Flanders Darts Trophy 2024: Die Premiere in Antwerpen hätte nicht hochklassiger ausfallen können – aber wer zieht ins Finale ein?
Nahtlos ging es weiter mit den Halbfinals, und man kann es nicht oft genug betonen: Ricardo Pietreczko war weiterhin im Rennen. Allerdings musste er im nächsten Duell gegen Luke Humphries ran, das stellte naturgemäß die bislang heftigste Herausforderung des Turnierwochenendes dar. Im Halbfinale wurde die Leganzahl nochmal aufgestockt, jetzt galt der Best-of-13-Legs Modus, was bedeutete, für den Einzug ins Finale benötigte man nun sieben Leggewinne.
Den Anfang machten Chris Dobey und Dave Chisnall, das Ausbullen hatte Chris Dobey für sich entschieden. In den ersten zwei Durchgängen hielt jeder seinen Anwurf, wobei vor allem Dave Chisnall mit zweimal der 180 im zweiten Durchgang zu beeindrucken wusste. Mit insgesamt 13 Würfen hatte „Chizzy“ das Leg abgeschlossen und damit zum 1:1 ausgeglichen. Im dritten Leg lieferte er das nächste Maximum und schaffte auch das erste Break in diesem Halbfinale, 2:1. Ein Leg später hatte er besagtes Break bestätigt und ging 3:1 in Front. Aber auch Chris Dobey hatte das Halbfinalticket ja keineswegs geschenkt bekommen, mit konstantem Scoring und zielgerichtetem 82er-Checkout griff er sich das 2:3. Dave Chisnall hielt sein Niveau aufrecht und packte im sechsten Durchgang den 11-Darter aus: 97 – 180 – 180 – 44. Damit baute er seine Führung auf 4:2 aus, bevor er im siebten Leg ungewöhnlich viele Fehlwürfe einstreute. Auch ein falsches Doppel war dabei, statt in der Double-10, versenkte er seinen Pfeil in der Double-15 – „No Score!“ Chris Dobey zeigte in diesem Durchgang auch wenig Brauchbares, machte aber dann den entscheidenden Fehler weniger und verkürzte wieder, 3:4. In den darauffolgenden beiden Durchgängen konnte keiner den Anwurf des anderen ernsthaft gefährden, daraus resultierte das 5:4 für „Chizzy“. Im zehnten Durchgang gelang Chris Dobey mal wieder ein Break, mit 14 Würfen hatte er den Ausgleich erneut hergestellt, 5:5. Damit hatte Dobey nicht nur alles wieder in die Reihe gebracht, sondern auch den Anwurf im nächsten Leg. Aber den konnte er im elften Durchgang seinerseits nicht halten, Dave Chisnall holte sich mit 14 Pfeilen postwendend das Re-Break zurück und ging wieder in Führung, 6:5. Dem ließ der 43-Jährige aus St. Helens im zwölften Durchgang den 13-Darter folgen, damit hatte er das erste Halbfinale gedeckelt. 7:5-Erfolg für Dave Chisnall über Chris Dobey.
Ricardo Pietreczko nimmt es mit dem Weltranglistenersten, Luke Humphries, auf
Im Anschluss folgte das Halbfinale, das die deutschen Darts-Herzen definitiv höher schlagen ließ: Luke Humphries versus Ricardo Pietreczko. Ricardo Pietreczko hatte das Ausbullen gewonnen und fulminanter kann man kaum in ein Halbfinale starten: 100 – 140 – 100 – 161. Damit hatte er nicht nur einen hervorragenden 12-Darter präsentiert, sondern mit Triple-19, Triple-18 und Bullseye, obendrein ein exzellentes 161er-High Finish aus dem Hut gezaubert, 1:0. Auf diese Weise hatte er den Maßstab selbst festgelegt und exakt auf dem Niveau machte er im zweiten Durchgang weiter. Hier lieferte „Pikachu“ zweimal die 180 ab, also die ideale Grundlage, um sich mit 13 Pfeilen das Break zum 2:0 zu greifen. Auch im dritten Leg hatte der amtierende Weltmeister und World Matchplay Champion der Power-Performance von Ricardo Pietreczko nichts entgegenzusetzen, der Deutsche bestätigte das eben erzielte Break und zog auf 3:0 davon. Es dauerte bis zum vierten Durchgang, bis auch Luke Humphries auf der Anzeigengrafik für Leggewinne gelandet war. Ricardo Pietreczko hatte hier eine kurzzeitige Scoring-Verschnaufpause eingelegt und ließ so unbeabsichtigt dem Gegner den Vortritt. Luke Humphries hatte sich mit der 140 zwar eine ordentliche Vorbereitung serviert, brauchte dann aber fünf Versuche aufs Doppel, um das Leg tatsächlich zuzumachen, 1:3. Im fünften Durchgang war dann „Pikachu“ wieder zur Stelle, mit dem nächsten High Finish, 104 (T19, 15, D16) strich er das 4:1 ein. Erstaunlich wenig Gegenwehr hatte bis dahin der Weltranglistenerste zustande gebracht, erst im sechsten Durchgang wollte ihm wieder ein Leggewinn gelingen, 2:4. Es war jedoch Ricardo Pietreczko, der in diesem Halbfinale „unstoppable“ schien, eine Rolle, die sonst eher Luke Humphries zukommt. Mit der Entschlossenheit, die Ricardo Pietreczko das ganze Wochenende über ausgezeichnet hatte, verbuchte er auch Leg Sieben für sich, 5:2. Luke Humphries startete mit der 180 in den achten Durchgang, da war was drin für den 29-jährigen Engländer. Am Ende konnte er mit insgesamt 14 Würfen den Leggewinn entgegennehmen und auch wieder Zuversicht ausstrahlen. Luke Humphries hatte so auf 3:5 verkürzt und ein Leg später packte er gar nochmal den 12-Darter aus: 140 – 134 – 140 – 87. Damit fand „Cool Hand, Luke“ den Anschluss wieder, 4:5, und man konnte sich nicht sicher sein, in welche Richtung das Match nun gehen würde. Die Antwort auf diese Frage lieferte Ricardo Pietreczko schon im zehnten Durchgang: der 13-Darter, inklusive zweimal der 180. Besser konnte man dem Weltmeister nicht Paroli bieten, 6:4. Einen weiteren 13-Darter ließ der Berliner in Durchgang Elf folgen, Luke Humphries hatte noch 107 Punkte vor der Brust, da stand Ricardo Pietreczko schon als zweiter Finalist fest. 7:4-Erfolg von Ricardo Pietreczko über den Weltranglistenersten, Luke Humphries. Und auch hier muss man sich die Averages nochmal genussvoll vor Augen führen: Luke Humphries mit 98,51 im Schnitt, während „Pikachu“ sagenhafte 104,92 im Average aufwies.
Was für sensationell aufregende Halbfinals! Da konnte man sich einfach nur auf das Finale freuen, und das würden nach einer ganz kurzen Pause, Dave Chisnall und Ricardo Pietreczko bestreiten.