Michael van Gerwen schnappt sich den Titel
Vor neun Tagen startete der Grand Slam 2015 mit 32 Teilnehmern. Nach vielen hochklassigen und spannenden Matches waren nur noch zwei übrig. Michael van Gerwen, der in seiner Karriere bisher alle Major Titel außer den Grand Slam gewinnen konnte, traf auf den Titelverteidiger, Phil Taylor. Nach den bisherigen Leistungen im Turnierverlauf wirkte Michael wie der haushohe Favorit, doch konnte er dem Druck standhalten?
Die Wege ins Finale
Michael van Gerwen spielte bisher ein fantastisches Turnier. In der Gruppenphase bezwang er zunächst Mark Oosterhuis ohne Legverlust und lieferte auch gegen Kim Huybrechts eine blitzsaubere Leistung ab. Er besiegte den Belgier mit 5:1. Das 5:3 gegen Steve West war reine Formsache und sicherte dem Niederländer den verdienten Gruppensieg. Im Achtelfinale traf er auf Steve Beaton und zerstörte ihn komplett. Steve spielte mit Sicherheit kein schwaches Match, aber MVG war einfach so unfassbar stark, dass „The Bronzed Adonis“ einfach nichts entgegensetzen konnte. Mit 10:2 gewann Michael. In der Runde der letzten Acht gab es erneut das Aufeinandertreffen mit Kim Huybrechts und wieder war es „Mighty Mike“, der eine überragende Leistung ablieferte. Er spielte einen Average von 111 Punkten und zerlegte den Belgier nach Strich und Faden. Am Ende gewann er klar mit 16:4. Nicht ganz so deutlich, aber nicht weniger beeindruckend folgte im Halbfinale der 16:6-Erfolg gegen Michael Smith, womit der Finaleinzug gesichert war.
Phil Taylor spielte eine starke Gruppenphase. Er startete mit einem klaren 5:0 über Martin Phillips ins Turnier und war nach dem 5:2 gegen Robbie Green bereits nach zwei Matches mit einem Bein im Achtelfinale. Der 5:2-Erfolg über den Österreicher Rowby-John Rodriguez besiegelte dies, womit der Titelverteidiger sich weiterhin die Chance auf den Turniersieg bewahrte. Am Ende der Gruppenphase hatte er genau wie Michael van Gerwen sechs Punkte und ein Legverhältnis von 15:4. Im Achtelfinale bekam es „The Power“ mit Terry Jenkins zu tun und musste ziemlich kämpfen. Er lag schon 0:4 zurück, fand aber doch noch ins Match und siegte am Ende verdient mit 10:6. Auch im Viertelfinale dauerte es etwas, bis Phil sich so richtig absetzen konnte. Am Ende schlug er Robert Thornton aber klar mit 16:7. Ein äußerst spannendes, wenn auch nicht über die komplette Dauer hochklassiges Match bestritt er im Halbfinale gegen Raymond van Barneveld, welchen er mit 16:12 bezwingen konnte.
„Mighty Mike“ behält die Nerven
Das Endspiel war das fünfte Major Finalduell der beiden, jeder gewann bisher zwei. Zudem lag der letzte Major Titel von Phil Taylor genau ein Jahr zurück, als er den Grand Slam gewann. Nach den bisherigen Leistungen fiel es schwer zu glauben, dass Phil gegen die Scoringmaschine MVG was ausrichten konnte. Doch „The Power“ wäre nicht der beste Spieler aller Zeiten, wenn er nicht noch mithalten könnte. Er startete direkt mit sechs perfekten Darts und dominierte die Anfangsphase. Michael van Gerwen war noch überhaupt nicht im Spiel, was Phil zu nutzen wusste. Auch wenn nicht jeder Dart in der Doppel-16 saß, hatte er meist genug Zeit um sie zu treffen. Ein 131’er Finish beendete die erste Session, die Phil mit nur einem Legverlust gewann. Auch danach blieb er der klar bessere Spieler. Beim Stand von 5:2 für Phil starteten beide mit vier perfekten Darts, Phil stellte sich nach 9 Darts 16 Punkte Rest. „Mighty Mike“ aber war zur Stelle und verkürzte. Weil er in der Folge aber auf die Doppel immense Probleme hatte, konnte Phil sich sein eigenes und auch das von Michael per 106’er Finish sichern und mit 7:3 in die zweite Pause gehen.
Was danach folgte war so nicht zu erwarten. Michael van Gerwen kam aus der Pause und checkte direkt mal 105 Punkte, nachdem Phil zwei Chancen liegen ließ. Dies schien Taylor zu verunsichern, während Michael stärker und stärker wurde. Immer wieder vergab Taylor Möglichkeiten auf die Doppel, bestrafte MVG nicht für Fehler. So machte Michael immer weiter und kam tatsächlich zum 7:7-Ausgleich. Weil Phil dann sogar zwei Darts auf Tops liegen ließ, checkte Michael 78 Punkte mit 4, Triple-18, Doppel-10 zum Break und zu seiner ersten Führung. Es stand 8:7, die dritte Session ging komplett an den Niederländer. In der Folge blieb es hoch brisant. Beide Spieler waren auf einem Niveau und das war extrem hoch. Nach 18 Legs stand es so folgerichtig 9:9. Michael antwortete auf den zuvor gefallenen Ausgleich mit fünf perfekten Darts und einem 121’er Break auf die Doppel-14. Weil Phil mal wieder unsicher auf die Doppel-8 war, konnte Michael sich auf 12:9 absetzen. MVG vergab dann seinerseits einige Chancen, sodass sich Taylor wieder auf 12:11 heran kämpfte und die Partie offen hielt. Zur letzten Pause stand es denkbar knapp 13:12 für van Gerwen. Es blieb auch danach weiter sehr eng. Es stellte sich die Frage, wer die besseren Nerven hatte. Einen sehr wichtigen Dart versenkte Michael auf die Doppel-8 zum 14:12. Danach spielte er wie befreit und startete erneut mit fünf perfekten Darts. „The Power“ hielt jedoch mit und nutzte Doppelprobleme von „Mighty Mike“ und kam wieder heran. Das war MVG aber sowas von egal. Er startete einfach wieder mit vier perfekten Darts und hielt den Druck auf seinen Gegner hoch. So holte er sich am Ende auch das 16:13 und sicherte sich somit erstmals den Titel beim Grand Slam of Darts. Für Phil war es die erste Niederlage bei einem Grand Slam-Finale.
Tobias Gürtler