Flanders Darts Trophy 2024: Die Viertelfinals mit sensationell guten Matches und sensationellen Ergebnissen
Dann ging es weiter mit den Viertelfinals, aus deutscher Sicht besonders erfreulich: Ricardo Pietreczko war auch heute Abend noch mit von der Partie. Zum letzten Mal an diesem Turnierwochenende wurde eine Runde im Best-of-11-Legs Modus entschieden, d.h. der Erste, der sechs Zähler auf seinem Leg-Konto verbuchen konnte, würde ins Halbfinale einziehen.
Und schon war wieder Crunchtime angesagt, denn Chris Dobey und Luke Woodhouse betraten die Bühne in Antwerpen. Chris Dobey zeigte auch heute Abend, in welch formidabler Form er unterwegs ist und tütete schon mal die ersten vier Durchgänge mühelos ein. Im vierten Leg packte er dafür den 11-Darter aus: 180 – 140 – 122 – 59, Chris Dobey machte nicht den Eindruck, als wenn er sich hier lange aufhalten wollte. 4:0. Im fünften Durchgang erinnerte sich Luke Woodhouse seiner ausgezeichneten Comeback-Qualitäten und grätschte vorsorglich schon mal mit dem 1:4 dazwischen. Chris Dobey war jedoch keineswegs gewillt, sich hier noch überrumpeln zu lassen und startete mit sechs perfekten Darts ins sechste Leg. Die dritte Aufnahme war nicht ganz so toll, doch beim vierten Gang ans Oche förderte Chris Dobey dann das High Finish, 100 (20, T20, D10) zutage, 5:1. Luke Woodhouse setzte zum neuerlichen Versuch an, eine Aufholjagd zu starten, das hatte in den vorigen Runden doch auch so gut geklappt. Aber nach zwei Leggewinnen in Folge, 3:5, war diese auch schon wieder beendet, denn Chris Dobey hatte sich im neunten Leg mit praktikabler Vorbereitung (105) die 40 gestellt und bei der darauffolgenden Aufnahme den Deckel aufs Match draufgemacht. 6:3-Sieg für Chris Dobey über Luke Woodhouse, der erste Halbfinalist stand damit fest.
Peter Wright gegen Dave Chisnall – beide meldeten gleichermaßen ihre Ansprüche an
Die zweite Viertelfinalpartie bestritten Peter Wright und Dave Chisnall. Das Ausbullen hatte Dave Chisnall für sich entschieden, doch Peter Wright brauchte im ersten Durchgang lediglich 13 Pfeile, da hatte er dem Gegner den Anwurf abgenommen, 1:0. Mit resolutem 74er-Checkout und insgesamt 14 Würfen bestätigte der Schotte im zweiten Leg das eben erzielte Break und erhöhte seine Führung auf 2:0. Im dritten Durchgang benötigte Dave Chisnall ebenfalls nur 14 Darts, dann war auch er auf der Leg-Anzeigentafel angekommen, 1:2. Der Leggewinn hatte „Chizzy“ offenbar „Lust auf mehr“ gemacht, im vierten Durchgang schnappte er sich seinerseits das Break und glich wieder aus, 2:2. Damit war die Break-Serie aber noch nicht zu Ende. Mit sehenswertem 13-Darter sicherte sich Peter Wright im fünften Durchgang erneut den Anwurf des Gegners und ging abermals in Führung, 3:2. Erheblicher Double-Trouble machte „Snakebite“ im sechsten Leg zu schaffen, da er vorher aber gleich zweimal die 180 in diesem Durchgang abgeliefert hatte, konnte Dave Chisnall aus der vorübergehenden Doppelschwäche seines Gegners kein Kapital schlagen, die Entfernung zum Schotten war einfach zu weit. Peter Wright baute seinen Vorsprung auf 4:2 aus und rückte dem möglichen Halbfinale immer näher. In den siebten Durchgang startete Peter Wright mit sechs perfekten Darts, ließ dem mit 20, Triple-20 und Bullseye, die 130 folgen, schaffte es dann allerdings tatsächlich nicht, mithilfe von zwei vollständigen Aufnahmen, sprich sechs Versuchen, dem verbliebenen Restbetrag von mageren 11 Punkten, Herr zu werden. Dave Chisnall bestrafte die Nachlässigkeit des Gegners, der mittlerweile im „Madhouse“ gefangen saß, indem er seinen Anwurf, mit der Double-18 doch noch über die Ziellinie rettete. So hatte der 43-Jährige aus St. Helens den Anschluss unversehens wieder hergestellt, 3:4. Der unverhoffte Leggewinn hatte Dave Chisnall offenbar massiveren Antrieb verliehen, denn der Engländer griff sich im achten Durchgang auch noch das Break zum neuerlichen Ausgleich, 4:4. In Leg Neun brauchte Dave Chisnall 14 Würfe, um jenes Break zu bestätigen und auf einmal ging er, übrigens zum ersten Mal in diesem Match, in Führung, 5:4. Aus dem Nichts hatte „Chizzy“ das Momentum auf seine Seite gezogen, da beförderte Peter Wright ein weiteres Mal seine Magic Cards ans Tageslicht: im zehnten Durchgang löschte er die 141 mit Triple-20, Triple-19 und Double-12, das High Finish verhalf ihm zum erneuten Ausgleich, 5:5. Es ging über die volle Distanz und es war Dave Chisnall, der im Decider den Anwurf hatte. Beim Versuch, das 161er-Finish quitt zu werden, traf Peter Wright mit dem dritten Dart das Bullseye, hatte aber keinen Grund zu jubeln. Denn mit den ersten beiden Pfeilen war er weder in der Triple-20 gelandet, noch in der Triple-17, genauer gesagt: er hatte überhaupt kein Triple-Segment getroffen. Stattdessen versenkte er beide Darts in der einfachen 20, plus der Bullseye-Ausbeute, zusammenaddiert ergab das 90 gelöschte Punkte. 161 hätte er gebraucht, das ließ ihm 71 unwillkommene Punkte Rest. Auf der anderen Seite machte derweil Dave Chisnall die 87 mit 17, 20 und Bullseye aus, der 6:5-Sieg war zementiert. Peter Wright muss sich trotz alledem gefragt haben, wie er diese Partie noch aus der Hand geben konnte. Dave Chisnall also der Gegner von Chris Dobey im Halbfinale.
Ricardo Pietreczko gegen den „Luke-Littler-Bezwinger“, Dirk van Duijvenbode
Darts-Deutschland geriet in Wallung, denn nun stand die Partie: Ricardo Pietreczko gegen Dirk van Duijvenbode, auf dem Programm. Ricardo Pietreczko hatte das Ausbullen gewonnen und holte sich, mit etlichen Schwankungen, allerdings auf beiden Seiten, den ersten Durchgang, 1:0. Im zweiten Leg brauchte Dirk van Duijvenbode seinerseits nur 13 Würfe, dann war auch der Ausgleich hergestellt, 1:1. „Pikachu“ benötigte im dritten Durchgang abermals einige Pfeile mehr, aber dann ging er wieder in Front, 2:1. Im dritten Leg gelang es Ricardo Pietreczko das erste wirkliche Ausrufezeichen zu setzen, die 157 checkte er mit Triple-20, Triple-19 und Double-20 aus, mit dem sehenswerten High Finish nahm er dem Kontrahenten den Anwurf ab und baute seine Führung auf 3:1 aus. Das eben errungene Break bestätigte Ricardo Pietreczko im fünften Durchgang mit dem nächsten High Finish, 108 (19, Triple-19, Double-16) und erhöhte somit auf 4:1. Im sechsten Durchgang zog Dirk van Duijvenbode die Notbremse, warf den 12-Darter dazwischen: 77 – 180 – 96 – 148 (T18, T18, D20) und verkürzte damit auf 2:4. Davon unbeeindruckt griff sich Ricardo Pietreczko Leg Sieben und war nun schon mit 5:2 vorne. Dirk van Duijvenbode warf im achten Durchgang nochmal allen Fokus in die Waagschale, mit dem souveränen 84er-Checkout und insgesamt 14 Würfen sicherte er sich das 3:5. Der Niederländer war noch lange nicht geschlagen, packte im neunten Durchgang noch eine Schippe drauf und servierte den 13-Darter. Damit hatte er neuerlich das Break geschafft und kam schon wieder bedrohlich nah heran, 4:5. Aber dann ein belangloser Unkenlaut aus dem Publikum, es mag ein einzelner Zuschauer gewesen sein, der seinen Unmut über Weiß-Gott-Was kundgetan hatte, schon war Dirk van Duijvenbode wieder von der Rolle. Der aus der Provinz Katwijk aan Zee stammende Niederländer, der schon ewig in ’s-Gravenzande zuhause ist, lässt sich immer noch zu leicht verstimmen. Und mit „verstimmen“ ist gemeint, dass ein einziger Unkenruf genügt und Dirk van Duijvenbode kippt komplett aus der Bahn. Sichtlich angefressen, reagierte van Duijvenbode in alle Richtungen. Ricardo Pietreczko konnte es egal sein, der ließ sich durch nichts irritieren und fokussierte sich weiterhin nur auf sein eigenes Spiel. Im zehnten Durchgang hing der Niederländer noch auf der 192 fest, während er mehr mit der Umgebung haderte, als sich auf das Board zu konzentrieren. „Pikachu“ versenkte derweil seine Darts in der 10, der Triple-8 und der Double-16, damit hatte er 66 Punkte eliminiert und stand als nächster Halbfinalist fest. 6:4-Sieg für Ricardo Pietreczko über Dirk van Duijvenbode.
Ziemlich beste Freunde im Leben, ziemlich beste Feinde am Oche
Im letzten Viertelfinalmatch des Abends standen sich zwei beste Freunde gegenüber: Luke Humphries traf auf Ryan Searle. Ryan Searle hatte sich im Finale bei der PDC-Weltmeisterschaft 2024 in die Family-Box der Humphries gesetzt, „best mate“ Luke konnte sich Ryans voller Unterstützung zu hundert Prozent sicher sein. Freundschaftliche Gefühle würden natürlich nicht aufkommen, wenn heute Abend beide am Oche standen, Luke Humphries griff sich erstmal die ersten zwei Durchgänge, wobei er vor allem im ersten Leg mit dem 13-Darter glänzte, 2:0. Ryan Searle konterte im dritten Leg mit dem 12-Darter: 180 – 81 – 180 – 60, und verkürzte auf 1:2. Das wusste Luke Humphries im vierten Durchgang zu unterbieten: er servierte dreimal die 140 und das 81er-Checkout, der 11-Darter gereichte ihm zum 3:1. 14 Würfe später ging „Cool Hand, Luke“ mit 4:1 in Front, dem ließ er in Durchgang Sechs den 12-Darter folgen: 180 – 140 – 96 – 85, schon stand es 5:1 für den Favoriten. Ryan Searle bäumte sich in Leg Sieben noch mal mit 13 respektabel platzierten Pfeilen auf und sorgte ein wenig für Ergebniskosmetik, 2:5. Im achten Durchgang ließ der Weltranglistenerste dann jedoch nichts mehr anbrennen, der 6:2-Erfolg für Luke Humphries war in trockenen Tüchern.
Das Quartett der Halbfinalisten ward ausgemacht und die Halbfinals sollten im Anschluss auch nahtlos starten.