Master 2024 – das Viertelfinale brachte vielleicht nicht alle erwarteten Namen, aber definitiv die erwartete Qualität
Finaltag beim Masters 2024, und es warteten durchwegs hochklassige Partien auf uns, denn die Paarungen versprachen einiges. Beginnen sollten Peter Wright und Stephen Bunting. Der Engländer, der seit der Gewichtsumstellung seiner Darts von 12 auf 18 Gramm, immer wieder betont, dass er in der Form seines Lebens spielt, stellte diese Beteuerung gestern auch unter Beweis. Mit massivem Siegeswillen wusste er den amtierenden Weltmeister immer wieder in Schach zu halten und obgleich Luke Humphries sich durchaus wehrhaft zeigte, war „The Bullet“ am gestrigen Abend nicht willens, die Führung nochmal herzugeben. Bei „Cool Hand Luke“ kann man sich hingegen des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bürde, plötzlich Weltmeister und Weltranglistenerster zu sein, doch recht schwer ist. Der immer noch ungewohnte Status raubt ihm offenbar so ein wenig die zu eigen gemachte Coolness. Dass Luke Humphries weiterhin extrem hart arbeitet, daran besteht kein Zweifel! Beim Premier League Auftakt hatte er betont, dass er Minimum drei Stunden vor Spielbeginn für Interviews nicht mehr zur Verfügung stehen könne, weil da bereits sein straffes Trainingsprogramm anfangen würde. Aber irgendwie scheint er es momentan auch zu sehr zu forcieren, was ihm die sonst so abgeklärte Lockerheit beim Werfen raubt. „Cool Hand Luke“ müsste derzeit möglicherweise eher den Nickname „Forced Hand Luke“ tragen. Aber das wird sich legen, die Zeit der Eingewöhnungsphase „vom Jäger zum Gejagten“ muss man ihm auch einfach zugestehen. Und ich denke nicht, dass er hierfür, wie im Jahr zuvor Michael Smith, die ganze Saison braucht. Stephen Bunting sollte es heute Nachmittag mit Peter Wright zu tun bekommen. Der Schotte zeigt sich in diesem Jahr wechselhafter denn je, denn während er beim Premier League Auftakt noch völlig unter Kritik performte und eher das Motto „Avanti Dilettanti“ probte, bekamen wir gestern wieder den eigentlichen Peter Wright zu sehen. Möglicherweise war sein Donnerstags-Auftritt ja auch lediglich der unstrittigen Tatsache geschuldet, dass er die Premier League noch nicht wirklich zu „seinem“ Turnier machen konnte. Aber da wäre eventuell ein Seitenblick auf den Kollegen Gerwyn Price hilfreich. Der konnte sich in diesem Prestige Turnier auch lange Zeit nicht etablieren und lief jahrelang dem Feld aussichtslos hinterher. Plötzlich war der Knoten geplatzt und mittlerweile kann man sich die Premier League ohne Tagessiege des „Iceman“ gar nicht mehr vorstellen. Auf jeden Fall sahen wir gestern, beim Duell „Bunter Paradiesvogel“ versus „Polish Eagle“, Krzysztof Ratajski, wieder einen vollkommen überzeugend auftretenden Peter Wright, der in dieser Form natürlich auch dem derzeit so stark agierenden Weltmeister-Bezwinger, Stephen Bunting, gefährlich werden kann. Wie gut Nathan Aspinall drauf ist, kann man dieses Jahr immer noch nicht wirklich einschätzen, denn sein gestriger Gegner, Dirk van Duijvenbode, war nicht wirklich in der Lage den entsprechenden Maßstab anzusetzen. Bei einer potentiellen Wahl zum „Spieler des gestrigen Tages“ hätte vermutlich Daryl Gurney die meisten Stimmen eingeheimst, denn die Nummer 26 der Weltrangliste war zwar „wie die Jungfrau zum Kind“ in die Marshall Arena in Milton Keynes gekommen, wie er jedoch ins Viertelfinale gelangt ist, war weniger Glück als pures Können! Grandios aufspielend, hatte der Nordire seine Chance genutzt, Gerwyn Price ersetzen zu dürfen, und den ebenfalls stark agierenden Joe Cullen rigoros in die Schranken verwiesen. Dasselbe tat Michael van Gerwen mit dem Titelverteidiger, der Niederländer sah sich dabei aber mit weit weniger Gegenwehr konfrontiert. Chris Dobey hatte sich gestern definitiv unter Wert verkauft, „Mighty Mikes“ Perfomance darf aber deswegen keineswegs bagatellisiert werden, denn der fünffache Masters-Titelträger zeigte sich im wahrsten Sinne des Wortes durchaus gut in Schuss und bereit, seinen sechsten Titel einzukassieren. Aber auch die Form seines heutigen Gegners versprach einiges. Wie Dave Chisnall ins Viertelfinale gestürmt ist, zuerst gegen Martin Schindler und gestern gegen Danny Noppert, kann man einfach nur mit einem Begriff erläutern: hochklassig! Die Abschlusspaarung des Nachmittags lautete Dimitri Van den Bergh gegen Damon Heta, zwei Spieler, die man (ausschließlich in Anbetracht ihrer bisherigen Gegner!) nicht zwangsläufig im Viertelfinale erwarten konnte, besonders der gestrige Sieg des Belgiers gegen Michael Smith war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Aber der Weltmeister von 2023 konzentrierte sich auch zu viel auf den Ärger über sein eigenes Spiel, haderte mit sich, wie in seinen besten Zeiten …, nein, in dem Fall muss es eher heißen, wie in seinen schlechteren Zeiten, und kam somit überhaupt nicht in seinen sonst so zielgerichteten Flow. Der Belgier hatte sich hingegen sukzessive ins Match hineingegroovt und so gelang es ihm, ab Durchgang 13 den Schalter komplett umzulegen und einen ungefährdeten Erfolg einzufahren. Damon Heta schaffte es am Nachmittag des zweiten Spieltags, einem formstarken Rob Cross Paroli zu bieten und dem Engländer einen nervenaufreibenden Kampf auf Augenhöhe zu liefern. Mehrere Male war der Australier hierbei sogar vehement in Führung gerauscht. Aber ein Rob Cross in dieser Form lässt sich nicht so schnell abschütteln, „Voltage“ kam immer wieder heran. Herankommen und überholen sind jedoch zwei paar Schuhe und so war es am Ende Damon Heta, der seinen Vorsprung kampfeswillig ins Ziel rettete.
Können beide Protagonisten ihre starke Form des Vortages wiederholen?
Und dann startete das Viertelfinale auch schon mit Stephen Bunting gegen Peter Wright. Den ersten Anwurf hatte Stephen Bunting und wie man das mittlerweile schon fast gewohnt ist, feuerte „The Bullet“ gleichmal wieder alles furios raus, was er im Kaliber hatte. Dreimal die 140 in Folge, Peter Wright stand noch auf der 276, als bereits das 1:0 hinter Buntings Name aufleuchtete. Den zweiten eher wackeligen Durchgang verbuchte Peter Wright für sich, 1:1. Im dritten Durchgang waren es „nur“ noch 255 Punkte, die der Schotte anstarrte, als der gebürtige Liverpooler schon das 2:1 sein Eigen nennen konnte. Nicht wirklich der Quantensprung nach vorne, den sich „Snakebite“ erwartet hatte. Stephen Bunting scheint sich bei diesem Turnier in eine Art Rausch hineingespielt zu haben, denn auch der 13-Darter zum Break und somit zum 3:1 konnte sich sehen lassen. Und der Engländer machte auch im fünften Durchgang da weiter, wo er im vierten aufgehört hatte: diesmal war es ein beeindruckender 12-Darter und das 4:1. Beim Ausgang dieses Leggewinns stand Peter Wright immerhin schon auf der 242. Wieder ein Schritt nach vorne, (auf den der Schotte sicherlich auch gerne verzichtet hätte). Sechster Durchgang: neuerliches Break für „The Bullet“, 5:1. Stephen Bunting gelang es, sein eigens vorgelegtes Niveau weiterhin stabil zu halten, das Scoring des dreifachen Weltmeisters blieb hingegen weiterhin unter allem Niveau. Und als „Meckern auf allerhöchstem Niveau“ muss man den Kommentar bezeichnen, dass es Stephen Bunting erst im siebten Durchgang gelang, sein erstes High Finish des Tages zu erzielen. Die 104 mit Triple-20, 12, Double-16 ausgemacht, diese vermeintliche Pflichtaufgabe ward damit auch erfüllt. 6:1. Peter Wright wollte heute auf der anderen Seite so gut wie gar nichts gelingen, nicht einmal die obligatorische Pflichtaufgabe, das eigene Leg zu halten. Es war nicht so, dass er gar keine Chance dazu hatte, aber wenn man beim Versuch, 16 Punkte zu löschen, drei Pfeile irgendwo in die Landschaft pfeffert, kann das nichts werden. „The Bullet“ hatte zwischenzeitlich Geschmack am High Finish gefunden und ließ im achten Durchgang gleich sein zweites folgen: 122 Punkte mit zweimal Triple-18 und Double-7 eliminiert, treffsicher demonstrierte Bunting ganz nebenbei, dass er eben auch das ganze Board bespielen kann. 7:1. Und, man mag es kaum glauben, als der BDO-Weltmeister von 2014 im neunten Durchgang endlich auch mal ein paar Doppel ausließ, wusste dies „Snakebite“ zu bestrafen. Zwar erst im sechsten Anlauf, doch nachdem er bereits fünf Breakdarts verschleudert hatte, saß der sechste im Ziel. 2:7. Sinnvoll wäre es dann natürlich auch gewesen, besagtes Break im Anschluss zu bestätigen. Doch auch das wollte Peter Wright heute nicht so ohne Weiteres von der Hand. Stattdessen löschte Stephen Bunting auf der anderen Seite die 121 mit Bullseye, Triple-13, Double-16 und bewies erneut seine vielfältigen Möglichkeiten beim Verlassen des Legs. 8:2. Und auch im elften Durchgang machte der Engländer mit einem neuerlichen 13-Darter einfach kurzen Prozess mit seinem Gegner. 9:2. Durchgang Zwölf bewies nachdrücklich und auch irgendwie repräsentativ, dass Peter Wright dem Spiel seines Kontrahenten heute, simple ausgedrückt, nichts entgegenzusetzen hatte. Der Akteur, der in St. Helens zuhause ist, hatte schier alle Zeit der Welt, das nächste Break zu landen und es sollte dann auch das letzte sein, denn der Halbfinaleinzug für den heute unzweifelhaft überlegenen Spieler stand fest, 10:2.
Der Blick auf die Averages musste Peter Wright regelrecht die Haare zu Berge stehen lassen, o.k., vielleicht hat er deswegen immer schon vorsorglich den Irokesenschnitt angelegt. 83,3 stand da für Peter Wright zu Buche, während sein Kontrahent mit 100,92 aufwarten konnte. Betrachtet man Wrights höchstes Checkout von 28 Punkten, erscheint die Quote von 18,18% fast schon schmeichelhaft. Der Engländer zeigte dagegen mit einer Checkout-Quote von 47, 62% zufriedenstellend solides Treffen der Doppelfelder. Stephen Bunting muss sich für das Masters wirklich einiges vorgenommen haben und avanciert mit dieser Performance gar zum ernsthaften Titelanwärter. Aber die Konkurrenz schläft bekanntermaßen auch nicht und die war gleich im Anschluss an der Reihe, ebenfalls ihren Anspruch aufs Halbfinale anzumelden.
„The Asp“ gegen den „Ersatzspieler“
Nathan Aspinall gegen den gestrigen Überraschungsmann, Daryl Gurney, so hieß die nächste Paarung an diesem Viertelfinalnachmittag. Auch „The Asp“ wollte heute unbedingt unter Beweis stellen, dass er nicht zufällig zu seiner Sonntagsteilnahme gelangt war. Das Ausbullen hatte er schon mal für sich entschieden und auch das erste Leg war rasch eingestrichen, 1:0. Auch Daryl Gurney zeigte wenig Probleme, seinen Anwurf in Empfang zu nehmen, 1:1. Im dritten Durchgang dann erste Doppelschwierigkeiten beim Engländer, der vierte Legdart im Ziel genügte dennoch fürs 2:1. Den gleichen Double-Trouble offenbarte auch „Superchin“ im vierten Durchgang, anders als er im Leg zuvor, wusste sein Kontrahent dies jedoch zu bestrafen und ging 3:1 in Führung. Im fünften Leg bewegten sich beide im Gleichschritt gen Legausgang, doch Nathan Aspinall verstand es, den Vorteil der drei zusätzlichen Darts zu nutzen, den er durch den Anwurf ja hatte, 4:1. Daryl Gurney hatte spätestens hier begriffen, dass er sich etwas Neues ausdenken musste, um überhaupt eine Chance zu haben, auch seinem heutigen Gegner irgendwie beikommen. Ein High Finish könnte hierbei nützlich sein. Gedacht, getan! Die 126 checkte „Superchin“ mit 19, Triple-19 und Bullseye aus, 2:4. Doch ähnlich wie zuvor Stephen Bunting hatte sich wohl auch Nathan Aspinall heute einiges vorgenommen, zumindest hielt er seinen Anwurf im siebten Leg wieder mehr als souverän. 5:2. Das tat dann aber auch Daryl Gurney im achten Durchgang, 3:5. In diesem Wechseltakt ging es auch in die nächsten beiden Durchgänge, in denen jeder sein Leg heimbrachte. 6:4 für „The Asp“. Im elften Leg durchbrach der Nordire den Gleichschritt, nachdem Aspinall beim Versuch, seinen Anwurf zu halten, fünf Pfeile im Nirwana verschwinden ließ, schnappte sich Gurney dankbar dessen Leg, 5:6. Und weil es dem Weltranglisten-26. im zwölften Durchgang auch noch gelungen war, das Break zu bestätigen, war auf einmal auch der Ausgleich wieder hergestellt. 6:6. Einmal so richtig in Fahrt gekommen, hatte „Superchin“ nun endgültig die Siegesphalanx des Kontrahenten durchbrochen, griff sich auch noch das nächste Break und ging nun erstmals in diesem Match in Führung, 7:6. Das war auch exakt das Break, das er aus vielerlei Hinsicht benötigte, vor allem aber, weil der Gegner ja das Ausbullen gewonnen hatte, was, wie wir wissen, bei der Konstellation des Best-of-x-Legs-Modus` eine entscheidende Rolle spielen kann. In einem möglichen Decider hat der Gewinner des Ausbullens schließlich ebenfalls den ersten Anwurf. Mit diesem Break hatte Gurney besagten Vorteil auf seine Seite gebracht. Nun musste er seinerseits nurmehr die eigenen Legs nach Hause bringen und alles wäre für ihn in Ordnung gewesen. Der Plan ging im 14. Durchgang auch perfekt auf, der Nordire löschte mit Triple-20 und Double-20 glatte 100 Punkte und ging somit gar 8:6 in Führung. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen Gegner gemacht. Dass dieser im 15. Durchgang erstmal sein eigenes Leg sicherte, (7:8), damit konnte Gurney noch ganz gut leben, aber als Nathan Aspinall im 16. Durchgang seinerseits die Triple-20 traf, um anschließend den Pfeil in der Double-19 zu versenken, da war alles irgendwie wieder auf Anfang gestellt. Denn mit dem Auschecken der 98 Punkte hatte „The Asp“ erfolgreich zurückgeschlagen, das Re-Break erzielt und somit war er jetzt derjenige, der nunmehr ausschließlich seine angeworfenen Legs einfahren musste. 8:8. Daryl Gurney benötigte also nicht mehr nur sein nächstes eigenes Leg, sondern erneut das Break. Schritt für Schritt – das musste jetzt sein Motto sein. Die erste Möglichkeit für das Break verpasste „Superchin“ schon im darauffolgenden Durchgang, kam nicht einmal in die Nähe des Checkouts, als Nathan Aspinall völlig ungefährdet bereits das 9:8 einstrich. Schritt zwei gestaltete der Spieler aus dem nordirischen Derry dann schon etwas erfolgreicher, das war aber nur die absolute Mindestanforderung, nämlich das angeworfene Leg zu halten, 9:9. Es ging also ins Entscheidungsleg, welches, wie vorher ausgiebig thematisiert, Nathan Aspinall beginnen durfte. Er startete mit der 100, während Gurney im Anschluss gar das Maximum ans Board bretterte. Letztendlich half aber alles nichts, denn Nathan Aspinall wusste exakt jenen Vorteil der zusätzlichen drei Darts zu nutzen und räumte den Decider ab. 10:9. Daryl Gurney hat sich als „Reservespieler“ bei diesem Masters in jedem Fall bewähren können, hat stark gekämpft, doch schlussendlich hat er das heutige Match eventuell schon beim Ausbullen verloren. Nathan Aspinall auf jeden Fall ein verdienter Halbfinalteilnehmer.
Immer in Grün versus immer in Gelb
Als nächstes durfte man gespannt sein, wie sich der extrem formstarke Dave Chisnall gegen den Masters-Rekordsieger, Michael van Gerwen schlagen würde. Dass Michael van Gerwen die Enttäuschung über sein WM-Viertelfinal-Aus längst hinter sich gelassen hatte, hat er dieses Jahr schon eindrucksvoll demonstriert. Im Gegenteil, er scheint derzeit motivierter denn je, auch die „kleineren“ Titel vehement abräumen zu wollen. Doch auch Dave Chisnall zeigte an den vergangenen beiden Spieltagen, dass er mehr als bereit ist, endlich seinen ersten Major Pokal nach St. Helens heimzutragen. Dazu galt es aber heute Nachmittag erst mal den niederländischen Dartsgiganten aus dem Weg zu schieben. Doch ein „Mighty Mike lässt sich halt nicht so einfach beiseiteschieben und so holte er sich bereits im ersten Durchgang das Break zum 1:0. Bestätigt hat er das Break mit High Finish, 101 (19, T14, D20), 2:0. Auch das 3:0 und das 4:0 für Michael van Gerwen ließ nicht lange auf sich warten. Im fünften Durchgang meldete sich dann endlich auch mal Dave Chisnall zu Wort. Mit 100 – 180 – 140 – 81 nagelte er einen effektiven 12-Darter ans Board, 1:4. Mit dem Bullseye Finish, 82 (15, 17, 50) gelangte „Chizzy“ gar noch zum Break, 2:4. Zwei aufeinanderfolgende Leggewinne für den Gegner erschienen „MvG“ offenbar zu aufmüpfig, so dass er das Re-Break auf dem Fuße folgen ließ. 5:2. Dem schob er noch das 6:2 hinterher, bei dem er den Engländer auf der 209 zurückgelassen hatte. „Das muss ich auch mal ausprobieren“, mutmaßte wohl Dave Chisnall, denn als er selbst mit einem fantastischen 11-Darter das 3:6 ausmachte, war van Gerwen in der Tat seinerseits auf der 204 hängengeblieben. Viel mehr Glanzstücke konnte „Chizzy“ dann aber nicht mehr präsentieren, schon im nächsten Durchgang löschte „Mighty Mike“ 82 Punkte mit Bullseye und Double-16 und zog auf 7:3 davon. Man hatte schon auch irgendwie das Gefühl, dass die Aura eines Michael van Gerwen den Gegner zeitweise in eine Art Schockstarre versetzen konnte. Wir erinnern uns an die WM, als Stephen Bunting sich bis zum Achtelfinale derart überragend präsentiert hatte, dass er schon als möglicher Geheimfavorit für den Titel galt und dann im Spiel gegen „MvG“ gar nichts mehr auf die Reihe brachte und von diesem gnadenlos überrollt wurde. Das war ein ähnlich trauriges Phänomen, wie wir es heute beobachten konnten. Im elften Durchgang hatte „Chizzy“ zwei Chancen, sein Leg einzuholen, obendrein auf seinem Paradefeld, der Double-20, doch beide ließ er liegen. Im Umkehrschluss holte Michael van Gerwen fast schon selbstverständlich das Break zum 8:3. Beim 9:3 war der Engländer einmal mehr auf der 213 verblieben und damit noch jenseits von Gut und Böse respektive von einem Checkout-Versuch. Ein allerletztes Aufbäumen von Dave Chisnall im 13. Durchgang, wobei auch da der Verlauf eher haarsträubend für ihn verlief. Dank zweimal der 180 und weiteren 93 Punkten, war der Engländer nach neun Darts bei der Restforderung von 48 Punkten angekommen. Und das muss man sich nochmal vor Augen führen: er hatte also mit neun Würfen insgesamt 453 Punkte problemlos gelöscht, benötigte dann aber weitere neun Versuche, um der verbliebenen 48 Punkte Herr zu werden. Drei Aufnahmen später war dies endlich geschafft und das 4:9 in trockenen Tüchern. Erstaunlich genug, dass van Gerwen ihm diese Zeit überhaupt gelassen hatte, aber der brauchte vermutlich auch mal eine kurzzeitige Verschnaufpause. Die war im 13. Durchgang aber schon wieder beendet, mit einem 13-Darter, inklusive seinem 4. Maximum, setzte der Niederländer den Schlusspunkt unter dieses Match, 10:4. „Chizzy“ konnte seinerseits mit achtmal der 180 aufwarten, was ihm letztendlich auch den Average von 96,65 bescherte, dem standen aber 102,38 Punkte im Schnitt gegenüber, und auch Chisnalls miserable Checkout-Quote (28,57%) prallte deutlich an der unbarmherzigen Quote seines Gegners, 62,50% ab.
Wer soll Michael van Gerwen in dieser Spiellaune stoppen? Einer der beiden nächsten Duellanten würde es heute Abend auf jeden Fall versuchen.
Australien – Belgien, klingt nach weiter Entfernung, doch die Qualität war heute Nachmittag extrem nah beieinander
Dimitri Van den Bergh gegen Damon Heta stand als nächstes auf dem Programm. Beide hatten gestern eindrücklich bewiesen, dass mit ihnen auf jeden Fall zu rechnen ist, aber nur einer von beiden würde heute Abend gegen „MvG“ um den Einzug ins Finale fighten können. Den besseren Start erwischte auf jeden Fall der „Dreammaker“, der hatte nicht nur das Ausbullen und den ersten Durchgang für sich entschieden, sondern griff sich auch gleich das erste Break, 2:0. Doch nach kurzzeitigen Anlaufschwierigkeiten war auch Damon Heta zügig im Spiel angekommen, offerierte Aufnahmen von 137 – 121 – 100 Punkten und nachdem er auch das High Finish, 143 (T19, T18, D16) bravourös gemeistert hatte, war das Re-Break, Dank dieses 12-Darters, auch schon wieder eingetütet. 1:2. Auch im vierten Durchgang war „The Heat“ einigermaßen flott auf dem Restbetrag von 32 Punkten angelangt. Als der Australier wieder an der Reihe war, versenkte er den Pfeil in der Double-16, konnte darüber aber wenig Freude zeigen, denn es war der dritte Dart in dieser Aufnahme und den zuvor hatte er bereits im einfachen 16er Segment untergebracht. „No Score!“ Der Gegner konnte kein Kapital aus diesem Missgeschick schlagen, so dass Damon Heta sein Leg doch noch heimbrachte, 2:2. In den nächsten zwei Durchgängen war ausschließlich der Belgier am Zuge, wobei er im sechsten Leg das Break zum 4:2 gar mit High Finish, 114 (20, T18, D20) erzielte. Des Exits via High Finish, 106 (20, T18, D16) bediente sich auch Damon Heta im siebten Durchgang und errang mit diesem Break den Anschluss zum 3:4. Beim Ausgleich zum 4:4 gelang „The Heat“ ein ausgezeichneter 13-Darter, der den Gegner auf über 200 Punkten zurückließ, somit war alles gewissermaßen wieder auf Anfang gestellt. Da Dimitri Van den Bergh jedoch das Match begonnen hatte, benötigte der Australier noch dringend ein Break, um sich die Siegeschancen zu wahren. Der Aufgabe wollte er sich umgehend entledigen. In Durchgang Neun vollführte Damon Heta ein ähnlich bizarres Kunststück, wie es Dave Chisnall im Match zuvor praktiziert hatte. Auch Heta schaffte es, sich mit neun Darts auf die 60 runterzuspielen, um dann weitere acht Darts zum letztendlichen Break aufzubrauchen. Gut für ihn, dass auch Van den Bergh hier mit erheblichem Double-Trouble zu kämpfen hatte und so schaffte es Damon Heta hier zum ersten Mal in diesem Match, die Führung zu übernehmen, 5:4. Fortan war der „Dreammaker“ jedoch wieder zur Stelle, sowohl Scoring-technisch wie auch beim Checkout. Daraus resultierte ein 13-Darter und das Re-Break zum 5:5. Den elften Durchgang startete Van den Bergh wieder mal mit einer 180, was ihm zum Ende hinaus, mehr Zeit gab, das Leg auszumachen und die brauchte er auch. Sechs Legdarts, um 8 Punkte zu löschen, aber dann war die Führung erneut fix. 6:5. Damon Heta schien sich wieder seines persönlichen Mantras, „Do the job!“, zu erinnern und erkämpfte sich neuerlich den Ausgleich, 6:6. Aber auch Dimitri Van den Bergh wollte seinen Job erledigen und er erledigte ihn bravourös. Drei Leggewinne in Folge und plötzlich stand es 9:6 für den Antwerpener. Wobei Damon Heta gerade im 15. Durchgang selbst alle Chancen gehabt hatte, sich das Leg zu greifen, doch er gab seinem Kontrahenten neun Legdarts Zeit, seinen Anwurf zu halten, nachdem dieser schlussendlich dem „Madhouse“ entkommen war. Im 16. Durchgang grätschte der Australier nochmal dazwischen, aber es war gerade mal sein eigener Anwurf, den er heimrettete. 7:9. Im 17. Durchgang eine allerletzte Chance für Damon Heta, das Match noch zu verlängern: die 156 vor Augen traf er zweimal die Triple-20, doch beim Versuch, auch noch die Double-18 abzuschießen, verirrte sich der Pfeil ins Aus. Auf der anderen Seite hatte der „Dreammaker“ nurmehr die dankbare Aufgabe, sein Leg zu halten, das tat er und somit hieß der letzte Teilnehmer fürs Halbfinalquartett: Dimitri Van den Bergh.
Kurze Pause, bevor es Schlag auf Schlag weitergeht und nicht nur die Halbfinals ausgespielt werden, sondern auch noch der Masters Sieger 2024 ermittelt wird. Bis später!