Scotsman – Berlins älteste Steeldartkneipe

Scotsman – Berlins älteste Steeldartkneipe
Scotsman – Berlins älteste Steeldartkneipe

Der Dartsport erlebt auch dank der vielen Übertragungen von Sport1 und der wachsenden Erfolge deutscher Spieler aktuell ein Hoch. Immer mehr wollen nun selbst spielen und kaufen sich Darts. Doch wo kann man sich mal in Wettkampfbedingungen ausprobieren oder gegen starke Spieler trainieren? Das Scotsman in Berlin-Schöneberg bietet diese Möglichkeiten in einer angenehm familiären Atmosphäre.

Biggis Herzstück

Seit ungefähr 40 Jahren steht das Scotsman in der Gotenstraße 60 in Berlin-Schöneberg. Ein schottischer, stationierter Soldat hatte es damals eröffnet und auf seinen bis heute nicht geänderten Namen getauft. Ihm folgte ein Engländer, ebenfalls ein Soldat. Als diese zurück in ihr Land mussten, hat sich Birgit „Biggi“ Bichwoski der Kneipe angenommen und über 33 Jahre geführt.

Erst im August 2014 gab sie den Laden an André Limpert(48) und Ulrich Krenzien(55) ab. „Sie hat den Laden vergrößert. Damals war er noch deutlich kleiner und auch den großen Tresen hat ‚Biggi‘ gebaut“, erinnert sich André. Nach zwei Hüftoperationen war „Biggi“ aber einfach körperlich nicht mehr in der Lage den Laden zu führen wie früher und so gab sie ihn schweren Herzens ab.

Während Bichowskis Zeit war das Scotsman der angesagteste Laden um in Berlin Dart zu spielen. Und Anerkennung bekam die Kneipe sogar im Ausland. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist das Scotsman früher in eine Wahl hineingekommen, die die beliebteste Dartstätte der Welt ermitteln sollte. „Das Scotsman erreichte am Ende den zehnten Platz. Als Geschenk gab es ein Board, welches seit damals da hängt und auch niemals abgenommen wird“, sagt André.

Eine Dartscheibe aus Holz als Geschenk
Eine Dartscheibe aus Holz als Geschenk

André und Ulrich arbeiteten zuvor zusammen in der Dachdeckerei von Krenzien. Diese wollten sie zwar auflösen, brauchten aber auch weiterhin Jobs. Eines Tages, als sie wie so oft ins Scotsman kamen um zu trainieren, fiel das Gespräch plötzlich auf das Thema. „Wir haben damit auch ein Stück weit unser Hobby zum Beruf gemacht. Wir führen den Laden so weiter wie Biggi es gemacht hat, das war ihr auch wichtig“, so Limpert. Aber dennoch bleibt er authentisch. „Ich gehe nicht wie ein Kellner zu den Tischen und frage ‚Was wünschen Sie bitte?‘. Ich bin so wie man mich kennt, ein kleiner Verrückter.“ So hört man beim Eintreten den einen oder anderen Spruch, der aber immer direkt zu einem Lachen führt. Es gibt insgesamt fünf Dartboards in der Kneipe. An denen finden auch Spiele der zweiten, dritten und vierten Liga statt. André tritt in der Kneipe als Wirt auf und wird von seiner Familie dabei unterstützt. „Meine Frau Nicole und mein Sohn David helfen mir wo sie nur können und stehen dabei komplett hinter mir. Das hilft natürlich und ich bin dafür sehr dankbar“, erzählt André.

Die Besten der Besten

Doch es sind nicht nur offizielle Veranstaltungen unter dem Banner eines Verbandes, die dort stattfinden. So gibt es auch immer wieder Turniere an denen jeder Spieler, egal ob Vereinsmitglied oder nicht, teilnehmen kann. Jeden Freitag gibt es das sogenannte Freitagsturnier. „Es nehmen an diesen Turnieren auch die besten Dartspieler Berlins teil. Martin Schindler, Benny Sensenschmidt, Steffi Zwitkowitsch, um nur einige zu nennen“, sagt André. Schindler ist aktuell auf Platz 1 der DDV-Rangliste der Herren, Zwitkowitsch ist die 1 der Frauen und Sensenschmidt gehört zu den stärksten Spielern der Bundesliga. „Wo kann man sich sonst mit so guten Spielern messen? Sonst nur auf offiziellen Events“, so der 48-Jährige weiter.

Nicole, André, David
Nicole, André, David

Zu den besten Zeiten waren die Freitagsturniere extrem gut besucht. „Man stand hier damals in zwei bis drei Reihen am Tresen, in der Hoffnung irgendwann mal ein Getränk zu bekommen“, erinnert sich Limpert. Zur damaligen Zeit gab es noch vier Boards nebeneinander, es war also enger. Dennoch wollten die Spieler unbedingt an dem Turnier teilnehmen. „Hier musste man einfach her, man freute sich auf jeden Freitag und hat alles dafür gegeben, gegen die Besten antreten zu können“, so André weiter. „Biggi“ konnte das Turnier allerdings ab einem bestimmten Zeitpunkt, aus körperlichen Gründen, nicht mehr ausrichten und so starb es allmählich aus. „Nachdem wir den Laden übernommen haben, sprachen uns dann aber einige Spieler darauf an und so brachten wir das Freitagsturnier zurück“, erzählt Limpert. Und so etablierten sie die Veranstaltung an jedem Freitag wieder neu und heutzutage ist es mit bis zu 30 Teilnehmern auch häufig gut besucht.

Neben dem Freitagsturnier gibt es auch den Vikings-Cup und den Scotsman-Cup. Diese Wettbewerbe sind längerfristiger ausgerichtet. „Es gibt dort eine Rangliste. Man muss an mindestens fünf der elf Turniere teilnehmen und am Ende in den Top-16 stehen, um am Masters-Turnier teilzunehmen“, erklärt Limpert. Bei diesen Cups wird das Startgeld nicht komplett an einem Wettkampftag ausgeschüttet, ein Teil geht in den Jackpot für das Finalturnier, bei dem dann nette Summen zusammenkommen. Es werden Highlights wie 180’er, High Finishes oder Low Darts notiert und geben zusätzlich zu Anwesenheits- und Platzierungspunkten eine Wertung, die in die Rangliste eingeht. Besonders reizvoll am Scotsman-Cup ist der Double-In/Double-Out-Modus. Für diese Turniere macht das Scotsman kaum Werbung. Die Veranstaltungen werden zwar auf Facebook angekündigt, aber ansonsten wird es durch Mundpropaganda weitergetragen.

Gerade die Jugend in ihrer Entwicklung zu sehen macht André Limpert Spaß: „Ich finde es klasse, wenn man Leute wie Ron Kolberg sieht. Der Junge ist 12 Jahre alt und zeigt hier schon fantastische Leistungen. Der Ehrgeiz den er zeigt steckt auch andere an.“ Finanziell war es vielleicht nicht die klügste Entscheidung, so Krenzien, es war eher eine Herzentscheidung den Laden zu übernehmen. Doch bereuen tut es keiner der beiden Inhaber, sie würden es jederzeit wieder so machen.

Ein Laden der Prominenz magisch anzieht

Signiertes Dartshirt von Peter 'Snakebite' Wright
Signiertes Dartshirt von Peter 'Snakebite' Wright

Deutschlands aktuell bester Dartspieler ist wohl Max Hopp. Er startete nun bereits vier Mal hintereinander bei der Weltmeisterschaft. Auch er war bereits im Scotsman. „Er und Martin Schindler haben sich ein kleines Stechen geliefert. Sie sind ja auch privat gut befreundet“, sagt Limpert. Auch der zweimalige WM-Starter John Michael spielte bereits im Scotsman. Zudem gab es eine Exhibition mit Gary Robson und Darryl Fitton, die allen Beteiligten sehr viel Spaß bereitete. Einen besonderen Gruß hat das Scotsman von Peter „Snakebite“ Wright. Ein von ihm signiertes Shirt, welches an der Wand hängt. In früheren Zeiten waren sogar noch größere Namen im Scotsman. So kamen auch Leute wie Phil Taylor, Russ Bray oder Dave Chisnall in den Scotsman, wenn sie denn in Berlin waren, allerdings zu Zeiten, als sie noch keine Vollprofis waren.

Sogar im Fernsehen konnte man das Scotsman schon sehen. Im Vorfeld der WM 2015 war Sport1 vor Ort. Elmar Paulke interviewte den Handball-Torwart Silvio Heinevetter während sie Dart spielten. Dies geschah im Scotsman. „Das haben wir Jürgen Vollbrecht zu verdanken. Sport1 suchte eine Location und wollte eigentlich in den alten Dartpalast, der war aber gerade im Umbruch. So vermittelte Jürgen Sport1 zu uns“, erinnert sich André. Ein besonderer Zuschauerstrom im Anschluss blieb jedoch aus. „Damit haben wir auch nicht gerechnet, aber es war einfach schön für uns, dass sie hier waren“, so Limpert weiter.

Ein gemütlicher Abend im Scotsman, Berlin
Ein gemütlicher Abend im Scotsman, Berlin

„Mit dem Scotsman verbinde ich das Dartspielen“, sagt André und fügt hinzu: „Es ist Darts, lebt Darts und wir werden das auch vorrangig unter diesem Deckmantel fortführen.“ Es ist der Spirit, der den Laden ausmacht, so Ulrich Krenzien. Die familiäre Atmosphäre und natürlich die Dartboards verlocken immer wieder zu weiteren Besuchen. Jeder Gast ist stets willkommen und wird neben dem Spaß am Dartsport auch das eine oder andere leckere Getränk bekommen und einen lockeren Abend verleben. Und wenn er am Freitagsturnier teilnimmt, steckt er vielleicht sogar noch Preisgeld ein, was will man mehr?


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