Ross Smith ist Darts-Europameister 2022

Am Sonntagabend standen die letzten drei Partien der European Darts Championship 2022 auf dem Programm. Nur noch vier Spieler konnten sich die Hoffnung machen, den Pokal und das damit verbundene Preisgeld von 120.000 Pfund mit nach Hause zu nehmen. Das waren zum einen Dirk van Duijvenbode und Michael Smith und zum anderen Chris Dobey und Ross Smith. Keiner der vier genannten hatte in Vergangenheit jemals ein Major-Turnier gewinnen können. Im Anschluss an die beiden Halbfinals wurde das Endspiel ausgetragen. Bei allen drei Partien kam das Format „Best of 21 Legs“ zur Anwendung.

Van Duijvenbode ist gegen die Klasse des Gegners machtlos

Ist der heutige 30. Oktober 2022 der Tag, an dem Michael Smith seinen ersten großen Titel gewinnt? Um die Chance darauf am Leben zu halten, musste sich der Weltranglistenvierte zunächst gegen Dirk van Duijvenbode behaupten. Smith setzte mit einem 14-Darter den Startschuss und schnappte sich auch das zweite Leg der Partie. Kurz darauf kam van Duijvenbode zu seinem Erfolgserlebnis, ehe er mit seinem 124er-Bullfinish das erste echte Ausrufezeichen setzte. Der Niederländer sammelte letztlich noch ein drittes Leg in Serie ein und nahm daher einen 3:2-Vorsprung mit in die Unterbrechung. Diesen Zwischenstand ließ Smith nicht lange auf sich sitzen, er kehrte furios zurück auf die Bühne. Mit 11, 13, 12 (inklusive 136er-Checkout) und nochmal 12 Darts sicherte er sich auf eine überragende Art und Weise vier Legs nacheinander. Um den Lauf seines Gegners aufzuhalten, benötigte van Duijvenbode einen eigenen „Zwölfer“. Der Niederländer beendete diesen mit einem 126er-Finish auf der Doppel-6 und reduzierte seinen Rückstand auf 4:6.

Nach der Unterbrechung kam van Duijvenbode noch näher heran, ehe Smith einmal mehr absolute Weltklasse zeigte. Der Engländer zauberte drei 11-Darter nacheinander ans Board und ließ dabei Checkouts in Höhe von 96, 87 sowie 86 Punkten unglaublich einfach aussehen. Den vierten Leggewinn nacheinander verwehrte ihm der „Titan“ – van Duijvenbode löschte zum zweiten Mal in diesem Match 124 Zähler auf dem Bullseye. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich mit 6:9 im Hintertreffen. Im darauffolgenden Leg übte van Duijvenbode Druck auf den gegnerischen Anwurf aus, doch Smith hielt diesem mit einem 15-Darter stand und war nur noch ein einziges Leg vom Endspiel entfernt. Per 14-Darter sicherte sich van Duijvenbode noch einen Leggewinn, dabei blieb es unterm Strich aber auch. Michael Smith versenkte den dritten Matchdart in der Doppel-10 und erreichte das achte Major-Finale seiner Karriere.

Der schwache Start kostet Dobey das Finale

Jetzt wurde der Finalgegner von Michael Smith gesucht. Sowohl für Chris Dobey als auch für Ross Smith bot dieses Match die riesige Chance, zum ersten Mal ins Endspiel eines TV-Turniers einzuziehen. Smith machte mit einem 15-Darter den Anfang und bestrafte danach vier gegnerische Fehler mit einem frühen Break. Im dritten Leg musste Dobey einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Er scheiterte erst knapp an 170 Restpunkten und war mit der nächsten Aufnahme nicht in der Lage, die übriggebliebenen 25 Zähler aufzuräumen. Alles in allem setzte Dobey die erste Session komplett in den Sand. „Hollywood“ leistete sich in den nächsten Minuten noch vier weitere Fehlwürfe und musste mit einem 0:5-Rückstand in die erste Pause gehen. Im Anschluss daran nahm das Warten für Dobey ein Ende. Er spielte einen 13-Darter und holte sich damit seinen ersten Leggewinn. Er legte durch ein souveränes 84er-Checkout ein Break hinterher, doch Smith konterte sofort mit einem 85er-Bullfinish. Zwei Möglichkeiten, um seine Führung auszubauen, nutzte der „Smudger“ kurz darauf allerdings nicht aus. Dobey kam aus diesem Grund mit einem eigenen 14-Darter zu einem weiteren Break, bestätigte dieses zudem ebenfalls mit 14 Würfen und hatte seinen Rückstand auf 4:6 reduziert.

Direkt nach der Pause scheiterte Smith knapp an 167 Restpunkten, im Gegenzug checkte Dobey 100 Zähler über 20 und zweimal Tops. Den Ausgleich machte sich „Hollywood“ durch einen Fehlwurf auf der Doppel-20 jedoch selbst zunichte. Smith sicherte sich mit einem eigenen 14-Darter das sofortige Rebreak und startete mit zwei 180ern ins nächste Leg. Am Ende war es ein weiterer 14-Darter, durch den Smith den Abstand vergrößerte. Das nächste Break gab es unmittelbar danach zu sehen, diesmal genügten Smith nur 13 Würfe, um bei Null anzukommen. Doch Dobey verbuchte das aus seiner Sicht sehr wichtige sofortige Rebreak, sodass sein Rückstand zu diesem Zeitpunkt nur 6:9 betrug. Die beiden darauffolgenden Legs wurden jeweils vom anwerfenden Spieler gewonnen, demzufolge stand Smith bereits ganz dicht vor der Ziellinie. Er feuerte den ersten Matchdart allerdings vorbei, weswegen dieses Duell nochmal richtig eng wurde. Dobey hielt sich auf der Doppel-5 im Turnier und glänzte unmittelbar danach mit sieben perfekten Darts. Letztlich war Dobey mit einem 11-Darter erfolgreich, durch das Break verkürzte er auf 9:10. Im 20. Leg der Partie hatte Dobey den Ausgleich in der eigenen Hand. Er verpasste jedoch fünf Möglichkeiten, um das Entscheidungsleg zu erzwingen. Ross Smith konzentrierte sich kurz und platzierte seinen vierten Matchdart Augenblicke später in der Doppel-20.

Michael Smith wird wieder nur Zweiter

Michael Smith gegen Ross Smith – so lautete das Line-Up im Endspiel der Darts-Europameisterschaft 2022. Elf Legs mussten die beiden Finalisten für sich entscheiden, um den größten Erfolg ihrer Karriere einzufahren. Ross legte hervorragend los und spielte zu Beginn mit 133 und 121 Punkten zwei hohe Checkouts. Im dritten Leg gelang Ross zwar kein Highfinish, ein weiteres Break holte er sich dennoch. Erst danach fand auch Michael besser ins Endspiel hinein. Er verbuchte per 14-Darter das sofortige Rebreak, ließ diesem einen 12-Darter folgen und hatte auf 2:3 verkürzt. Ein weiterer 12-Darter direkt nach der ersten Unterbrechung brachte dem „Bully Boy“ den Ausgleich ein. Ross benötigte einen hervorragenden 11-Darter, um den Lauf seines Kontrahenten aufzuhalten. Dabei handelte es sich um ein weiteres Break, welches Ross mit einem Treffer in der Doppel-5 bestätigte. Durch einen 13-Darter näherte sich Michael seinem Gegner wieder an, den gegnerischen Anwurf im zehnten Leg brachte er aber nicht in Gefahr. Dem „Smudger“ gelang zum zweiten Mal in diesem Endspiel ein 121er-Finish auf dem Bullseye, dieser 12-Darter bescherte ihm eine 6:4-Führung.

Sein starkes Finishing setzte Ross nach der zweiten Pause zunächst fort, auch 107 Restpunkte fielen ihm zum Opfer. Danach leistete er sich jedoch drei seltene Patzer auf die Doppelfelder. Michael war zur Stelle und holte sich das Break, ein knapp verpasstes 170er-Checkout kostete ihn jedoch das darauffolgende Leg. Ross glänzte in dieser Szene selbst mit fünf perfekten Darts und einem 81er-Checkout, sodass er auf 8:5 erhöhte. Eine Möglichkeit auf der doppelten 16, um noch weiter davonzuziehen, konnte Ross wenig später nicht verwerten – die unmittelbare Folge war ein weiteres Break. Anders als zuvor gelang es Michael diesmal, nachzulegen. Er versenkte einen schwierigen und gleichzeitig sehr wichtigen Wurf in der Doppel-5 und lag nur noch mit 7:8 hinten. Kurz nach der dritten und letzten Unterbrechung machte Ross 73 Zähler aus, zwei Legs fehlten ihm daher nur noch zum Triumph. Nachdem Michael wiederum verkürzte hatte, landete ein Breakdart von ihm knapp unter der Doppel-20. Ross gab sich auf der Doppel-8 Sekunden später keine Blöße und ging damit den vorletzten Schritt. Kurz darauf fiel die endgültige Entscheidung. Ross Smith brachte seinen dritten Matchdart in der doppelten 8 unter und entschied das Finale der European Darts Championship 2022 mit 11:8 für sich. Für den mit Abstand größten Erfolg seiner Laufbahn wird er mit 120.000 Pfund belohnt, in der Weltrangliste verbessert er sich um acht Plätze auf Rang 20. Michael Smith hat nun ein weiteres verlorenes Endspiel hinter sich, er erhält als Runner-Up 60.000 Pfund.

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