Winmau World Masters 2025: Abermals stand ein Deutscher einem Waliser gegenüber, abermals hatte der walisische Spieler sein absolutes A-Game im Gepäck
Im Vorfeld waren acht weitere Tickets fürs Hauptturnier zu vergeben, 126 Spieler aus aller Welt kämpften darum, einen dieser zusätzlichen Startplätze zu ergattern und Florian Hempel war dies Kunststück de facto gelungen. Als es gestern jedoch gegen Gerwyn Price ging, war der Wahlkölner komplett chancenlos, der „Iceman“ hatte sein A-Game mitgebracht und Florian Hempel schlichtweg überrollt. 3:0 in den Sätzen, klarer konnte das Ergebnis kaum ausfallen. Im Hinblick auf die Sets, war dies das einzige Zu-Null-Ergebnis, dafür gab es reichlich 3:1-Resultate. Josh Rock hatte Jermaine Wattimena jederzeit im Griff, Damon Heta konnte den anfänglichen Schwung von Ross Smith relativ rasch bändigen, Luke Humphries überließ Joe Cullen wenig Möglichkeiten, sich ins Spiel einzubringen, und Danny Noppert zog wie gewohnt einfach sein Ding durch, während Michael Smith einmal mehr an sich selbst verzweifelte. Die größte Überraschung des gestrigen Abends lieferte William O'Connor, der den Weltranglistenvierten Rob Cross gnadenlos abfertigte. Ebenso wie zuvor Ross Smith, war auch Rob Cross eigentlich ziemlich flott unterwegs, sein Scoring stimmte in jedem Fall, aber ähnlich wie zu Saisonbeginn in Bahrain, wollte es „Voltage“ auch gestern wieder nicht gelingen, seine gewohnte Treffsicherheit auch beim Checkout aufrecht zu erhalten. Beim Dutch Darts Masters konnte Rob Cross seine Doppelstärke bestens abrufen, im gestrigen Match waren die Doppel eher ein Totalausfall. Somit endete auch hier die Partie mit dem 3:1, allerdings nicht für den Favoriten dieser Begegnung, sondern für den „Underdog“ William O'Connor. Extrem zu kämpfen hatte hingegen Peter Wright, letztendlich profitierte er jedoch von seiner gewieften Routine, seinem Instinkt und seinem unsagbar großen Erfahrungsschatz. Er hatte Kevin Doets in den Entscheidungssatz gezwungen und den Decider dann unvermittelt (gegen den Anwurf) abgeräumt. Noch nervenaufreibender erging es dem Titelverteidiger Stephen Bunting, er stand schon am Rande einer Niederlage, konnte dann aber einen 0:2-Satzrückstand gerade noch so in den 3:2-Satzerfolg ummünzen.
Heute fand die erste Runde ihre Fortsetzung, weitere acht Duelle standen auf dem Programm, was bedeutete, es wurde immer noch im Best-of-5-Sets Modus gespielt. Auf ein Novum durfte man sich heute definitiv freuen: Michael van Gerwen, der aufgrund seines Outfits auch häufig als „The Green Machine“ bezeichnet wird, hatte angekündigt, dass er diesmal nicht im gewohnten Grün auftritt. Es galt, das fünfjährige Bestehen seiner Partnerschaft mit Winmau zu feiern und diesem Anlass Tribut zollend, würde der Niederländer hier in einem extra dafür angefertigten schwarzen Trikot mit goldenen Applikationen auflaufen.
Wenn die Darts halten, hält auch der Spieler, was er verspricht
Der Abend begann gleich mit einem kleinen Kuriosum: James Wade und Mike De Decker standen bereit, um ihr Match zu starten, als James Wade, der sonst eigentlich immer einer der ersten am Oche ist, geflissentlich an seinen Darts herumhantierte – augenscheinlich passte etwas nicht. Letztendlich zog der Engländer einfach ein paar andere Pfeile aus seiner Hosentasche – die taten es offenbar auch.
James Wade hatte das Ausbullen gewonnen. Im ersten Durchgang genügten ihm 14 Würfe, dabei hatte er die 76 mit zwei Pfeilen (T20, D8) ausgecheckt, schon stand es 1:0. Im zweiten Leg vermochte es der Engländer, auch den Restbetrag von 87 Zählern mit zwei Versuchen (T17, D18) zu begleichen, da war der Satz ebenfalls auf seinem Konto verbucht, 1:0. Das zweite Set begann Mike De Decker, der im ersten Durchgang das erste High Finish, 116 (20, T20, D18) des Abends präsentierte, insgesamt 15 Würfe reichten ihm fürs 1:0. Im zweiten Leg wäre dem Belgier beinah das nächste Checkout über Hundert gelungen, aber für das 126er-Finish hätte er auch die Double-6 benötigt. Trotzdem ließ es sich Mike De Decker nicht nehmen, seinem Kontrahenten hier den Anwurf zu stehlen. Wie im Leg zuvor, war es auch diesmal der 15. Pfeil, der im Doppel landete, in diesem Fall war es die Double-3. Das bedeutete den Satzausgleich, 1:1. Im zweiten Set hatte man den Eindruck, dass James Wade sein Wurfmaterial immer noch nicht vollständig im Griff hatte, – mal fiel der Flight ab, ohne dass der Spieler es merkte, mal schraubte er am Barrel herum. Erst im dritten Satz schien der ehemalige KFZ-Mechaniker mit seinem Arbeitswerkzeug wieder zufrieden zu sein, das wirkte sich auch auf sein Spiel aus. Nur um Haaresbreite verpasste James Wade im ersten Durchgang das 161er-Finish. Nachdem er einen Pfeil in der Triple-20 und einen weiteren in der Triple-17 untergebrachte hatte, versuchte er sich am Bullseye, aber der Dart kratzte nur den Außendraht. Obgleich der Engländer danach noch zweimal ans Oche treten musste, um auch die verbliebene 25 quitt zu werden, kassierte er das Leg allen Umständen zum Trotze schlussendlich doch noch ein. Der Gegner hatte ihm einfach genügend Zeit gegeben. 1:0. Im zweiten Leg hatte Mike De Decker die Chance, das 118er-Finish herauszunehmen, doch der Wurf auf Tops missglückte, womit er dem Kontrahenten abermals Tür und Tor öffnete. Der sagte „Danke“, versenkte seine Pfeile in der Triple-14 und in der Double-20, es war das 82er-Checkout und alles in allem der 14-Darter, der James Wade zur neuerlichen Satzführung gereichte, 2:1. Im ersten Durchgang des vierten Sets ließen beide Akteure Möglichkeiten auf Doppel liegen, Mike De Decker bekam eine weitere Gelegenheit, die er diesmal nutzte, 1:0. Das war jedoch nur der eigene Anwurf, den der amtierende World Grand Prix Sieger gehalten hatte, auch James Wade ließ sich im zweiten Durchgang sein begonnenes Leg nicht abnehmen, 1:1. Für den dritten Durchgang hatte womöglich jemand die Repeat-Taste des ersten Legs gedrückt, wieder versäumten beide Protagonisten ihre erste Chance aufs Checkout, wieder durfte Mike De Decker nochmal ran und wieder profitierte er von der neuerlichen Möglichkeit. Daraus resultierte der erneute Satzausgleich, 2:2, d.h. schon das erste Duell des Abends ging über die volle Distanz der möglichen fünf Sets. Im Entscheidungssatz ließ „The Machine“ nichts mehr anbrennen, wenig spektakulär holte er sich Durchgang Eins, bevor er im zweiten Leg den 14-Darter auspackte, seinem Gegner somit den Anwurf abnahm und das 3:2 in Sätzen besiegelte. James Wade also in der zweiten Runde, wo er entweder auf Luke Littler oder auf einen weiteren Belgier, nämlich Andy Baetens, trifft.
„Keine Tränen mehr!“ – der Neujahrsvorsatz des Cameron Menzies
Weiter ging es mit der Partie: Dave Chisnall gegen Cameron Menzies. Cameron Menzies hatte nach seinem emotionalen WM-Auftritt, bei dem er viele Nerven gelassen hat, die Darts für ein paar Wochen beiseitegelegt, laut eigener Aussage war ihm die Liebe für den Dartsport ein wenig abhandengekommen. Diese Leidenschaft schien jedoch wieder vollständig zurückgekehrt zu sein, denn bereits in der Vorrunde hatte sich der Schotte gegen renommierte Namen durchsetzen können. Zunächst schlug er Berry van Peer und Ricky Evans, bevor er den amtierenden Juniorenweltmeister Gian van Veen mit einem 2:0-Satzerfolg bügelte und dabei im Average die106er-Marke knackte. Und auch in der heutigen Begegnung zeigte sich Cameron Menzies entschlossen. Die Arbeit mit dem Mentaltrainer hatte offenbar Früchte getragen, denn seine sonst so häufig demonstrierte Rastlosigkeit war kaum zu verspüren. Im Gegenteil, seine Bewegungen wirkten weit gesetzter und abgeklärter, als man das sonst von ihm kennt. Gefasst trat er ans Oche, in ruhiger Manier kehrte er zum Tisch zurück, keine überschwängliche Mimik, lediglich der stetige Blickkontakt zur Lebensgefährtin (Fallon Sherrock) blieb derselbe. Natürlich war das immer noch Cameron Menzies, der da oben stand, d.h. beim Walk-on hätte er am liebsten jeden einzelnen Zuschauer in die Arme geschlossen. Aber sobald das Spiel begonnen hatte, bündelte er seine Konzentration bestmöglich, behielt den Fokus und ließ es nicht zu, dass die Emotionen wieder überhandnahmen. Gegenüber stand der sogenannte „Unvollendete“ – Dave Chisnall wird nicht ruhen, bevor er den sehnlichst erwünschten Major-Titel errungen hat, auch wenn das letzte Jahr diesbezüglich wieder eher ernüchternd ausfiel. Cameron Menzies hatte das Ausbullen für sich entschieden, im Endspurt des ersten Durchgangs hatte er die 66 vor Augen, versenkte seine Pfeile in der Triple-10 und in der Double-18, 1:0. Auch Dave Chisnall ließ sich im zweiten Leg den Anwurf nicht abnehmen, 1:1, bevor Cameron Menzies im dritten Durchgang abermals nur zwei Versuche (T18, D8) brauchte, um das 70er-Finish auszuradieren. 1:0-Satzführung für „Cammy“, der auch im zweiten Set große Spielfreude zeigte, ohne übertriebene Gesten zu offenbaren. Natürlich profitierte der 35-Jährige, der aus Glasgow stammt, auch davon, dass Dave Chisnall heute irgendwie nicht stattfand, nichtsdestotrotz gilt es, die Legs selbst auszumachen, der Gegner tut das nicht für einen. Cameron Menzies schnappte sich im zweiten Satz beide Legs in Folge, auch wenn im zweiten Durchgang das 126er-Finish zunächst knapp missglückte, ließ er sich das Set zu Null nicht entgehen, 2:0-Satzführung. Zu Beginn des dritten Sets war dann auch Dave Chisnall zur Stelle, mit 15 Treffern holte er sich das 1:0. Dieselbe Wurfanzahl genügte dem Engländer im zweiten Durchgang, der Gegner war noch meilenweit entfernt, – Cameron Menzies parkte derweil auf der 258, – da hatte „Chizzy“ zumindest mal den Satzanschluss hergestellt, 1:2. Aber Cameron Menzies machte heute nicht den Eindruck, als wenn er sich dieses Spiel noch aus der Hand nehmen lassen würde, entschlossen förderte er zu Beginn des vierten Sets einen weiteren 14-Darter zutage, 1:0. Lediglich einen Wurf mehr benötigte der Schotte im darauffolgenden Durchgang, da hatte er Leg, Set und Match unter Dach und Fach gebracht. 3:1-Satzerfolg für Cameron Menzies, der es morgen entweder mit Nathan Aspinall oder mit Andrew Gilding zu tun bekommt.
Das nächste deutsch-walisische Duell
Bereits gestern trat der deutsche Teilnehmer gegen einen Waliser an, die gleiche Konstellation gab es heute Abend. Während Florian Hempel auf die walisische Nummer Zwei, Gerwyn Price, getroffen war, standen sich heute die deutsche Nummer Eins, Martin Schindler, und die Nummer Eins aus Wales, Jonny Clayton, gegenüber. Jonny Clayton, der den ersten Anwurf hatte, startete furios ins Match: 180 – 140 – 140 – 41, der 11-Darter bescherte ihm das 1:0. Auch Martin Schindler begann Durchgang Zwei mit der 180, bei ihm war es der 13-Darter (180 – 97 – 93 – 91 – 40), der im Ausgleich mündete, 1:1. Nur wenige Würfe mehr benötigte Jonny Clayton im darauffolgenden Leg, schon hatte er den Satz eingetütet, 1:0. In phänomenaler Manier rauschte Jonny Clayton in den ersten Durchgang des zweiten Sets, sieben perfekte Darts, erst der achte Pfeil landete im einfachen 19er-Segment. Letztendlich war es der 10-Darter (180 – 180 – 109 – 32), beeindruckend allemal! 1:0. Im zweiten Durchgang zog Jonny Clayton den 12-Darter (mitsamt High Finish) aus dem Ärmel: 100 – 180 – 100 – 121. Egal, auf wessen Seite man stand, es war ein Hochgenuss, dieser herausragenden Performance zuzusehen. Die 121 löschte der Spieler, der den ungeliebten Nickname „The Ferret“ trägt, mit 20, Triple-17 und Bullseye, womit er seine Satzführung auf 2:0 erhöhte. Martin Schindler hatte bis dahin keineswegs schlecht gespielt, im Gegenteil, eigentlich zeigte er ausgezeichnetes Scoring, doch wann immer er sich nur den kleinsten Fehler erlaubte, war Jonny Clayton umgehend zur Stelle. Der 50-Jährige aus dem walisischen Pontyberem ließ sich nicht die geringste Gelegenheit entgehen, jede einzelne Möglichkeit aufzusammeln, die der Gegner liegenließ. Martin Schindler musste sozusagen schier fehlerlos spielen, um überhaupt eine Chance auf den Leggewinn zu haben. Und genau das tat der Deutsche im dritten Set, mithilfe des 13-Darters griff er sich Durchgang Eins: 140 – 180 – 90 – 51 – 40, 1:0. Das war höchste Eisenbahn gewesen, denn Jonny Clayton hatte hier nur äußerst knapp das 146er-Finish verpasst, der Fehlwurf auf die Double-16 stellte heute eher die Ausnahmesituation dar. Auch im zweiten Leg hatte Martin Schindler den 13-Darter zur Hand: 93 – 140 – 140 – 96 – 32, damit bestätigte er das zuvor errungene Break und fand doch noch den Satzanschluss, 1:2. Was Jonny Clayton jedoch in seinem Flow nicht stoppte, bereits zu Beginn des vierten Sets hatte er die passende Antwort parat: 140 – 140 – 100 – 121 (T20, T11, D14), es war der erneute 12-Darter zum 1:0. Im nächsten Durchgang bekam Martin Schindler seine letzten zwei Chancen auf Double-16, doch beide Versuche verschleuderte der 28-jährige Strausberger ins Nichts. Jonny Clayton sah sich mit der Restforderung von 90 Punkten konfrontiert, navigierte den ersten Pfeil in die Triple-20 und den zweiten in die Double-15. Damit stand der 3:1-Satzerfolg für Jonny Clayton fest. Nach Florian Hempel war also auch Deutschlands Nummer Eins frühzeitig ausgeschieden. Trotzdem muss man nochmal einen Blick auf den Drei-Dart-Average der beiden Akteure werfen: Martin Schindler mit sagenhaften 105,05 im Schnitt, aber es war Jonny Clayton, der den Wahnsinns-Average von 112,77 ans Board zauberte.
Auch Nathan Aspinall lässt seinen Gegner einfach nicht mitspielen
Im Anschluss betraten Nathan Aspinall und Andrew Gilding die Bühne der Marshall Arena in Milton Keynes, wie im Match zuvor, standen sich auch hier zwei gesetzte Spieler gegenüber. Im Überblick betrachtet, war es eine klare Angelegenheit für Nathan Aspinall, der den ersten Durchgang in Satz Eins, gegen den Anwurf, mit überragendem 12-Darter, inklusive erstklassigem High Finish, herausnahm: 60 – 140 – 140 – 161 (T20, T17, Bullseye), 1:0, und nur wenige Versuche mehr im zweiten Leg benötigte, um das 1:0 in den Sätzen zu fixieren. Zu Beginn des zweiten Sets hämmerte Nathan Aspinall innerhalb eines Legs gleich zwei Maxima ins Board, streute dann aber auch etliche Aussetzer ein, letzten Endes war es der 15-Darter, der ihm das 1:0 bescherte. Auch im zweiten Durchgang ließ „The Asp“ seinen Gegner kaum mitspielen, der hatte sich mit der 99 zwar die 36 aufbereitet, sollte aber keine Gelegenheit mehr bekommen, diese auch anzugehen. Zum zweiten Mal in diesem Satz genügten Nathan Aspinall 15 Treffer, um den Satz einzustreichen, 2:0. Im ersten Durchgang des dritten Sets hatte Andrew Gilding dann den 15-Darter zur Hand, damit holte er sich seinen ersten und einzigen Leggewinn in dieser Partie, 1:0. Schon im darauffolgenden Leg wartete Nathan Aspinall mit dem 11-Darter auf: 180 – 140 – 135 – 46, 1:1. Und im dritten Durchgang waren es 13 Würfe (140 – 180 – 65 – 96 – 20), mit denen der 33-Jährige aus Stockport, den Deckel aufs Match drauf machte. 3:0-Satzerfolg für Nathan Aspinall, der heute mal wieder eine äußerst ansprechende Leistung gezeigt hatte.
„Heavy Metal“ nimmt es mit „Hollywood“ auf
Dann folgte die Partie: Chris Dobey gegen Ryan Searle, abermals zwei Top-24-Spieler, die beide für das World Masters gesetzt waren. Ryan Searle hatte das Ausbullen für sich entschieden und ließ sich auch den ersten Durchgang nicht nehmen, 1:0. Im zweiten Leg war Chris Dobey mit dem High Finish 110 ( T20, 18, D16) zur Stelle, insgesamt hatte er fünf Aufnahmen gebraucht, um den Ausgleich klar zu machen, 1:1. Da auch Ryan Searle seinen Anwurf im dritten Leg wieder hielt, war die 1:0-Satzführung rasch gefestigt. Mit dem 13-Darter schnappte sich Chris Dobey das erste Leg des zweiten Sets: 139 – 180 – 100 – 60 – 22, 1:0. Der Fehlversuch auf die Double-12 vermasselte Ryan Searle im zweiten Leg das 104er-Finish, der Ausgleich war es trotzdem, 1:1. Bis dahin hatte keiner sein begonnenes Leg abgegeben und diese Serie hielt auch im dritten Durchgang an, folgerichtig glich Chris Dobey hier in den Sätzen aus, 1:1. Den Wechselschritt behielten die beiden Protagonisten auch im dritten Set bei, d.h. Ryan Searle holte sich Durchgang Eins und zwar mit 14 Treffern, 1:0, wohingegen Chris Dobey für das zweite Leg einen Pfeil mehr zum Einsatz brachte, 1:1. Mit identischer Wurfanzahl räumte Ryan Searle Durchgang Drei ab, was für ihn die 2:1-Satzführung bedeutete. Zu Beginn des vierten Sets unterbrach „Heavy Metal“ dann das überstrapazierte Schema, obgleich sein Gegner das Leg begonnen hatte, verbuchte er das 1:0 für sich. Natürlich war ihm dabei zugutegekommen, dass Chris Dobey zwei Checkout-Darts liegengelassen hatte, doch dafür musste er sich kaum entschuldigen. Chris Dobey revanchierte sich jedoch postwendend: 140 – 180 – 95 – 86, mit dem 12-Darter im zweiten Durchgang hatte er das umgehende Re-Break erzielt, 1:1. Erst haben sie gar kein Break gespielt und plötzlich starteten sie eine regelrechte Break-Serie. Denn auch im dritten Leg nahm Ryan Searle seinem Kontrahenten wieder den Anwurf ab, mit dem 14-Darter strich er nicht nur das Leg, sondern auch gleich Set und Match ein. 3:1-Satzerfolg für Ryan Searle, mit Chris Dobey hatte sich, nach Rob Cross, ein weiterer Premier-League-Teilnehmer aus dem World Masters verabschiedet.
Inzwischen volljährig und nicht minder stark
Der Weltmeister war als nächstes an der Reihe, Luke Littler, der seit 21. Januar 18 Jahre jung ist, wurde heute von Andy Baetens gefordert. Das heißt, wirklich „fordern“ konnte der Belgier, der im abschließenden Achtelfinale der Vorrunde noch Darius Labanauskas überlegen abgefertigt hatte, seinen heutigen Gegner nur zu Beginn des ersten Satzes. Luke Littler hatte das Ausbullen gewonnen und startete stilgerecht mit der 180 ins Match. Auch beim vierten Gang ans Oche lieferte der Weltranglistenzweite ein Maximum ab, bevor er bei der nächsten Aufnahme den 14-Darter vollendete und mit 1:0 in Front schritt. Andy Baetens genügte im zweiten Durchgang dieselbe Anzahl an Treffern, mit der 76 vor der Brust, bugsierte er den 13. Pfeil in die Triple-20 und den 14. in die Double-8, da war der Ausgleich da, 1:1. Zu diesem Zeitpunkt hatte man durchaus das Gefühl, der 35-Jährige aus dem in der Provinz Ostflandern befindlichen Nieuwerkerken, könnte dem amtierenden Weltmeister sehr wohl ein Match bieten, doch schon im dritten Leg wurde man eines Besseren belehrt. Luke Littler hatte nicht nur den 13-Darter in petto, in diesen hatte er obendrein einen fabelhaften Set-up-Shot integriert: 134 – 123 – 58 – 162 – 24. Es war die 1:0-Satzführung und ab da spielte eigentlich nurmehr einer und der hieß: Luke Littler. Ohne viel Federlesens zu machen, räumte er im zweiten Set zwei Legs in Folge ab, in den ersten Durchgang investierte er 17 Würfe, in den zweiten 15. Der mittlerweile 18-Jährige hatte seinen Satzvorsprung auf 2:0 ausgebaut, während Andy Baetens im nächsten Set nicht einmal mehr in Sichtweite eines Doppelfeldes kam. 15 Treffer im ersten Durchgang und der 13-Darter im zweiten Leg: 140 – 125 – 140 – 60 – 36, so lautete die Bilanz des dritten Satzes. Deutlicher hätte Luke Littler seinen Sieg nicht gestalten können, 3:0. Einmal mehr der Average über Hundert, Luke Littler mit 104,33 im Schnitt, während Andy Baetens mit 95,94 knapp neun Punkte darunter lag.
Hier stimmte nicht nur das modische Accessoire
In ein ungewohnt dunkles Lichtspektakel tauchte die Marshall Arena bei den Klängen der nächsten Einlaufhymne. Wenn die „Seven Nation Army“ (The White Stripes) ertönt, verbindet man dies automatisch mit den atmosphärisch grünen Moving-Lights, die den bevorstehenden Auftritt des Michael van Gerwen signalisieren. Doch diesmal war die Farbgebung komplett abweichend und – gemäß der Ankündigung – war auch das Trikot des Niederländers ein ganz anderes. Das schwarze Shirt stand Michael van Gerwen auf jeden Fall ausgezeichnet und er selbst hatte es im Vorfeld ja auch als „perfekt“ bewertet. Bradley Brooks hatte in der Vorrunde – für viele eher überraschend – die aktuelle Nummer 32 der Weltrangliste, Krzysztof Ratajski, gebügelt und auch heute wollte er sich als Favoritenschreck erweisen. Michael van Gerwen zeigte jedoch von Anbeginn, wo`s langgeht: 99 – 134 – 180 – 88 (20, 18, 50), das war der 12-Darter, den der niederländische Superstar mit dem Bullseye-Finish abgeschlossen hatte, 1:0. Für den Satz brauchte „Mighty Mike“ im zweiten Durchgang zwar zahlreiche Würfe mehr, aber der Gegner hatte ihm die Zeit dafür ja auch gelassen. 1:0-Satzführung. Auch ins zweite Set startete Michael van Gerwen mit fulminanter Entschlossenheit: 96 – 140 – 171 – 94, hier war es gar der 11-Darter, der ihm zum 1:0 gereichte. Im zweiten Durchgang meldete sich dann auch Bradley Brooks mal zu Wort, der Juniorenweltmeister von 2020 begann mit der 180, den 15. Wurf versenkte er in der Double-20, damit war auch er auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:1. Michael van Gerwen bog im dritten Durchgang auf die Zielgerade ein, sah sich mit der Restforderung von 40 Zählern konfrontiert und schaffte es dann nicht, mit zwei Aufnahmen diesen Standardbetrag loszuwerden. Sechs Darts am anvisierten Doppel vorbei, das wusste der Gegner zu bestrafen. Bradley Brooks hatte sich mit der 106 die 32 aufbereitet, ein weiterer Gang ans Oche genügte und der Satz war seiner. Ausgleich in den Sets zum 1:1. Michael van Gerwen war sichtlich verstimmt, einmal mehr war er nicht mit sich zufrieden. Doch diesmal schaffte er es, sich nicht mit den vergangenen Patzern aufzuhalten, sondern diese mental sofort ad acta zu legen, um zielbewusst weiter zu marschieren. Im ersten Durchgang des dritten Sets reichten ihm 14 Würfe, während er im darauffolgenden Leg nur einen Versuch mehr brauchte und obendrein das High Finish, 106 (T20, 14, D16) zur Verfügung hatte. 2:1-Satzführung für Michael van Gerwen, der auch im dritten Set unmittelbar zur Stelle war. Ein weiteres Mal kassierte er beide Durchgänge ein, wobei er zum Abschluss nochmal mit dem 13-Darter aufwartete: 180 – 129 – 64 – 112 – 16. 3:1 in Sätzen für Michael van Gerwen – ob er morgen gegen Gary Anderson oder Dimitri Van den Bergh antreten würde, sollte sich im letzten Duell des Abends herausstellen.
Wie beim vorausgegangenen Match, fiel auch jetzt ein Walk-on aus dem gewohnten Rahmen
Den Schlussakkord der ersten Runde gestalteten Dimitri Van den Bergh und Gary Anderson, der Belgier ist inzwischen mit neuer Einlaufhymne unterwegs. Wann immer man „Happy“ (von Pharrell Williams) hört, denkt man eigentlich direkt an Dimitri Van den Bergh – dessen Tanzeinlage vor dem geistigen Auge ist im Kopfkino-Ticketpreis inbegriffen. Doch mittlerweile hat sich der Belgier vom vertrauten Walk-on-Song verabschiedet, er läuft inzwischen zu "Play Hard" (von David Guetta feat. Akon & Ne-Yo) auf. Bei Gary Anderson ist hingegen alles beim alten geblieben, sobald „Jump Around“ (House of Pain) ertönt, weiß man, der Schotte ist nicht weit entfernt.
Irgendwie war es ein merkwürdiger Matchverlauf, denn Gary Anderson wirkte zunächst wie der klar überlegene Spieler, der das Ausbullen zwar verloren hatte, dann aber von Anbeginn zur Stelle war. Während Dimitri Van den Bergh im Endspurt des ersten Durchgangs versuchte, 76 Restpunkte mit der einfachen 20 und der Triple-20 zu eliminieren und sich dafür nur ein barsches „No Score!“ einfing, hatte gegenüber Gary Anderson gleich den 13-Darter zur Hand: 41 – 140 – 180 – 100 – 40, 1:0. Lediglich einen Wurf mehr brauchte der „Flying Scotsman“ im zweiten Leg, da hatte er bereits den ersten Satz eingetütet, 1:0. Der Dominanz im ersten Set geschuldet, erwartete man an dieser Stelle irgendwie schon wieder die nächste Machtdemonstration, als Gary Anderson urplötzlich komplett einknickte und fortan kein einziges Leg mehr gewann. Beim Versuch, sich 116 Restpunkten zu entledigen, verpasste der Weltmeister von 2015 & 2016 die Double-20, wohingegen Dimitri Van den Bergh mit Treffern in der Triple-20 und in der Double-6, die 72 auscheckte, insgesamt waren nur 14 Würfe vonnöten gewesen, bevor er mit 1:0 vorneweg ging. Weitere 14 Pfeile genügten dem „Dreammaker“ im zweiten Durchgang, um zudem den Satz auf seine Habenseite zu bringen, 1:1. Es war abermals der 14-Darter, der Dimitri Van den Bergh auch im dritten Set zur 1:0-Legführung verhalf und weitere 14 Würfe später hatte der 30-jährige Antwerpener die 2:1-Satzführung inne. Vermutlich um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen, bediente sich Dimitri Van den Bergh im ersten Durchgang des vierten Sets dann 15 Pfeilen, hier war es vor allem der optimale Set-up-Shot (139), der besonders ins Auge stach, 1:0. Und im abschließenden Durchgang wollte der Belgier womöglich etwas tun, was er in diesem Spiel noch gar nicht gemacht hatte: er präsentierte seinen ersten 13-Darter. 81 – 180 – 105 – 95 – 40, das war dann schon ein recht stilvoller Abschluss, mit dem Dimitri Van den Bergh das Match beendete. Nachdem Gary Anderson das erste Set noch so deutlich an sich gerissen hatte, war ihm kein weiterer Leggewinn gelungen. Dimitri Van den Bergh konnte hingegen sechs Legs in Folge für sich verbuchen, somit war dies der verdiente 3:1-Satzerfolg für den amtierenden UK-Open Champion. Gary Anderson mit 100,03 im Average, das wusste Dimitri Van den Bergh zu toppen, er wies 102,43 im Schnitt auf.
Damit ist die erste Runde des Winmau World Masters zu Ende gegangen. Unsere deutschen Teilnehmer sind leider beide schon ausgeschieden, trotzdem dürfen wir uns auf eine spannende zweite Runde freuen, die erste Session findet morgen bereits am Nachmittag statt. Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!