Aspinall bezwingt Titelverteidiger Price
Am Samstagabend ging der Grand Slam of Darts 2020 in den zweiten Teil der Achtelfinals. Besonders im Blickpunkt standen dabei die beiden Titelfavoriten Michael van Gerwen und Gerwyn Price, die mit Gary Anderson beziehungsweise Nathan Aspinall namhafte Gegner vor der Brust hatten. Bevor es aber soweit war, spielten Michael Smith und Rob Cross sowie Devon Petersen und Damon Heta gegeneinander.
Ganz knappe Kiste zwischen Smith und Cross
Erst vor 14 Tagen erreichten Michael Smith und Rob Cross für England gemeinsam das Endspiel des World Cups, heute waren die beiden Top-5-Profis Gegner im Achtelfinale des Grand Slam. Der „Bully Boy“ profitierte im ersten Leg des Tages von drei gegnerischen Fehlern und holte sich mit einem eigenen 96er-Checkout gleich das Break, leistete sich im dritten Durchgang jedoch selbst zwei Fehlwürfe. Cross verbuchte dementsprechend seinen ersten Leggewinn und bestrafte drei weitere Patzer von Smith anschließend mit dem Break zum 2:2-Ausgleich. Nachdem die nächsten beiden Legs fair aufgeteilt worden waren, zeigte „Voltage“ einen starken 12-Darter. Schon wenige Aufnahmen später streute er wiederum zwei misslungene Darts auf Doppel ein und kassierte den umgehenden Ausgleich. Dieser hatte auch kurze Zeit später noch Bestand, mit einem 5:5 gingen beide Spieler in die Kabinen. Im Anschluss daran zeigte der Ex-Weltmeister mit einem 119er-Highfinish sein Können, vergab aber erneut eine Möglichkeit, um sich ein Polster aufzubauen. Nachdem Smith also wieder Parität hergestellt hatte, war er gegen den 13-Darter seines Konkurrenten machtlos, benötigte aber seinerseits nur 14 Würfe für das 7:7. Danach gelang Smith das lang ersehnte Break: er nutzte einen Fehler von Cross mit einem 66er-Finish aus, bestätigte dieses kurz darauf mit einem 86er-Checkout und stand kurz vor dem Sieg. Smith spielte in dieser Phase richtig gut und warf im 17. Leg zwei 180er nacheinander, konnte die ersten drei Matchdarts allerdings nicht verwerten. Cross rettete sich auf der doppelten 20, ließ mithilfe eines 13-Darters ein Break folgen und führte auf diese Weise das Entscheidungsleg herbei. Dort erwischte Cross erst mit dem neunten Wurf ein Triplefeld, während Smith mit Scores von 177 und 140 Punkten vorpreschte. Dieser Vorsprung war letztlich ausschlaggebend, Smith blieb auf der Doppel-12 fehlerfrei und jubelte über den Einzug ins Viertelfinale.
Petersen wacht zu spät auf
Seine hervorragende Form konnte Devon Petersen auch in Coventry unter Beweis stellen – in einer komplizierten Gruppe gewann er alle drei Partien souverän. Nicht nur deswegen musste er im heutigen Duell mit Damon Heta die Favoritenrolle annehmen. Der Australier hatte das Auftaktleg bereits für sich entschieden, als er beobachtete, wie Petersen zweimal an der Doppel-4 vorbeiwarf. Heta bedankte sich folglich mit dem ersten Break der Partie, ließ anschließend jedoch eine Chance zum 3:0 aus. Doch dies brachte Heta in keinster Weise aus der Ruhe, er zeigte in den nächsten Minuten Checkouts von 94 sowie 80 Punkten und ging daher mit einem 4:1 im Rücken in die erste Unterbrechung. Per 13-Darter meldete sich Petersen im Anschluss daran zu Wort, doch Heta stellte seinen Abstand zunächst umgehend wieder her und baute diesen mit einem 82er-Finish sogar noch aus. Petersen blieb nach einem eigenen Fehler nur noch den Kopf schütteln, er sicherte sich mit einem 96er-Finish aber immerhin das Rebreak. Doch das ließ sich „The Heat“ nicht lange gefallen, er konterte mit einem ordentlichen 13-Darter und lag zu diesem Zeitpunkt klar mit 7:3 vorne. Nach der Pause vergrößerte Heta diesen Vorsprung auf der Doppel-16 und benötigte mittlerweile nur noch zwei eigene Legs. Zu früh gab sich Petersen aber nicht geschlagen, er produzierte zwei 15-Darter nacheinander und beendete einen davon mit einem 110er-Highfinish. Petersen versuchte nochmal alles und wartete im darauffolgenden Leg bei 40 Rest auf seine Breakchance, doch Heta hielt dem Druck stand und machte 144 Punkte via Triple-18, Triple-18 und Doppel-18 aus. Dieses brillante Checkout war gleichbedeutend mit der Vorentscheidung. Der „African Warrior“ brachte zwar noch einmal sein Anwurfleg nach Hause, doch Heta ließ sich den Einzug in sein erstes Major-Viertelfinale nicht mehr nehmen und gewann am Ende mit 10:7.
Van Gerwen nimmt Anderson auseinander
Das Duell zwischen Michael van Gerwen und Gary Anderson ist ein echter Klassiker im Dartsport. Doch heute stand es unter besonderen Vorzeichen: während der Niederländer in der Gruppenphase mit drei Siegen uneingeschränkt überzeugte, tat sich Anderson schwer und hatte vor allem mit seiner Knieverletzung zu kämpfen. Der Weltranglistenerste legte mit einem 14-Darter vor, doch Anderson sorgte gleich im zweiten Leg für das erste Highlight, als er 132 Punkte auf dem Bullseye löschte. Van Gerwen reagierte mit ebenfalls starken Checkouts von 87 und 94 Punkten, ehe er zwei Darts am äußeren Ring vorbeiwarf. Doch Anderson tat Sekunden später genau dasselbe, sodass „Mighty Mike“ doch noch auf 4:1 erhöhen konnte. Richtig spektakulär wurde es dann im ersten Leg nach der Pause: beide Profis warfen je zwei 180er, doch der anwerfende Anderson konnte die anvisierten Doppel erneut nicht treffen. Van Gerwen machte auf der Doppel-8 keinen Fehler und sicherte sich per 11-Darter das nächste Break. Der Niederländer bestätigte es problemlos und setzte die Machtdemonstration anschließend mit einem perfekt ausgeführten 92er-Finish fort. Nachdem Anderson in der Anfangsphase immerhin einige Chancen hatte, kam er mittlerweile überhaupt nicht hinterher und musste Prügel einstecken. Van Gerwen machte mit einem 14-Darter weiter, beendete kurz darauf einen 12-Darter mit einem 88er-Bullfinish und musste beim Spielstand von 9:1 nochmal von der Bühne herunter. Im Anschluss daran holte sich Anderson mit einem 81er-Finish zumindest noch ein zweites Leg, doch dann brachte van Gerwen auch 76 Punkte auf Null und machte den Deckel drauf. Unterm Strich gewann der dreifache Grand Slam-Sieger mit 10:2, dabei kam er auf einen Average von knapp 102 Punkten.
Mit der Begegnung von Gerwyn Price und Nathan Aspinall folgte zum Abschluss der Runde der Letzten 16 noch ein echter Kracher. Für den „Iceman“ wurde die Gruppenphase unerwartet zu einer richtigen Zitterpartie. Erst überlebte er im Auftaktmatch vier Matchdarts, dann hätte Ryan Joyce im letzten Spiel die Mission Titelverteidigung früh beenden können, wenn er das Bullseye getroffen hätte. Doch Price überstand diese brenzlige Situation und qualifizierte sich letztlich als Gruppenerster für die K.O.-Phase.
Nach einem ausgeglichen Beginn zeichnete sich „The Asp“ für das erste Break verantwortlich, doch Price hatte mit einem 110er-Highfinish die passende Antwort parat. Davon blieb Aspinall allerdings unbeeindruckt, er sorgte mit einem 80er-Checkout gleich für das nächste Break und konnte dieses nach der Pause bestätigen. Aspinall war in dieser Phase klar überlegen und baute seine Führung mit einem 13- sowie einem 14-Darter weiter aus. Nach vier verlorenen Legs nacheinander konnte Price wenig später endlich wieder einen Fuß in die Tür stellen, doch Aspinall spielte weiter konsequent seinen Stiefel herunter – ein 94er-Finish brachte ihm die komfortable 7:3-Pausenführung.
Price brauchte nun zwingend eine Leistungssteigerung, damit die Mission Titelverteidigung nicht vorzeitig scheiterte. Im Stile eines Weltranglistendritten tat Price genau das. Nach einem 70er-Finish spielte er ein 87er-Bullfinish zum Break und glänzte wiederum nur wenig später mit einem 105er-Checkout über Single-Bull und zweimal Tops. Aspinall reagierte darauf und setzte im 16. Leg fünf Pfeile an den Doppelfeldern vorbei. In dieser Situation erwischte Price die Doppel-5 mit dem letzten Dart in der Hand und glich zum 7:7 aus. Der Waliser leistete sich in dieser Phase kaum einen Fehler und holte sich mit einem 75er-Checkout sogar noch ein fünftes Leg in Serie. Mit einem 14-Darter konnte Aspinall diesen Lauf stoppen und mit dem 8:8 wiederum für Parität sorgen. Nachdem Aspinall mit einem wichtigen Break vorgelegt hatte, erhielt Price noch eine große Chance, um im Turnier zu verbleiben, setzte jedoch zwei Pfeile außen an der Doppel-4 vorbei. Aspinall traf bei 92 Rest die 25 und die Single-17 und atmete nochmal tief durch. Er versenkte seinen Matchdart tatsächlich im Bullseye und jubelte lautstark über den 10:8-Erfolg. Für Price war der Traum vom Titel-Hattrick dagegen geplatzt.