Winmau World Masters 2025: Drama, Frust, Machtdemonstration und Neun-Darter – der Abend bot alles, was das Darts-Herz begehrt
In seinem gestrigen Duell mit Martin Schindler war es Jonny Clayton gelungen, mit 112,77 einen absoluten Monster-Average abzuliefern – dieses Format ließ einen derartigen Durchschnittswert eigentlich kaum zu, aber Jonny Clayton hat es durchgezogen und wollte heute an diese Leistung anknüpfen. Ihm gegenüber stand Ryan Searle und auch er hatte sich, nach seinem überzeugenden Sieg über Chris Dobey, einiges vorgenommen.
Ähnlich wie in seiner Erstrundenbegegnung startete Jonny Clayton auch am heutigen Abend furios ins Match, schon im ersten Durchgang hatte er das High Finish zur Hand, 144 Punkte löschte der Waliser mit zweimal Triple-20 und Double-12. Ryan Searle hatte das Ausbullen gewonnen, folgerichtig war dies das Break zum 1:0. Im zweiten Leg war Jonny Clayton nah dran, auch das „Shanghai Finish“ herauszunehmen, allein der Wurf auf Tops misslang. Auf der anderen Seite sah sich Ryan Searle mit der 121 konfrontiert, versenkte den ersten Pfeil in der einfachen 20, den zweiten in der 17 und den dritten brachte er im Bullseye unter. Zusammenaddiert ergab das 87 Zähler, von der 121 subtrahiert, blieben immer noch 34 Punkte Rest. Jonny Clayton bekam also die nächste Möglichkeit, auch die verbliebene 20 quitt zu werden. Diese Chance nutzte er, womit er nicht nur das zuvor errungene Break bestätigte, sondern auch gleich das erste Set eintütete, 1:0. Gleich zu Beginn des zweiten Satzes gingen die Clayton-Festspiele weiter, diesmal hielt er den 13-Darter parat, in den er einen gekonnten Set-up-Shot integriert hatte: 96 – 100 – 140 – 125 – 40, 1:0. Doch spätestens hier unterbrach Ryan Searle die One-Man-Show seines Gegners, er selbst hatte den 12-Darter zur Verfügung: 80 – 140 – 180 – 101 (T20, 1, D20), in den er auch noch das High Finish eingebaut hatte, 1:1. Dem ließ er im dritten Durchgang den nächsten 12-Darter folgen und auch jenes Checkout über 100 wies frappierende Ähnlichkeit mit dem High Finish aus dem Leg zuvor auf: 171 – 88 – 140 – 102 (T20, 2, D20). Somit hatte Ryan Searle in den Sätzen ausgeglichen und es stand 1:1.
Mal gab der eine den Ton an, mal der andere
Mit dem Aufwind des frisch gewonnenen Sets im Rücken startete Ryan Searle in den dritten Satz, er begann mit der 180 und nach vier Aufnahmen hatte er sich auf die 97 heruntergespielt. Den 13. Wurf manövrierte er in die Triple-19, den 14. in die einfache 20 und der 15. Pfeil landete in der Double-10, 1:0. Jonny Clayton verpasste im zweiten Durchgang nur um Haaresbreite das 104er-Finish, der Versuch auf die Double-16 landete im Aus. Auf der anderen Seite war Ryan Searle nah dran, das High Finish von 125 Punkten auszuchecken, aber auch ihm misslang der Wurf aufs Doppel, in diesem Fall wäre es Tops gewesen. Jonny Clayton bekam also eine weitere Möglichkeit, sich den übrig gebliebenen 32 Zählern zu widmen, doch überraschenderweise reichten ihm drei Versuche diesmal nicht aus, um jenes Ansinnen in die Tat umzusetzen. Ryan Searle ließ sich hingegen kein weiteres Mal bitten, bei nächster Gelegenheit hämmerte er den Dart in die Double-10 und setzte damit das entscheidende Break zum Satzgewinn, 2:1. In den ersten zwei Durchgängen des vierten Sets hielt jeder seinen Anwurf, 1:1, bevor Jonny Clayton abermals auf Doppel ausließ. Das 101er-Finish vor Augen versäumte er es einmal mehr, die Double-16 zu bezwingen und auch die verbliebenen 16 Zähler wurde er mit weiteren drei Pfeilen in der Hand nicht mehr los. Auf der anderen Seite hatte sich Ryan Searle mit der 121 Tops gestellt und beim nächsten Gang ans Oche nagelte er den Pfeil ohne Umschweife in die Double-20. Mit insgesamt 15 Würfen hatte sich Ryan Searle immer näher ans Viertelfinale herangepeilt, zu diesem Zeitpunkt fehlte ihm hierfür nurmehr ein Satzgewinn, 3:1.
Am Rande der Niederlage angekommen, dreht „The Ferret“ nochmal so richtig auf
Aber Jonny Clayton war noch nicht geschlagen, 14 Treffer später hatte die aktuelle Nummer Eins der Waliser im fünften Set das 1:0 herausgespielt. Ryan Searle antwortete im zweiten Durchgang mit dem 12-Darter (inklusive High Finish): 131 – 83 – 180 – 107 (19, T16, D20), und glich wieder aus, 1:1. Im dritten Leg war Jonny Clayton drauf und dran, sich des 121er-Finishs zu entledigen, doch der Pfeil aufs Bullseye kratzte nur den Außendraht. Gegenüber probierte Ryan Searle, die 96 mit der einfachen 20 und zweimal Double-19 auszuchecken, scheiterte jedoch am zweiten Wurf auf besagtes Doppel. 19 Restpunkte blieben stehen und Jonny Clayton war wieder an der Reihe. Diesmal zögerte der Waliser nicht, die übrigen 25 Zähler mit zwei Versuchen vom Board zu wischen, insgesamt war es der 14-Darter, der Jonny Clayton ins Spiel zurückbrachte. 2:3-Satzanschluss, es war wieder ein Match. Der Weg durchs erste Leg des anschließenden Sets gestaltete sich für beide Akteure relativ holprig, letztendlich stolperte Jonny Clayton als erster über die Ziellinie und rettete so seinen Anwurf, 1:0. Weit flotter war „The Ferret“ im zweiten Durchgang unterwegs, hier genügten ihm 14 Treffer, um das Entscheidungsset zu erzwingen. Satzausgleich, 3:3, es ging also über die volle Distanz der möglichen sieben Sets. Ryan Searle hatte den Vorteil des ersten Anwurfs, begann mit der 180, servierte sich dann die 137 als Set-up-Shot und der insgesamt 14. Pfeil landete in der Double-20, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte Ryan Searle die 124 als Vorbereitung zur Verfügung, Rest 40, doch der Gegner erlaubte ihm hier keinen weiteren Gang ans Oche. Jonny Clayton ließ sich sein begonnenes Leg nicht mehr nehmen und glich wieder aus, 1:1. Somit gab es in dieser Partie nicht nur den Entscheidungssatz, sondern auch das Entscheidungsleg, das abermals Ryan Searle begann. Diesmal kam er aber nicht so richtig von der Stelle, während Jonny Clayton nach vier Aufnahmen auf der 62 angelangt war. Den insgesamt 13. Dart brachte er in der einfachen Zehn unter, den 14. in der 20 und der 15. landete in der Double-16. Die drohende Niederlage vor Augen hatte der Waliser einen 1:3-Rückstand in den 4:3-Sieg umgemünzt. Im Anschlussinterview gefragt, ob er eher glücklich oder nur erleichtert sei, antwortete Jonny Clayton: „Erleichtert! Ausschließlich erleichtert!“
Freud und Leid liegen oft so nah beieinander, dass kein Blatt mehr dazwischen passt
Danach folgte das Duell: Nathan Aspinall versus Cameron Menzies. Der Schotte war, neben William O'Connor, der bereits am Nachmittag im Einsatz war, der zweite Qualifikant, der das Achtelfinale erreicht hatte. Nachdem Cameron Menzies beim Walk-on akribisch versucht hatte, alle Selfie-Wünsche zu erfüllen und ja niemanden zu vernachlässigen, feierte er anschließend die Einlaufhymne von Nathan Aspinall mindestens ebenso enthusiastisch ab, wie der Gegner selbst und die begeisterte Menge. Gemeinsam schmetterte man „Mr. Brightside“ (The Killers), den Garanten für gute Stimmung und Euphorie.
Das Wohlgefühl hielt bei Cameron Menzies auch noch eine Weile an, denn nachdem er das Ausbullen für sich entschieden hatte, gelang ihm im ersten Durchgang auch der optimale Set-up-Shot (128), kurz darauf ging er mit 1:0 in Führung. Nathan Aspinall konterte im zweiten Leg mit dem High Finish, 143 (T20, T17, D16), insgesamt waren nicht mehr als 15 Würfe notwendig, um auszugleichen, 1:1. 15-Darter mit High Finish, 110 (T20, 18, D16), kann aber auch Cameron Menzies, das stellte der Schotte im dritten Durchgang nachdrücklich unter Beweis, was ihm den ersten Satzgewinn einbrachte, 1:0. Zu Beginn des zweiten Sets war es Nathan Aspinall, der mit dem passenden Set-up-Shot (133) aufwartete, der ihm als Grundlage für das 1:0 diente. Auch Cameron Menzies hielt im zweiten Durchgang sein begonnenes Leg, 1:1, bevor er im dritten Durchgang zwei Breakdarts ausließ. Auch Nathan Aspinall brauchte eine zweite Aufnahme fürs Checkout, doch dann rettete er sein begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie, womit er den Satzausgleich sicherstellte, 1:1.
Wenn ausgelassene Chancen Schicksal spielen – möglicherweise hat „Cammy“ das Match hier schon verloren
Im ersten Durchgang des dritten Sets ließ Cameron Menzies erneut liegen. Beim Versuch, die Restforderung von 110 Punkten zu begleichen, landete der dritte Pfeil im Aus, statt in der Double-18, Nathan Aspinall bestrafte dies mit dem Break zum 1:0. Im darauffolgenden Durchgang verpatzte „Cammy“ den nächsten Breakversuch, diesmal war der Pfeil am Bullseye vorbei geschrammt, als er probierte, die 88 auszuchecken und wieder war der Gegner zur Stelle. Abermals gelang es Nathan Aspinall, mit viel Glück ein weiteres Leg zu wahren, gleichzeitig war dies auch der Satzgewinn, was bedeutete, er hatte in den Sets auf 2:1 erhöht. Nicht nur das Pendel des Momentums, auch die Stimmung seines Gegners war schon lange gekippt, Cameron Menzies war anzusehen, wie unzufrieden er mit seinem eigenen Spiel war. Und je mehr der 35-jährige Glasgower mit sich haderte, desto ungenauer wurden seine Würfe, obgleich es tatsächlich meist nur Millimeter waren, die ihm vom anvisierten Ziel trennten. Kaum ein My entfernt schlugen die Pfeile haarscharf am Doppel vorbei, die meisten kratzten dabei noch den Außendraht. Aber knapp daneben ist eben auch vorbei und so entgleisten dem Schotten langsam aber sicher die Gesichtszüge. Cameron Menzies ist der lebende Beweis dafür, dass dieser Sport eben auch zwischen den Ohren stattfindet, d.h. wenn die mentale Sicherheit nicht da ist, leidet die Treffsicherheit gravierend. Im ersten Durchgang des vierten Sets war es Nathan Aspinall, der haarscharf das 148er-Finish verpasste und da er die verbliebene 28 auch beim nächsten Gang ans Oche nicht loswurde, schaffte es diesmal Cameron Menzies, daraus Kapital zu schlagen. Auch er brauchte eine zweite Aufnahme fürs Checkout, doch dann war die Double-9 getroffen und das Break in trockenen Tüchern, 1:0. Doch Nathan Aspinall revanchierte sich postwendend, im zweiten Durchgang hatte er den 11-Darter zur Hand: 180 – 140 – 140 – 41, somit hatte er das umgehende Re-Break erzielt, 1:1. Im dritten Durchgang kam Cameron Menzies viel zu langsam in Schwung und als er endlich die 180 ans Board feuerte, war es zu spät. Denn Nathan Aspinall hatte sich die 32 gestellt, trat ans Oche und bugsierte den nächsten Pfeil in die Double-16, womit er seinen Satzvorsprung auf 3:1 ausbaute. Cameron Menzies hatte im ersten Durchgang des fünften Sets den Anwurf, aber Nathan Aspinall bereitete sich mit der 96 die 40 auf und beim nächsten Gang ans Oche vollendete er den 14-Darter zum Break, 1:0.
Das Wesentliche spielt sich im Kopf ab
Mental war Cameron Menzies längst geschlagen, seine negative Körperhaltung ließ kaum noch Hoffnung zu, dass er den Wendepunkt nochmal finden würde. „Cammy“ machte eher den Eindruck, als habe er den „Point of No Return“ in dieser Begegnung längst überschritten. Dazu passte auch, dass er die Pfeile bereits frühzeitig weggepackt hatte und dem Gegner applaudierte, da war der noch gar nicht im Ziel angelangt. Die Ausgangssituation war die, dass Nathan Aspinall alles daran gesetzt hatte, das Match in Style zu beenden. Nach drei Aufnahmen machte sich der Engländer auf den Weg, den „Big Fish“ zu ziehen, allein der Wurf aufs Bullseye verhinderte das Anglerglück. Gegenüber versuchte Cameron Menzies, die 117 quitt zu werden, scheiterte aber kläglich und subtrahierte gerade mal 57 Zähler. Er kehrte zu seinem Tisch zurück und machte sich dran, seine Pfeile zu verstauen, dem Kontrahenten hatte er bereits stillschweigend seine Glückwünsche bekundet. Doch mit 25 Restpunkten vor der Brust, traf „The Asp“ nur in die einfache Neun, in die Acht und in die Vier, daraus resultierten gerade mal 21 ausradierte Zähler. Möglicherweise war Cameron Menzies so überrascht darüber, dass er nochmal ran durfte, dass er nicht rechtzeitig in seine Konzentration zurückfand, denn auch er schaffte es nicht, die verbliebene 60 mit drei Pfeilen in der Hand zu eliminieren. Es waren 50 Punkte, die er vom Board holte, damit öffnete er dem Gegner ein weiteres Mal Tür und Tor, das Match zuzumachen. Der versenkte den insgesamt 16. Wurf in der Double-2, womit er diese Partie ein für alle Mal zu den Akten legen konnte. 4:1-Satzerfolg für Nathan Aspinall, der kein überzeugendes Spiel gezeigt hatte, aber davon profitierte, dass sein Gegner heute mal wieder von der hinderlichen Dynamik des eigenen Innenlebens überholt worden war.
James Wade zeigt eine desolate Leistung und wird vom überragend aufspielenden Luke Littler demontiert
Im Anschluss stand die Partie Luke Littler gegen James Wade auf dem Programm, es war das erste Ranking-Turnier überhaupt, bei dem der Weltmeister als Volljähriger antrat. Und was soll man über diese Auseinandersetzung sagen? Im Grunde genommen könnte man das Match in einem Satz zusammenfassen: James Wade hatte während des ganzen Spiels nicht einen einzigen Versuch auf Doppel. Das sagt eigentlich schon alles aus, trotzdem hier noch die detaillierte Ausführung.
Wer das Ausbullen gewonnen hatte, war in dem Fall so unwichtig wie noch was, nur der Vollständigkeit halber: es war Luke Littler. Der 18-Jährige räumte den ersten Satz mit 16 und 12 Würfen (131 – 140 – 140 – 90) ab, die 90 hatte er dabei standesgemäß als Bullseye-Finish gelöscht, 1:0. Zu Beginn des zweiten Durchgangs war James Wade zumindest schon mal in der Nähe eines Doppelsegments, aber nachdem er seine Pfeile (beim Stand von 68 Restpunkten!) nur in der einfachen 16, in der Fünf und in der Sieben untergebracht hatte (und man sich fragen musste: wo war James Wade heute abgeblieben?), blieb ihm auch hier der erste Versuch auf Doppel verwehrt. Man war fast geneigt, den Begriff „dilettantisch“ zu beanspruchen, in jedem Fall war dies nicht die Gegenwehr, die einen Luke Littler erschrecken konnte. Der war derweil auf dem besten Wege, das 164er-Finish vom Board zu fegen, lediglich das Bullseye verhinderte den Coup. Aber natürlich war auch die verbliebene 25 kein Problem, mit dem nächsten Gang ans Oche war dieser Restbetrag Geschichte. Im zweiten Durchgang servierte sich Luke Littler die 138 als Set-up-Shot, mit insgesamt 14 Treffern hatte er den nächsten Satzgewinn eingeholt, 2:0. Im ersten Leg des dritten Sets war es wiederum der 13-Darter: 100 – 140 – 180 – 41 – 40, der ihm das 1:0 bescherte. Lediglich zwei Pfeile mehr benötigte er im zweiten Durchgang, um einen weiteren Satz einzufahren, 3:0. James Wade musste sich wünschen, er hätte sich vorher angeschnallt, denn sein Gegner spielte ihn heute Abend regelrecht schwindlig. Im ersten Durchgang des vierten Sets packte Luke Littler den nächsten 12-Darter aus: 180 – 139 – 140 – 42, 1:0. Ähnlich wie zuvor Nathan Aspinall, versuchte auch Luke Littler, das Match mit dem „Big Fish“ abzuschließen, aber auch er schrammte knapp am Bullseye vorbei. So versenkte der amtierende Weltmeister halt den 13. Pfeil in der einfachen Fünf und den 14. in der Double-10, da gehörte das Match schon wieder der Vergangenheit an. 4:0 für Luke Littler, der einen Average von 105,47 aufwies, der Gegner mit über 14 Punkten weniger im Schnitt. James Wade hatte den wohl exklusivsten Zuschauerplatz des Abends inne und kann froh sein, wenn er dafür nicht noch nachträglich die Ticketgebühren berechnet bekommt.
Der „Dreammaker“ macht Darts-Träume wahr und trägt sich in die Annalen ein
Zum Abschluss betraten Michael van Gerwen und Dimitri Van den Bergh die Bühne der Marshall Arena in Milton Keynes. Während die vorausgegangene Partie durch einseitige Dominanz gekennzeichnet war, lieferten sich die nachfolgenden Protagonisten ein Kopf-an-Kopf-Rennen vom Feinsten. Genau wie in seinem Erstrundenduell startete Michael van Gerwen auch heute Abend wieder fulminant ins Match. Er hatte das Ausbullen für sich entschieden und präsentierte gleich zu Spielbeginn den 12-Darter mitsamt imposantem High Finish: 100 – 134 – 135 – 132. Für das 132er-Checkout brachte der Niederländer gleich zwei Pfeile im Bullseye unter, den dritten versenkte er in der Double-16, 1:0. Nur einen Wurf mehr benötigte Michael van Gerwen im zweiten Leg: 95 – 140 – 99 – 135 – 32, das war der 13-Darter, der ihm zur 1:0-Satzführung gereichte. Gerade als man anfing, darüber zu sinnieren, ob hier gleich die nächste einseitige Machtdemonstration vonstattenging, startete Dimitri Van den Bergh mit sechs perfekten Darts in den ersten Durchgang des zweiten Sets, erst der siebte Versuch landete im einfachen 20er-Segment, der 14-Darter zum 1:0 war es jedoch allemal. Aber Michael van Gerwen hatte sich einiges vorgenommen, zum Beispiel im nächsten Durchgang das 156er-Finish zu eliminieren. Zwei Treffer in der Triple-20 waren dafür ein guter Anfang, aber der dritte Wurf landete im Aus. Stattdessen manövrierte er den ersten Pfeil seiner nächsten Aufnahme in die Double-18 – es war nicht ganz nach Wunsch verlaufen, aber die Hauptsache war natürlich der Leggewinn, 1:1. Auch Dimitri Van den Bergh probierte im dritten Durchgang das High Finish, sein Bestreben galt der 114, aber der Wurf auf das Doppelfeld ging ebenfalls schief. Doch auch den Belgier tangierte dies Versäumnis nur peripher, denn mit dem 15. Dart traf er die Double-10, was ihm zum Satzausgleich verhalf, 1:1.
Bis hierhin war es ein Kampf auf Augenhöhe, bei dem jeder seine Momente hatte
Relativ unspektakulär hielt Michael van Gerwen zu Beginn des dritten Sets seinen Anwurf, 1:1, bevor sein Gegner im zweiten Leg mit dem 12-Darter zur Stelle war: 180 – 127 – 134 – 60, 1:1. Einen völlig misslungenen Endspurt legte „MvG“ im dritten Durchgang hin, mit der 95 vor Augen, bugsierte er seine Pfeile in die einfache Drei, in die Triple-5 und in die 19. Daraus resultierten 37 gelöschte Punkte – Zufriedenheit sieht anders aus! Und Michael van Gerwen hatte auch allen Grund, mit sich unzufrieden zu sein, denn Dimitri Van den Bergh wusste die Gunst der Stunde zu nutzen. Mit dem perfekten Set-up-Shot von 174 ausradierten Punkten hatte er sich die 16 gestellt, traf anschließend die Double-8 und übernahm plötzlich die Satzführung, 2:1. Das Momentum hatte offenbar die Seiten gewechselt, denn obgleich Michael van Gerwen (gegen den Anwurf) mit dem Maximum ins vierte Set startete und auch sonst konstante Aufnahmen zeigte, wollte ihm hier das Break nicht gelingen. Stattdessen war Dimitri Van den Bergh drauf und dran, das 164er-Finish vom Board zu fegen, abermals konnte ihn nur das Bullseye stoppen. Doch auch die verbliebene 25 wurde er noch los, insgesamt hatte er nicht mehr als 15 Würfe benötigt, um sein Leg relativ mühelos zu halten, 1:0. Michael van Gerwen konterte im zweiten Durchgang mit dem 14-Darter, wobei er beim vierten Gang ans Oche schon mal wirkungsvoll die Double-20 übte, letztendlich war es jedoch die Double-10, die ihm das 1:1 einbrachte. Im dritten Leg war Dimitri Van den Bergh um einiges schneller zugange und als er nurmehr den Betrag von 121 Punkten zu bewältigen hatte, navigierte er seine Pfeile in die einfache 20, in die 17 und ins Bullseye. Das ergab 87 subtrahierte Zähler und 34 Rest. Doch bei der nächsten Aufnahme landete sein erster Dart in der einfachen Zwei und zwei weitere Pfeile in der 16. Klar, dass er vom Mathelehrer dafür mit „sehr gut“ belohnt worden wäre, hier wurde er jedoch vom Caller mit dem „No Score!“ bestraft. Währenddessen schaffte es Michael van Gerwen, vom Missgeschick des Gegners zu profitieren, er hatte zu einer vorbildlichen Aufholjagd angesetzt, die er auch zu krönen verstand. Als der Kontrahent bereits auf der 34 verweilte, war „Mighty Mike“ noch auf der 209 gestanden, baute mit der nächsten Aufnahme davon allerdings 137 Zähler ab. 72 Punkte waren verblieben, da versenkte Michael van Gerwen zwei seiner Würfe in der einfachen 16 und den dritten in der Double-20. Mit insgesamt 15 Treffern hatte der Niederländer seinem Gegenüber das Leg vor der Nase weggeschnappt. Dimitri Van den Bergh hätte zu diesem Zeitpunkt mit 3:1 führen können, stattdessen hatte Michael van Gerwen – sichtlich zufrieden – den Satzausgleich erzwungen, 2:2.
Das Momentum wechselte so schnell die Seiten, dass man zeitweise gar nicht wusste, wo es sich gerade aufhält
Dieses unvorhersehbare Erfolgserlebnis hatte „MvG“ einen regelrechten Motivationsbooster verliehen, im ersten Durchgang des fünften Sets packte er das nächste High Finish, 140 (T20, T20, D10) aus, abermals hatte er nicht mehr als 15 Würfe gebraucht, um das 1:0 sicherzustellen. Gar zwei Pfeile weniger benötigte Dimitri Van den Bergh im zweiten Leg: 139 – 140 – 140 – 62 – 20, der 13-Darter verhalf ihm zum 1:1. Michael van Gerwen hatte im dritten Durchgang abermals die passende Antwort parat: 14 Treffer zum Satzgewinn, 3:2. Mittlerweile hatte sich das Momentum wieder auf die Seite des niederländischen Topstars geschlichen, nur um einen Augenblick später abermals zum „Dreammaker“ zurückzukehren. Und der machte daraufhin wirklich Träume wahr!
180 – 180 – 141! Ein Fall für die Geschichtsbücher
Seit die PDC das Masters veranstaltet, war noch keinem Spieler der Neun-Darter gelungen, somit hat Dimitri Van den Bergh im ersten Durchgang des sechsten Sets Darts-Geschichte geschrieben, 1:0. Michael van Gerwen war sichtlich beeindruckt, trotzdem schaffte er es im zweiten Leg irgendwie über die Ziellinie, 1:1. Während der Niederländer im dritten Durchgang erstmal acht Versuche am Triple vorbei feuerte, war Dimitri Van den Bergh hier weit effektiver unterwegs und bog schon bald in die Zielgerade ein. Beim Versuch des 86er-Finishs scheiterte er zwar erneut am Bullseye, doch da der Gegner hier viel zu spät in Schwung gekommen war, musste der Belgier nicht allzu viel befürchten. Mit dem geeigneten Set-up-Shot (138) hatte sich Michael van Gerwen dann zwar die 28 gestellt, doch Dimitri Van den Bergh ließ ihn einfach nicht mehr ran. Bei der nächsten Aufnahme löschte der 30-jährige Antwerpener die verbliebene 25, damit hatte er den Satzausgleich erzwungen und alles wieder gerade gerückt, 3:3. Das siebte Set musste die Entscheidung bringen. Michael van Gerwen hatte den ersten Anwurf und startete stark. Die ersten drei Aufnahmen brachten 180, 99 und 140 gelöschte Punkte, es blieben 82 Zähler übrig. Beim vierten Gang ans Oche traf „Mighty Mike“ in die 25, in die Triple-17 und … ins Aus. Gegenüber hatte sich Dimitri Van den Bergh derweil auf die 122 heruntergespielt und als er diese loszuwerden trachtete, missglückte zum x-ten Mal in dieser Partie sein Versuch aufs Bullseye. Einmal mehr blieben ihm 25 Punkte Rest, während Michael van Gerwen neuerlich antrat, um die übriggebliebene Sechs quitt zu werden. Ein Pfeil fand den Weg in die einfache Drei, der nächste in die Eins, ein dritter ins Nirgendwo. Man brauchte keinen Taschenrechner, um herauszufinden, dass der charismatische Niederländer gerade mal weitere vier Punkte vom Restbetrag subtrahiert hatte. Dimitri Van den Bergh hatte indes zwischenzeitlich ja reichlich Übung darin, die 25 zu eliminieren, das gelang ihm auch diesmal, womit er das gar so wichtige Break erzielt hatte, 1:0. Jetzt benötigte er nur noch einen Leggewinn fürs Viertelfinale UND er hatte im nächsten Durchgang den Anwurf! Aber es war Michael van Gerwen, der im zweiten Leg zunächst weit rasanter voran kam. 140, 98, 134 – das waren Aufnahmen, mit denen er arbeiten konnte, es sah so aus, als könne er hier den Kopf ein weiteres Mal aus der Schlinge ziehen. Und während Dimitri Van den Bergh noch auf der 180 verweilte, war Michael van Gerwen zumindest schon im Checkout-Bereich angekommen. Doch von 129 Punkten löschte er beim nächsten Gang ans Oche gerade mal klägliche 42 Zähler. Noch war nichts verloren, denn auch Dimitri Van den Bergh zog bei seiner Aufnahme nur 45 Punkte von der 180 ab. Die 87 vor der Brust, versenkte Michael van Gerwen seine ersten zwei Pfeile in der einfachen 17 und in der Triple-20. Aber statt mit dem dritten Versuch, die Double-5 zu treffen, landete der Dart in der einfachen 20. „No Score!“ Dimitri Van den Bergh hatte noch die 135 zu bewerkstelligen und zauberte nochmal ein wenig: Bullseye, 19, Bullseye. Das ergab 119 gelöschte Punkte, was blieb, war die 16. Michael van Gerwen machte sich neuerlich daran, sich endlich der 87 zu entledigen, traf diesmal aber nur in die einfache 17, in die Fünf und in die Acht. Mit solch misslungener Aufnahme war das Match nicht zu gewinnen! Dimitri Van den Bergh machte es besser: er brachte seinen nächsten Pfeil in der Double-8 unter – damit war das Match vorbei! Es war ein Spiel das an Drama und Aufregung kaum zu überbieten war, schlussendlich hieß der verdiente 4:3-Sieger: Dimitri Van den Bergh, der morgen Nachmittag auf Nathan Aspinall trifft.
Dieser Spieltag hat wirklich alles an Spannungselementen geboten, was man sich wünschen kann, umso mehr dürfen wir uns auf morgen freuen. In diesem Sinne: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!