Rob Cross weiterhin weltmeisterlich
Knapp drei Wochen nach Abschluss der Weltmeisterschaft startete die PDC endgültig in die neue Saison. Mit dem Masters in Milton Keynes stand nämlich das erste TV-Turnier des Jahres an, die besten 16 Akteure der Weltrangliste spielen an drei Turniertagen um den Titel. Michael van Gerwen konnte die letzten drei Ausgaben dieses Turniers allesamt für sich entscheiden. Er gilt auch für dieses Jahr als der große Favorit, hat aber unter anderem mit dem neuen Weltmeister Rob Cross starke Konkurrenz. Während van Gerwen allerdings erst morgen ins Turnier startet, durfte Cross bereits heute in der dritten Partie des Abends gegen Ian White ran. Dave Chisnall und Raymond van Barneveld eröffneten das Turnier, im Anschluss traf Mensur Suljovic auf Michael Smith. Für den Tagesausklang sorgte dann noch das Match zwischen Peter Wright und Alan Norris.
Zwei starke Comebacks werden nicht belohnt
Dave Chisnall und Raymond van Barneveld reisten mit stark unterschiedlichen Vorzeichen nach Milton Keynes. Während „Barney“ eine starke Weltmeisterschaft spielte, dabei nur knapp an van Gerwen scheiterte und wiederholt für die Premier League nominiert wurde, scheiterte „Chizzy“ in Runde eins der WM chancenlos an Vincent van der Voort und wurde dementsprechend auch nicht für die Premier League berücksichtigt. Der Niederländer startete ganz souverän in die Partie, als ihm gleich ein 12-Darter gelang. Weil er im zweiten Leg allerdings drei Breakchancen vergab, gelang es auch Chisnall, das eigene Leg nach Hause zu bringen. Dank eines 15-Darters, abgeschlossen per 66er-Finish, ging van Barneveld wieder in Front, doch mit einem ebenfalls starken 13-Darter gelang Chisnall der Konter. Weil „Chizzy“ im fünften Leg 122 nicht auf Null bringen konnte, war van Barneveld zur Stelle, nahm die Doppel-18 mit und ging mit einer 3:2-Führung in die Pause. Nach dieser Unterbrechung kosteten Chisnall zwei Fehler auf Doppel den Ausgleich, ganz sicher checkte stattdessen sein Gegner 76 Restpunkte und ging erstmals mit zwei Legs Vorsprung in Front. Dieser Rückstand vergrößerte sich im Anschluss aus Sicht des Engländers, auch weil er das Bullseye für ein Break verpasste. Ein 60er-Checkout brachte Chisnall dann auf 3:5 ran, dies war aus „Barneys“ Perspektive allerdings schnell vergessen: Mit einem 130er-Checkout via Triple-20, Triple-18 und Doppel-8 stellte er den alten Vorsprung wieder her. Und das war ihm noch nicht genug, denn er löschte nur wenige Minuten später 96 Punkte zum 7:3-Pausenstand.
Beide Spieler warfen zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich rund 101 Punkte pro Aufnahme. Ganz schwach startete „Barney“ dann aber nach der zweiten Unterbrechung, bei 15 geworfenen Pfeilen gelang ihm kein einziges Triple. So war das Break für Chisnall nur noch Formsache, und er brachte 86 Punkte zum 14-Darter auf null. Im nächsten Leg traf van Barneveld dann wieder Triplefelder, dies half ihm in dem Moment aber nur wenig, weil Chisnall einen 12-Darter zum 5:7 spielte. Chisnall steckte jetzt in einer wirklich starken Phase, denn im Anschluss daran gelang ihm per 14-Darter der dritte Leggewinn nacheinander, sodass er nur noch mit einem Leg zurücklag. Und der Ausgleich gelang „Chizzy“ dann bei eigenem Anwurf. Er spielte einen weiteren 14-Darter und hatte somit von 3:7 auf 7:7 ausgeglichen. Van Barneveld wollte den Lauf seines Kontrahenten natürlich stoppen, und per 64er-Finish konnte er nach längerer Wartezeit wieder mal ein Leg für sich verbuchen. Schon kurz danach legte Chisnall den nächsten 14-Darter nach und stellte den Spielstand damit auf 8:8. Im Leg danach erhielt Chisnall eine Breakmöglichkeit, um diese zu nutzen, musste er aber 140 Punkte mitnehmen. Nachdem der erste Dart im Triple saß, verfehlte er mit dem zweiten allerdings das gewünschte Feld. „Barney“ traf die doppelte 8, ein Leg trennte ihn noch vom Weiterkommen. Chisnall stand jetzt also unter maximalem Druck, und gerade jetzt spielte er das beste Leg der Partie. Ein 11-Darter ließ seinem Gegner nicht den Hauch einer Breakchance. Folglich stand es jetzt 9:9, die Partie musste ins Entscheidungsleg, welches der Niederländer beginnen durfte. Van Barneveld war auch zuerst im Finishbereich, stand bei 164 Restpunkten. Er traf tatsächlich auch zwei Triplefelder, verpasste das Bullseye aber sehr knapp. Chisnall hatte sich bei 88 Zählern positioniert, traf mit dem ersten Dart aber die große 1 und konnte sich davon nicht mehr erholen. Van Barneveld nutzte dann eine Aufnahme später seinen zweiten Matchdart und zieht dank des 10:9-Erfolges ins Viertelfinale ein. Dies geschah, obwohl Chisnall eigentlich die klar besseren Statistiken hatte. Dem Engländer gelang ein starker Average von 106,5 Punkten, hinzu kam eine Checkout-Quote von 60 Prozent und neun 180er. Van Barneveld warf im Schnitt fast 102 Punkte, kam auf eine Doppelquote von 45 Prozent und warf vier 180er.
Als nächstes folgte dann der Auftritt von Mensur Suljovic, der sich mit Michael Smith messen durfte. Und der Österreicher erwischte hierbei einen Start nach Maß. Drei routinierte Finishes von 61, 70 und 77 mit jeweils drei Darts bescherten Mensur einen 3:0-Vorsprung. Weil Smith im vierten Leg ein 81er-Checkout verpasste, war Mensur erneut zur Stelle und gewann per 86er-Finish auf der Doppel-7 auch dieses Leg. Ein 60er-Checkout machte dann die erste Session zum kompletten Fehlstart für den „Bully Boy“, mit einem 0:5-Rückstand ging er in die erste Pause. Mensur hatte bis hierhin eine sensationelle Doppelquote von 83 Prozent. Etwas verbessert kam Smith dann tatsächlich aus der Unterbrechung, zumindest konnte er Mensurs Lauf stoppen und den ersten Leggewinn für sich verbuchen. Mit einem 116er-Highfinish stellte „The Gentle“ schon wenige Minuten später den alten Vorsprung wieder her, welchen Smith seinerseits per 12-Darter inklusive 130er-Checkout auf dem Bullseye wieder verringerte. Auf der doppelten 10 stellte Suljovic auf 7:2, auch dieses Mal konnte Smith wieder verkürzen. Dies gelang ihm aber nur deshalb, weil Mensur eine Chance auf Tops zum 8:2 verpasst hatte. Mit dem 3:7 aus Sicht des Engländers ging es dann auch in die zweite Unterbrechung.
Das erste Leg nach dieser Pause holte sich Mensur auf der Doppel-7, Smith gelang allerdings erneut der Konter, als er 44 Punkte zum Abschluss eines 14-Darters löschte. Und dieses Mal konnte der „Bully Boy“ zusätzlich dazu auch noch ein Break nachlegen, sodass sich sein Rückstand auf drei Legs verringerte. Weil Mensur im Leg danach 81 Punkte nicht auf null bringen konnte, brachte Smith dieses Leg nach Hause und lag nur noch mit 6:8 hinten. Mensur wollte diese Serie jetzt natürlich schleunigst unterbrechen und bekam im fünfzehnten Leg der Partie ganze fünf Möglichkeiten auf Doppel, doch er vergab alle davon. Smith bestrafte ihn dafür eiskalt, indem er 110 Punkte für ein Highfinish ausmachte. Als der Engländer diesem auch noch ein 80er-Finish nachlegte, war der 8:8-Ausgleich perfekt, und das Spiel war offen. Nach langer Zeit schaffte Mensur im Leg danach wieder ein Erfolgserlebnis, indem er zum zweiten Mal 116 Punkte mitnehmen konnte, ein Leg trennte ihn noch vom Viertelfinaleinzug. Und dieses Vorhaben konnte Mensur kurze Zeit später auch verwirklichen, denn er traf Tops zum 14-Darter und machte so den 10:8-Sieg amtlich. Mensur spielte einen Average von gut 100 Punkten, seine Doppelquote sank von zwischenzeitlichen 80 Prozent auf am Ende immer noch gute 43 Prozent ab. Smith spielte dagegen einen Durchschnitt von knapp 97 Punkten, hatte mit 47 Prozent aber die bessere Checkout-Quote.
Wright hat wenig Mühe mit Norris
Rob Cross hatte Anschluss daran seinen ersten TV-Auftritt als neuer Weltmeister und war natürlich auch Mitfavorit auf den Masters-Titel. Die erste Hürde für ihn bei diesem Projekt hieß Ian White. Mit einem 68er-Finish kam Cross gut ins Spiel, und auf besondere Weise legte er ein noch besseres Checkout nach. Als White bei 56 Restpunkten auf seine Möglichkeit wartete, trat Cross ans Board und nahm 167 Punkte mit, das erste Break des Spiels war geschafft. Zwei Fehler erlaubte sich der Weltmeister im darauffolgenden Leg, dies blieb aber ohne Folgen, weil White 93 Punkte nicht checken konnte. Letztendlich traf „Voltage“ die doppelte 4 zum 3:0. White wollte die null auf seiner Seite schnell wegbekommen, und dies gelang ihm dank eines 136er-Highfinishes zum 1:3, Cross hatte da schon auf die nächste Breakmöglichkeit gelauert. Ein weiteres Highfinish folgte im fünften Leg, Cross veredelte einen 12-Darter mit einem 105er-Checkout und ging mit einer 4:1-Führung in die erste Unterbrechung. Mit einem 66er-Checkout für ein Break gelang dem Weltmeister auch ein guter Start in die zweite Session, weil White im Leg danach einen 12-Darter produzierte, kassierte er direkt das Rebreak; dennoch führte er immer noch relativ komfortabel mit 5:2. Auf der doppelten 9 gelang dann Cross wiederum ein Break, welches er per 88er-Checkout auf dem Bullseye auch zum 7:2 bestätigen konnte. Dank eines 91er-Finishes verringerte White im letzten Leg vor der zweiten Pause seinen Rückstand auf vier Legs.
Zwei perfekte Aufnahmen gelangen Cross im ersten Leg nach dieser Unterbrechung, sodass er auch mithilfe eines 90er-Checkouts einen weiteren 12-Darter spielte. Nachdem Cross diesem starken Leg ein 57er-Finish nachlegte, trennte den Weltmeister, der übrigens auch beim Masters sein Debüt feierte, nur noch eines dieser Art vom Weiterkommen. Und diese Aufgabe war wenige Minuten später abgeschlossen: zwar vergab der Weltranglistendritte drei Matchdart, weil White dies aber nicht ausnutzen konnte kam Cross zurück und traf die Doppel-8 zum 10:3-Triumph. Cross überzeugt in seinem ersten Spiel als Weltmeister mit einem Average jenseits von 102 Punkten und einer Doppelquote von fast 53 Prozent auf ganzer Linie, während White mit seinem Average von knapp 93 Punkten und der Doppelquote von 43 Prozent einfach nicht mithalten konnte.
Für den Abschluss des ersten Turniertages sorgte das Duell zwischen Peter Wright und Alan Norris. Wright hatte im Vorfeld des Masters hohe Ambitionen formuliert, so setzt er sich 20 Turniersiege in 2018 als Ziel, der Triumph beim Masters wäre mit Sicherheit ein guter Anfang. Zuerst ging es für ihn allerdings darum, Alan „Chuck“ Norris zu bezwingen. Und „Snakebite“ gelang auch ein anständiger Beginn in das Match, auf der doppelten 10 griff er sich das erste, selbst begonnene Leg. Weil er im Leg danach aber gleich drei Pfeile auf Tops zu hoch ansetzte, verhinderte Norris ein Break und glich zum 1:1 aus. Zwei schöne Checkouts von 97 und 80 Punkten, jeweils auf der Doppel-20 abgeschlossen, brachten Wright dann mit 3:1 in Front. Mit einem 104er-Finish hätte Wright die Führung im fünften Leg weiter ausgebaut, nachdem er die dreifache 18 bereits getroffen hatte, verfehlte er aber die große Zahl. Norris war dann zur Stelle, auf der Doppel-10 gelang ihm das Rebreak zum 2:3-Pausenstand. Zwei Fehler auf der doppelten 16 kosteten Norris im Leg danach den Ausgleich. Wright war eiskalt zur Stelle und checkte 96 sicher mit zwei Pfeilen. Es handelte sich dabei um einen 12-Darter, dem Wright einen 11-Darter zum 5:2 folgen ließ. Im achten Leg unterliefen „Chuck“ zwei weitere Patzer auf die Doppelfelder, sodass Wright erneut Nutznießer war und den Vorsprung erweitern konnte. Ohne größere Mühen sicherte sich der Weltranglistendritte auch das darauffolgende Leg. Weil Wright im zehnten Leg des Spiels einen Pfeil auf Tops für eine 8:2-Führung verpasste, konnte Norris einen Fuß in die Tür stellen und dank des Treffers in der doppelten 5 mit einem 3:7-Rückstand in die zweite Pause gehen.
Dank eines 66er-Checkouts gelang Wright ein guter Start in die dritte Session. Das anschließende Leg war dann geprägt von Unsicherheiten auf die Doppelfelder. Wright ließ ganze fünf Möglichkeiten zum Leggewinn liegen, sodass Norris mit zwei eigenen Fehlern davonkam und den Spielstand auf 4:8 aus seiner Sicht stellte. Wenige Minuten später traf Wright dann im ersten Versuch die doppelte 8 und war jetzt nur noch ein Leg vom Sieg entfernt, und im Leg danach sah es fast schon nach dem Ende der Partie aus. Norris vergab drei Würfe auf Doppel und Wright hatte sich bei 116 Restpunkten einen Matchdart auf Doppel-20 erspielen können. Weil er besagtes Doppelfeld aber verfehlte, kam Norris zurück und löschte letztendlich die verbliebenen 15 Punkte zum 5:9. Die größere Chance hatte „Snakebite“ dann allerdings bei eigenem Anwurf, und er nutzte sie auch aus. Ein 14-Darter besiegelt den nie gefährdeten 10:5-Erfolg für Wright, der im Viertelfinale auf van Barneveld treffen wird. Wright spielte im Durchschnitt gut 98 Punkte pro Aufnahme, hinzu kommt eine Doppelquote von beinahe 35 Prozent. Norris dagegen enttäuschte mit schwachen Werten, spielte einen Average unterhalb von 89 Punkten und traf lediglich 26 Prozent seiner Versuche auf Doppelfelder.
Alexander Kuck