im ersten Anlauf, steht erneut im Halbfinale dieses Turniers und misst sich am Abend mit Justin Pipe.