Winmau World Masters 2025: Die Viertelfinals hielten etliches an Drama parat und auch so manche Überraschung
In der abschließenden Begegnung des gestrigen Abends hatten beide Duellanten ein signifikantes Novum vorzuweisen: Michael Van Gerwen hatte für dieses Turnier sein legendäres Giftgrün abgelegt und war im schwarzen Outfit erschienen, Dimitri Van den Bergh hat sich dieses Jahr indes für eine neue Einlaufhymne entschieden. Seit etlichen Jahren war es Dimitri Van den Bergh nicht mehr vergönnt, einen Sieg gegen Michael van Gerwen einzufahren, gestern hatte der Belgier gleich doppelten Grund zur Freude. Sein Gegner war nurmehr einen Satzgewinn vom Viertelfinale entfernt, Dimitri Van den Bergh lag bereits mit 2:3 in Sets zurück, als der „Dreammaker“ zum imposanten Comeback ansetzte. Gleich zu Beginn des sechsten Sets nagelte er zweimal das Maximum ans Board. Dieses Kunststück war ihm allerdings auch schon im ersten Durchgang des zweiten Sets gelungen, allein diesmal vollendete er den Coup. Während der Antwerpener im zweiten Satz den siebten Versuch noch ins einfache 20er-Segment gefeuert hatte, landete hier der nächste Pfeil sehr wohl in der anvisierten Triple-20, dem ließ er die Triple-15 und Doppel-18 folgen – das perfekte Spiel war vollbracht! Seit 2013 ist die PDC der Veranstalter des Masters, seither wurde noch kein Neun-Darter bei diesem Event geworfen. Dimitri Van den Bergh hat sich somit in die Darts-Annalen eingetragen, was für ihn aber nur die halbe Miete für den gestrigen Freudenanlass darstellte, denn im Anschluss schaffte es der Belgier, den Triumph auch noch zu veredeln. Der Neun-Darter per se war natürlich imponierend genug, aber wie dieser dann auch noch in eine erfolgreiche Aufholjagd mündete, war mindestens ebenso beeindruckend. Der fünffache Masters-Rekordsieger, Michael Van Gerwen, streute grottenschlechte Aussetzer in sein Spiel ein und Dimitri Van den Bergh verstand es, daraus effektiv Kapital zu schlagen. So hatte er schlussendlich einen 2:3-Rückstand in einen 4:3-Sieg gewandelt.
Auch Luke Littler vermochte es gestern, einmal mehr überragend zu agieren, er präsentierte sich um Klassen besser als sein Kontrahent James Wade. Der hatte mit knapp über 91 im Schnitt eine desolate Leistung abgerufen und nicht einen einzigen Versuch auf Doppel gehabt, während Luke Littler einen Average von 105,47 ans Board zauberte und seinen Gegner regelrecht auseinandernahm und deklassierte. Zu Beginn des Abends war es Jonny Clayton gelungen, einen schier noch aussichtsloser erscheinenden Rückstand – er lag bereits 1:3 zurück – in einen 4:3-Sieg umzumünzen, während Nathan Aspinall nicht sein bestes Spiel zur Hand hatte, was ihm jedoch genügte, um einen mental mit sich kämpfenden Cameron Menzies weit hinter sich zu lassen. Der Schotte, der als Qualifikant in die zweite Runde gekommen war, hatte durchaus seine Chancen, konnte diese aber nicht nutzen, da er gegen zwei Gegner spielte und keiner von beiden hieß Nathan Aspinall. Das Board und sein eigenes Gemüt – sie standen „Cammy“ gestern Abend sichtlich im Wege. Der andere Qualifikant, der ins Achtelfinale vorgedrungen war, war William O'Connor. Der Ire kam schon am Nachmittag zu seinem Einsatz, war jedoch chancenlos gegen einen stark aufspielenden Danny Noppert. Einen Kampf auf Augenhöhe lieferten sich Damon Heta und Gerwyn Price, mit dem besseren Ende für den Australier, während Peter Wright sich nicht imstande sah, sich für die WM-Viertelfinalniederlage erfolgreich zu revanchieren. „Snakebite“ fand einfach zu spät in sein Spiel hinein und als er dann zur Stelle war, ließ der Titelverteidiger kein Comeback mehr zu. Nicht ohne Chancen und doch chancenlos war gestern Nachmittag Josh Rock, er wusste seine Möglichkeiten absolut nicht zu nutzen und musste somit eine herbe 0:4 Niederlage gegen den Weltranglistenersten Luke Humphries akzeptieren.
World Masters Viertelfinale – Game on!
Auch im Viertelfinale galt noch der Best-of-7-Sets Modus, d.h. ein weiteres Mal brauchte man vier Gewinnsätze, um auch das Halbfinal-Ticket zu ziehen. Den Anfang machten Luke Humphries und Damon Heta, der Engländer mit dem ersten Anwurf. Luke Humphries hatte das erste Leg begonnen, war dann aber nicht schnell genug auf der Zielgeraden. Damon Heta versenkte seinen 13. Pfeil in der einfachen 20, den 14. in der 14 und den 15. im Bullseye – damit hatte er 84 Punkte ausgecheckt und dem Gegner den Anwurf abgenommen, 1:0. Aber Luke Humphries hatte die passende Antwort parat, im zweiten Durchgang packte er den 12-Darter aus: 140 – 100 – 180 – 81, somit hatte er postwendend das Re-Break erzielt und wieder alles auf Anfang stellt, 1:1. Mit dem High Finish, 106 (T20, 14, D16) und insgesamt 15 Würfen im dritten Leg, bestätigte „Cool Hand, Luke“ das eben errungene Break und kassierte das erste Set ein, 1:0. Ebenfalls nur 15 Pfeile benötigte Damon Heta im ersten Durchgang des zweiten Satzes, mit Treffern in der einfachen 19, in der Triple-16 und in der Double-9, hatte er 85 Restpunkte vom Board gewischt und sich die 1:0-Führung geholt. Luke Humphries war im zweiten Leg drauf und dran, das 164er-Finish herauszunehmen, aber statt ins Bullseye, bugsierte er den dritten Versuch in die einfache Zehn. Gegenüber stand Damon Heta auf der 68, jedoch misslang auch ihm der Wurf aufs Doppel, in seinem Fall war das die Double-16. Luke Humphries durfte also noch mal ran, eliminierte die verbliebene 40 und rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie, 1:1. Denn dritten Durchgang begann Damon Heta, doch als Luke Humphries zu seinen Aufnahmen antrat, löschte er zunächst die 100 und ließ dieser zweimal die 180 folgen. Der Australier war gut, aber nicht überragend gut unterwegs, so dass der Weltmeister von 2024 die Möglichkeit erhielt, auch die verbliebenen 41 Zähler quitt zu werden. Luke Humphries präsentierte aber ausgerechnet hier seinen ersten Totalausfall: 9 / 16 / 8 – zusammengerechnet waren das gerade mal 33 gelöschte Punkte. Auf der anderen Seite hatte sich Damon Heta sukzessive auf die 70 heruntergearbeitet, traf anschließend mit dem 13. Wurf die Triple-18 und mit dem 14. Die Double-8. Für „The Heat“ war die Pflichterfüllung, in diesem schnelllebigen Leg den Anwurf zu halten, ausgesprochen essentiell, denn damit hat er den Satz, den er begonnen hatte, auf seine Habenseite gebracht, 1:1.
Sobald Luke Humphries in seinem Flow angekommen ist, muss sich jeder Gegner warm anziehen
Inzwischen hatte sich ein hochklassiges Duell entwickelt, in welchem sich die beiden Protagonisten gegenseitig einheizten. Luke Humphries startete mit dem 13-Darter (137 – 140 – 60 – 132 – 32) ins dritte Set, auf der Zielgerade hatte er sich – beim Stand von 164 Restpunkten – bewusst gegen das Bullseye-Finish entschieden, das er im zweiten Durchgang (zu Beginn der Partie) noch probiert hatte. Ein Blick auf die Tafel hatte ihm verraten, dass der Gegner noch auf der 221 verweilte, was Humphries genug Zeit erlaubte, um den sicheren Weg über die 132-Vorbereitung zu gehen und anschließend auch die Double-16 abzuschießen, 1:0. Damon Heta zog im zweiten Durchgang 15 Treffer aus dem Köcher, mit der glatten 100 hatte er sich die 40 gestellt, daraus resultierte der Ausgleich, 1:1. In diesem Fall unzweckmäßig lernfähig, hatte Damon Heta seinem Gegner im zweiten Set anscheinend zu intensiv zugeschaut, wie man 41 Restpunkte nicht löscht, denn er kopierte dessen Aussetzer schier Eins zu Eins, auch er konnte die Restforderung mit 9 / 16 / 8 nicht begleichen, auch er hatte damit nur 33 Zähler getilgt. Gegenüber hatte Luke Humphries zuvor das 106er-Finish verpasst, bekam aber insgesamt fünf Möglichkeiten, auch die verbliebene 32 loszuwerden, irgendwann war diese ebenfalls ausradiert, womit der Engländer erneut die Satzführung übernahm, 2:1. Den großartigen 11-Darter: 137 – 96 – 180 – 88, lieferte Luke Humphries zu Beginn des vierten Sets ab, Break zum 1:0. Das 157er-Finish im zweiten Durchgang scheiterte nur an Tops, aber auch die übrig gebliebene 40 vermochte der 29-Jährige aus Newbury vom Board zu fegen, mit 15 Treffern hatte er das zuvor erzielte Break bestätigt, was in der 3:1-Satzführung mündete. Im ersten Durchgang des fünften Sets versuchte sich Luke Humphries am 161er-Checkout, statt Bullseye traf er die einfache 20, aber auch diesmal ward ihm der 15. Pfeil gewogen, den er in der Double-4 unterbrachte, 1:0. Im zweiten Leg hatte Damon Heta die Gunst des Anwurfs, kam aber erst gar nicht dazu, diesen Vorteil eventuell auskosten zu können, denn Luke Humphries war schon wieder mit dem 13-Darter zur Stelle: 180 – 140 – 89 – 60 – 32, mit dem 13-Darter machte der Weltranglistenerste den Deckel aufs Match drauf. Luke Humphries hatte einen Average von 104,24 ans Board gehämmert und somit hochverdient den 4:1-Satzerfolg vollendet.
Stephen Bunting auf dem Weg zur Titelverteidigung – erweist sich Danny Noppert als Bremsklotz?
Im Anschluss betrat der Titelverteidiger die Bühne der Marshall Arena in Milton Keynes, Stephen Bunting wurde in dieser Runde von Danny Noppert gefordert. Der Niederländer hatte das Ausbullen für sich entschieden, im ersten Durchgang hatte er sich mit der 90 Tops gestellt, welches er mit dem 14. Pfeil abschoss, 1:0. Völlig unspektakulär hielt Stephen Bunting im zweiten Leg seinen Anwurf, 1:1, bevor er im dritten Durchgang das bisherige Highlight des Nachmittags präsentierte: 140 – 180 – 145 – 36. Mit dem 10-Darter nahm er seinem Gegner dessen begonnenes Leg ab, wobei Danny Noppert ähnlich stark unterwegs gewesen war und ebenfalls die Chance auf den Satzgewinn hatte. „The Freeze“ war mit zweimal der 134 und der nachfolgenden 180 ins Leg gestartet, verpasste dann aber die Double-10, als er versuchte, den Restbetrag von 53 Punkte auszuradieren. Damit öffnete er dem Kontrahenten die Tür mehr als einen Spalt breit und Stephen Bunting war halt einfach geschmeidig durchgeschlüpft. Ein Set, das Danny Noppert begonnen hatte, ein Set, das in beide Richtungen hätte gehen können, aber es war Stephen Bunting, der mit einem markanten Ausrufezeichen abschloss und somit in Front schritt, 1:0. Danny Noppert, der gestern bekannt gegeben hatte, dass er unter ADHS leide, lässt sich kaum aus der Fassung bringen, auch der vorausgegangene Satzverlust konnte seine abgeklärte, schier stoisch wirkende Bedachtsamkeit nicht stören. Komplett im Tunnel startete Danny Noppert mit sechs perfekten Darts ins erste Leg des zweiten Sets. Erst der siebte Versuch landete im einfachen 20er-Segment, insgesamt war es der 14-Darter, der ihm das 1:0 brachte. Das Break war für ihn in diesem Moment natürlich weitaus relevanter als ein möglicher Neun-Darter, jetzt hatte er die Möglichkeit, den Fehlstart wieder gerade zu rücken. Stephen Bunting verpasste im zweiten Durchgang zwei Gelegenheiten aufs mögliche Re-Break, das bestrafte Danny Noppert mit dem umgehenden Satzausgleich, 1:1.
Danny Noppert mit dem Momentum auf seiner Seite – wird ihm der Vorsprung genügen?
Im dritten Durchgang setzte beim Titelverteidiger eine regelrechte Schwächephase ein, mit dem optimalen Set-up-Shot (140) hatte sich der 34-Jährige aus dem friesischen Joure die 36 gestellt, bei der nächsten Aufnahme traf er die Double-18, 1:0. Im zweiten Leg stand Danny Noppert nach 12 Würfen auf der 98, der 13. landete in der einfachen 20, den 14. bugsierte er in die Triple-18 und den 14. versenkte er in der Double-12. Damit übernahm der Niederländer zum ersten Mal an diesem Nachmittag die Satzführung, 2:1. Auch im vierten Set war Danny Noppert weit effektiver zugange als sein Kontrahent, lediglich 15 Treffer benötigte er für das 1:0 und nachdem er im zweiten Durchgang das 72er-Finish mit zwei Versuchen (T16, D12) mühelos herausgenommen hatte, war der Satzvorsprung bereits auf zwei Zähler ausgebaut, 3:1. Danny Noppert brauchte also nurmehr ein Set fürs Halbfinale, aber Stephen Bunting hat in den letzten Monaten oft genug bewiesen, dass er sich zwischenzeitlich zu einem „Mental-Monster“ entwickelt hat, was ihm mittlerweile die Publikumsanfeuerung „Let`s go Bunting Mental“ eingebracht hat. Mit der neugewonnenen Nervenstärke im Gepäck, gelang es Stephen Bunting im ersten Durchgang des fünften Sets 14 Würfe so treffsicher zu platzieren, dass das 1:0 nur eine Frage der Zeit war. Ein Pfeil mehr genügte dem gebürtigen Liverpooler, der in St Helens zuhause ist, im zweiten Leg, um den Satzanschluss sicherzustellen, 2:3. Den ersten Durchgang des sechsten Sets begann Stephen Bunting mit dem 13-Darter: 100 – 140 – 131 – 118 – 12, 1:0. Nachdem ihn sein Gegner für mehrere Legs aus dem Spiel genommen hatte, kehrte Danny Noppert im zweiten Durchgang in seinen Flow zurück, mit der 177 als perfekter Set-up-Shot, hatte er sich die 24 gestellt, die war beim nächsten Gang ans Oche Geschichte, 1:1. Auch im dritten Leg hatte die aktuelle Nummer Zwei der Niederländer die passende Vorbereitung (131) zur Verfügung, aber Stephen Bunting hatte nicht das geringste Interesse daran, das Turnier vorzeitig zu verlassen und war nochmal mit dem 13-Darter zur Stelle: 140 – 96 – 95 – 130 – 40. Somit hatte „The Bullet“ den 1:3-Satzrückstand in den Ausgleich gewandelt und das Entscheidungsset erzwungen.
Gelingt es Stephen Bunting, sein Comeback zu krönen?
Danny Noppert hatte im ersten Leg den Anwurf, begann jedoch ohne Triple. Besser machte es Stephen Bunting, der ausschließlich dreistellige Aufnahmen produzierte, schlussendlich aber haarscharf das Bullseye verpasste, als er das 161er-Checkout anging. Danny Noppert hatte sich Verlauf dieses Legs sukzessive gesteigert, dies mündete in den Höhepunkt des perfekten Set-up-Shots (180), der ihm Tops stehen ließ. Alles in allem war es der gekonnte 13-Darter (60 – 81 – 140 – 180 – 40), mit dem er seinen Anwurf über die Ziellinie rettete, 1:0. Stephen Bunting hielt im zweiten Durchgang 15 Treffer parat, mit denen er seine Chancen wahrte, 1:1. Der Decider des siebten Sets musste die ultimative Entscheidung bringen und hier entwickelte sich ein Matchdart-Drama par excellence. Beim Versuch die Restforderung von 104 Zählern zu begleichen, scheiterte Danny Noppert an der Double-16 und ließ den Gegner wieder ran. Ähnlich wie Cameron Menzies am gestrigen Abend, hatte auch Danny Noppert seine Darts bereits weggesteckt, als Stephen Bunting ans Oche trat. Der hatte sich mit der 100 die 41 gestellt, versäumte anschließend aber sowohl die Double-16 als auch die Double-8. Trotzdem musste man dem Engländer jeglichen Respekt zollen! Denn sein Kontrahent kämpfte nicht nur mit dem Doppelsegment, sondern auch gegen das gesamte Publikum. Da wurde jedes Anvisieren mit akustischer Untermalung gestört und jeder Fehlwurf zynisch bejubelt. Und während Danny Noppert neuerlich antrat, um das Match zuzumachen, wandte sich Stephen Bunting an die Menge und bat darum, den Gegner in Ruhe werfen zu lassen. Das war eine Geste, die viel über das Fairplay des amtierenden Masters Champion aussagt, der seinen Titel auf reelle Art und Weise zu verteidigen trachtete, ohne davon profitieren zu wollen, dass sein Herausforderer gestört wird. Danny Noppert behielt hier auf jeden Fall die Nerven, den insgesamt 16. Wurf versenkte er in der Double-8, damit war sowohl der 4:3-Satzerfolg wie auch das Aus des Titelverteidigers beschlossene Sache. Im anschließenden Siegerinterview hatte Stephen Bunting auch noch die Größe, das Gespräch gemeinsam mit seinem Bezwinger zu führen, man bekundete die gegenseitige Hochachtung und unterstrich, dass die Beiden Freunde seien, wobei Danny Noppert hinsichtlich seines Sieges (scherzhaft) hinzufügte: „I hope, we are still friends!“
„Go, Jonny, go …“ – Jonny is back!
Mit großer Spannung wurde die nächste Begegnung erwartet, das Viertelfinale des amtierenden Weltmeisters stand auf dem Programm. Man durfte neugierig sein, ob Luke Littlers heutiges Match die Bezeichnung „Duell“ verdiente oder ob es sich abermals eher um einen Darts-Monolog handeln würde. Doch auch Jonny Clayton konnte One-Man-Shows, wie er in der Partie gegen Martin Schindler nachdrücklich bewiesen hatte. Zudem hat der Waliser gestern auch noch seine hervorragenden Comeback-Qualitäten unter Beweis gestellt – das diesjährige World Masters schien der endgültige Beleg dafür zu sein, dass Jonny Clayton zu alter Stärke zurückgefunden hat. Trotzdem erwarteten die meisten hier einen überlegenen Sieg des Weltranglistenzweiten, zu stark war er bislang hier aufgetreten, seinen gestrigen Gegner, den Routinier James Wade, hatte er schließlich geradezu demontiert.
Jonny Clayton wollte es seinem Gegner, der ihm die letzten Male bittere Niederlagen beigebracht hatte, auf keinen Fall leicht machen, Luke Littler hatte zwar das Ausbullen gewonnen, aber die walisische Nummer Eins packte gleich im ersten Durchgang den 12-Darter mitsamt High Finish aus: 59 – 180 – 134 – 128 (T18, T18, D10). Damit hatte er gleich zu Beginn das Break geschafft und ging 1:0 in Führung. Im zweiten Leg trippelte „The Ferret“ zu langsam von der 501 herunter, es wollte ihm nicht gelingen, besagtes Break auch zu bestätigen, stattdessen revanchierte sich Luke Littler mit dem sofortigen Re-Break, 1:1. Doch Jonny Clayton setzte im dritten Durchgang das Break-Festival fort, mit dem 12-Darter nahm er seinem Gegner erneut den Anwurf ab und auch diesmal hatte er ein sehenswertes High Finish eingebaut: 140 – 83 – 140 – 138 (T20, T18, D12). Damit hatte Jonny Clayton den ersten Satz, den eigentlich Luke Littler begonnen hatte, überzeugend an sich gerissen, 1:0. Das zweite Set begann Jonny Clayton, er warf auch gleich sein nächstes Maximum, doch diesmal war es Luke Littler, der den 12-Darter (inklusive Bullseye-Finish) zur Hand hatte: 100 – 180 – 140 – 81, und dem Kontrahenten so den Anwurf stahl. Im zweiten Leg drückte der 18-Jährige einfach die Repeat-Taste und zog den fast identischen 12-Darter aus dem Ärmel, nur bei der Reihenfolge hatte er diesmal ein wenig variiert: 140 – 180 – 100 – 81. Damit hatte er das Verhältnis wieder gerade gerückt, denn dies war das begonnene Set des Gegners, das er seinerseits eingestrichen hat, Satzausgleich, 1:1. Unbeeindruckt dessen servierte sich Jonny Clayton im ersten Durchgang des dritten Sets den optimalen Set-up-Shot (140), mit dem 15. Pfeil hatte er die Double-5 getroffen, schon war das nächste Break eingetütet, 1:0. Einen Wurf weniger brauchte der Waliser im zweiten Leg, auch hier hatte er die ideale Vorbereitung (131) zur Hand, da war das Break bestätigt und Jonny Clayton übernahm wieder die Satzführung, 2:1.
Der Satzmodus und die Unberechenbarkeit
Im ersten Durchgang des vierten Sets genügten Jonny Clayton 14 Treffer, schon war er wieder in Front, 1:0. Aber Luke Littler konterte im zweiten Leg mit dem 12-Darter: 125 – 134 – 180 – 62, 1:1. Als er jedoch versuchte, das dritte Leg mit der 130 auszumachen, scheiterte er am Bullseye. Gegenüber traf Jonny Clayton nervenstark die Double-2, somit hatte zum ersten Mal in dieser Begegnung, ein Spieler das Set, das er begonnen hatte, auch nach Hause gebracht. Gleichzeitig bedeutete dies die 3:1-Satzführung für den Waliser, der (zu diesem Zeitpunkt) nur noch zwei Legs vom Einzug ins Halbfinale entfernt war. Doch Luke Littler machte ihm zunächst einen Strich durch die Rechnung, indem er im fünften Satz seine beiden begonnenen Legs hielt, den ersten Durchgang strich er mit 14 Treffern ein und den dritten mit 12 Pfeilen, dreimal die 140 und die 81, dann war der Job erledigt. Dass auch Jonny Clayton zwischenzeitlich (im zweiten Leg) den 12-Darter (100 – 180 – 100 – 121) abgeliefert hatte, in den er obendrein das High Finish (T20, T11, D14) zu integrieren verstand, spielte dabei ausnahmsweise eine unterordnete Rolle. In jedem Fall hatte Luke Littler in den Sets wieder aufgeschlossen, 2:3, und verdeutlichte einmal mehr, wie schnell der Satzmodus die Situation – selbst bei bester Ausgangslage – verändern und ein Spiel zum Kippen bringen kann. Vor allem als Luke Littler im ersten Durchgang des sechsten Sets auch noch das Break mit dem 11-Darter schaffte: 140 – 180 – 127 – 54, konnte man annehmen, dass er jetzt zur endgültigen Aufholjagd ansetzen und den Gegner einfach überrollen würde. Aber so einfach lässt sich ein Jonny Clayton in dieser Form halt dann doch nicht überfahren. Schon im zweiten Durchgang hatte er die passende Antwort parat: 180 – 135 – 140 – 46, er hatte seinerseits den 11-Darter aus dem Hut gezaubert und postwendend das Re-Break erzielt, 1:1. Im zweiten Durchgang hatte der Waliser dann auch noch den 13-Darter zur Hand: 100 – 180 – 81 – 100 – 40. Damit hatte er nicht nur das zuvor errungene Break abgesichert, sondern auch den 4:2-Matchsieg respektive das Ausscheiden des amtierenden Weltmeisters besiegelt. Mit 108,5 im Schnitt hatte Luke Littler abermals einen überirdischen Monster-Average gespielt, Jonny Clayton „nur“ mit 103,96 im Durchschnitt, aber der Vergleich der die Checkout-Quoten (Luke Littler: 35%, Jonny Clayton: 60%) sprach eben doch Bände.
Der „Dreammaker“ kürte sich gestern zum „World Masters History Maker“
Man durfte das Ausscheiden des bis dahin überragend agierenden Luke Littler mit Fug und Recht als kleine Sensation bezeichnen, trotzdem galt es, den erhöhten Pulsschlag wieder einzudämmen und sich auf das abschließende Viertelfinale zu konzentrieren. Hier standen sich Dimitri Van den Bergh, der gestern Darts-Geschichte geschrieben hat, und Nathan Aspinall gegenüber.
Dimitri Van den Bergh hatte das Ausbullen gewonnen, ins erste Leg starteten beide relativ wackelig, bevor der Belgier holprig über die Ziellinie stolperte, 1:0. Das komplett gegenteilige Bild präsentierte Dimitri Van den Bergh im zweiten Durchgang, hier war es der 12-Darter, den er mit dem Sahnehäubchen des Bullseye-High Finishs versah: 180 – 100 – 100 – 121 (20, T17, 50) und der ihm zum Satzgewinn gereichte. 1:0. Nathan Aspinall, dessen Walk-on Song („Mr. Brightside“) stets ausgiebig abgefeiert wird, der aber in jüngster Zeit dennoch reichlich Kritik einstecken musste, vor allem hinsichtlich seiner Premier League Nominierung, wehrte sich im zweiten Set nach Kräften, den ersten Durchgang erkämpfte er sich mit 15 Treffern, 1:0. Im zweiten Leg konnte sich Dimitri Van den Bergh gar eine „No Score!“-Aufnahme leisten – beim Stand von 12 Restpunkten hatte er in die einfache Sechs und in die Zwölf getroffen – trotzdem holte er sich das Leg, 1:1. In Durchgang Drei kam der vortreffliche Set-up-Shot (131) des amtierenden UK-Open Champions jedoch zu spät, mit einiger Mühe war es Nathan Aspinall hier gelungen, sein begonnenes Leg nach Hause zu bringen, was ihm zum Satzausgleich verhalf, 1:1. Fortan spielte jedoch nurmehr einer und der hieß Dimitri Van den Bergh. Den ersten Durchgang holte sich der Belgier mit 15 Würfen, 1:0, ihm zweiten Leg brauchte er gar einen Versuch weniger, die passende Vorbereitung (140) hat das Ihrige dazu beigetragen, 2:1 in den Sets. Auch im vierten Satz entschied Dimitri Van den Bergh zwei Legs in Folge für sich, wobei er im ersten Durchgang ein bemerkenswertes High Finish auftischte. Nach vier Aufnahmen war er auf der 124 angelangt, versenkte den 13. Dart in der einfachen 20, der 14. landete in der Triple-18 und den 15. navigierte er ins Bullseye, 1:0. Im zweiten Leg war es dann der ideale Set-up-Shot (127), mit dessen Hilfe er seinen Satzvorsprung auf 3:1 erhöhte. Einen besonders bitteren fünften Satz erfuhr Nathan Aspinall, der im ersten Durchgang schon zusehen musste, wie ihm der Gegner den nächsten 12-Darter (105 – 180 – 135 – 81) um die Ohren schlug, (1:0 für Van den Bergh), bevor er selbst mit sieben perfekten Darts ins zweite Leg startete. Sieben perfekte Darts bzw. drei Aufnahmen von 180, 180 und 109 gelöschten Punkten reichten Nathan Aspinall nicht aus, um zumindest dieses Leg an sich zu reißen. Denn beim Versuch, die verbliebene 32 quitt zu werden, scheiterte der Engländer kläglich, während auf der anderen Seite Dimitri Van den Bergh (gegen den Anwurf) mit dem nächsten exzellenten 11-Darter aufwartete: 81 – 180 – 180 – 60. Nicht nur, dass Nathan Aspinall nicht zu seiner Form fand, gegen Dimitri Van den Bergh, (der einen Drei-Dart-Average von 100,35 abgeliefert hatte), war heute einmal mehr kein Kraut gewachsen. Wie schon gegen Gary Anderson hatte der Antwerpener sechs Leg in Folge abgeräumt und somit den 4:1-Satzerfolg unter Dach und Fach gebracht.
Damit standen alle vier Halbfinalisten fest – nach einer kurzen Pause geht es damit weiter.